Donnerstag, 17. August 2006
Der Bär. Die Kuh. Und Norwegen. 1
Weil ichs versprochen habe, hier der erste kurze Reisebericht der beiden.
Da der Bär beim Schreiben aber keine Minute ohne Aufsicht war, gibts hier nur die entschärften Versionen, quasi die Löwenzahn-Fassung der Geschichtchen.



Viel ist es nicht. Wenn einem dauernd eine Kuh auf die Finger und auf den Bildschirm starrt, dann ist die Muse - die sich eben noch an den Bärenkörper schmiegte und ihm Kreativität in die Brusthaare zwirbelte - recht bald weg. Und kommt nicht so schnell wieder.
Was solls.
Hier ein paar Reiseimpressionen.

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ge-Fähr-lich
Der Schiffsrumpf erzitterte als die schweren Dieselmotoren ansprangen. Langsam schob sich die Fähre aus dem Hafen.
Richtung Norden.
Der Bär schaute zu Arielle.
„Na, kommen schon Gefühle auf?“
Arielle schaute den Bär verwundert an. Was der immer wollte! Romantik, Gefühle, feuchte Augen. Dabei wusste doch jede Kuh, dass zu viel Feuchtigkeit in den Augen beim Sehen stört. Und hat sich je ein Bär Gedanken darüber gemacht, was passiert, wenn einer Kuh Tränen über das Gesicht laufen? Wie sie sie abwischen könnte, ohne akrobatische Verrenkungen zu machen oder sich mit dem Vorderhuf die Nase aufzuschlagen? Nicht immer ist Gasoline in der Nähe, die einem die Tränen wieder ableckt, bevor die Fliegen kommen. Wo bitte ist das romantisch? So ein Bär wischt sich mit seinen Tätzchen die Tränen weg, schluchzt dazu ein bisschen und alle freuen sich, wie niedlich das aussieht.
Außerdem war es hier laut und stank nach Öl. Und so ganz geheuer war es ihr sowieso nicht, so weit weg von zu Hause auf so einem Metalldings zu hocken und krampfhaft nach Gründen zu suchen, warum ein so großes schweres Schiff nicht untergehen sollte. Aber sie wollte den Bären nicht schon wieder aufregen. Also nickte sie freundlich. „Ja, sehr schön hier. Toll. Wirklich.“
Der Bär freute sich. „Ich wusste doch, dass es dir gefällt, komm, lass uns ein bisschen auf dem Schiff herumgehen.“

Mist. Hätte sie doch bloß ihre Klappe gehalten. Aber sie nickte nur und stiefelte dem Bären hinterher. Vorbei an den vielen Touristen, die nach dem Kampf um die Sitzplätze begannen, den Transit-Shop zu erkunden und eifrig die Preise umrechneten, um sie mit den Angeboten von zu Hause zu vergleichen. Ein paar Passagiere schleppten Stühle an Deck und sicherten sich eine Platz an den Stellen, an die zwar Sonne, aber kein Fahrtwind kam. Arielle beobachtete kopfschüttelnd, wie sich die Sonnenhungrigen zusammendrängten. Wie eine verängstigte Herde. Aber Arielle konnte nicht verstehen, warum alle so scharf darauf waren, braun zu werden. So schnell wie möglich, so doll wie möglich. Die Menschen waren schon eine komische Spezies.
Während sie noch ihren Gedanken daran nachhing, wie die Menschen in einem schicken schwarz-weißen Fell aussehen würden, prallte sie auf den Bären.
Der war an der Reling stehen geblieben und schaute verträumt zurück.
„Schau mal, vom Land ist immer weniger zu sehen. Bald ist nur noch Wasser um uns herum.“
Arielle schluckte. Sie wollte nicht dauernd daran erinnert werden, wie nah sie einer Katastrophe war. Zu Hause hatte ihr Silke hämisch von Unglücken erzählt, bei denen ein großes Stück Eis gereicht hatte, um so ein riesiges Schiff völlig kaputt zu machen.
Während der Bär nach einer Stelle suchte, von der aus er dem schwindenden Land hinterherschauen konnte, guckte Arielle sich heimlich nach einem Ort um, der Sicherheit versprach. Wenigstens die Seeleute werden doch vorgesorgt haben. Aber die einzige vielversprechende Tür war verschlossen. Sie würde sie im Blick behalten müssen, vor allem, wenn es denn mal gefährlich werden sollte.



Der Kuhlumbusbär sah aus den Augenwinkeln, wie Arielle es sorgsam vermied, zu nah an die Reling zu treten. Wie sie immer wieder nach Türen suchte, die zurück ins Innere des Schiffes führten, wie sie aufschreckte, wenn das Schiff durch ein Wellental rollte. Er schmunzelte. Sie wird doch wohl keine Angst haben? Unsere sonst so tapfere Arielle.



Der Bär kletterte von seinem Aussichtsplatz herunter und nahm Arielle beiseite.
„Ich muss dir mal etwas zeigen. Schau mal hier, das ist ein Rettungsring. Wer sich im Wasser daran festhält, kann nicht untergehen. Sehr praktisch. Für den ganz seltenen Fall, dass doch mal was passiert.“

Arielle setzte sich vorsichtig neben den Bären in diesen komischen Ring. Wenn der Bär recht hatte, dann war ja alles nur halb so wild. Dann müsste sie nur die ganze Fahrt über hier sitzen bleiben. Und sich vielleicht vom Bären daran festbinden lassen, so, dass es keiner sieht und über sie lacht. Und wenn das Schiff dann untergeht, wäre sie gerettet. Sie war froh, dass sie nicht so dick war wie die fette Adelheid, oder wie Gasoline, wenn die mal wieder ihre Blähungen hatte. Die beiden würden gar nicht durch diesen Ring passen und müssten jämmerlich ersaufen.
Allerdings muss der Bär sie rechtzeitig zum Aussteigen wieder hier losbinden und mit an Land nehmen. Eine grausige Vorstellung, vom Bären hier vergessen zu werden und dann wochenlang an diesen orangenen Donut gefesselt hin und her zu schippern.
Arielle entspannte sich. Allein in der Nähe dieses Ringes zu sitzen, war schon ein beruhigendes Gefühl. Trotzdem soll der Bär sie anbinden, sicher ist sicher.

Arielle schaute aufs Wasser. Na ja. Feuchte Augen würde sie von diesem Anblick nicht bekommen, es sei denn, das Wasser spritzte ihr ins Gesicht. Aber ein klitzekleines Bisschen konnte sie sich eines unbekannten aber angenehmen Gefühls nicht erwehren. So, als schaute sie auf eine Weide voll von saftig grünem Gras, das von Horizont zu Horizont reichte. Um sich herum die Herde, nur ihre Lieblingskühe in der Nähe, von der fiesen Silke weit und breit keine Spur. Und immer wenn sie wollte, konnte sie zu ihrem Lieblingsbullen laufen, zu Franz. Sie schloss die Augen. Eine wohlige Wärme durchzog sie. Sie seufzte. War das Romantik? War das das Gefühl, von dem der dicke Bär dauernd schwärmte?
Sie wusste es nicht, aber sie würden den Bären nicht fragen. Niemals. Der sollte ruhig weiter glauben, sie wäre eine gefühllose dumme und ängstliche Kuh.

Hauptsache, er bindet sie nachher wieder rechtzeitig los ...

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Ah, schön dich wieder zu lesen :)

Deine Handy-Nr. ist auch gespeichert. Am besten du meldest dich vielleicht dann auf der GC bei mir - ich wäre ja wahrscheinlich sowieso die meiste Zeit da und an nichts gebunden...

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Mal gucken,
was sich noch so an kleinen Nordstories zusammentippen lässt. Noch habe ich ein paar Stunden Ruhe, bevor mich der Stress wiederhat. :o)

Ich erfahre erst am Montag, wie mein Zeitplan für die GC aussieht. Pieps mich mal an, damit ich dann zurückpiepsen kann. :o)

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Sehr schön, sehr schön. Ich will jetzt auch mit so einer Fähre fahren und irgendjemanden festbinden, damit er keine Angst mehr haben muss.

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Aber
dann such dir jemanden, der keine Bindungsängste hat ... :o)

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... und keine angst ankerfrei ins eiskalte wasser zu springen. ;)
schön, dass der kuhlumbusbär wieder unter uns weilt.

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Nun ja,
manchmal ist es eher suboptimal, noch einen Anker hinterhergeworfen zu bekommen... :o)

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Schön, dass der Kuhlumbusbär und Arielle wieder wohl behalten zurück sind und das ohne norwegischenSonnenbrand *einen Blick auf die Urlaubsfotos werfend*

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Weiterhin schönen Urlaub!

Wenn ich mir so anseh, wer wie lang und wie oft auf Reisen ist, sollte ich mal ein bisserl Geld zusammenkratzen und mich auch für paar Tage davon machen. Bloß allein ists dann doch zu fad. Hm.
Vllt im November nach Italien, mal sehen.

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Morgen
mittag steige ich in den Zug nach Leipzig, und morgen abend sitze ich schon wieder an meinen Dienstmails... :o)
Aber ich bin froh, dass meine Norwegenreise nach drei Jahren Anlauf endlich geklappt hat. Das muss jetzt wieder für ne Weile reichen.
Ich drücke Ihnen die Daumen, dass das mit Italien was wird. Und vielleicht auch mit ner netten Begleitung! :o)

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Der Notfallplan scheint bald Realität zu werden:

Nachdem ich vorerst der italienischen Freundin noch nichts von ihrem Glück erzählt hatte, hat sie dann gestern ziemlich große Augen gemacht, als sie fragte, wann ich denn endlich mal nach Italien komme. Hehe - sie hat sich sehr gefreut, mal sehen, obs wirklich klappt.
Feststeht, daß es recht teuer wird und ich mit Händen und Füßen reden darf. Dort sprechen sie außer Italienisch nur Italiensch - mal sehen. Mein Restitalienisch wird in 2 Wochen auf ne harte Probe gestellt, aber für einen Urlaub reicht es sicher nicht mehr.

Wünsche noch viele tolle Abenteuer in Norwegen!
Da muß ich mal auch hin.

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Ist
sicher eine Frage des persönlichen Geschmacks. Ich als eher ruhiger Nordgeborener bevorzuge die Fjords im Vergleich mit den Ballermannstränden oder den tunesischen Bustouren. Bei aller Weltoffenheit, natürlich. :o)
Ihnen viel Glück in Italien! Ich bin hoffentlich auch irgendwann noch einmal dort. Mindestens noch einmal ...

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