Freitag, 7. September 2007
Teil 7: Letzte Fähre
„Die Welt retten? Was soll der Scheiß?“ Arielle zerrte am Netz und drehte sich dann zum Bären um. „Der hat doch ne Schraube locker! Uns hier einzusperren! Ich habe gleich gewusst, dass er nur eines im Kopf hat. Dass er nur das eine will. Nämlich Mord!“



Roland verdrehte die Augen. Die Kuh brachte ihn noch um den Verstand, selbst hinter Gittern konnte sie einfach nicht ihre blöde Klappe halten.
„Jetzt ist aber Schluss. Wir werden die Welt retten, ob ihr wollt oder nicht. Ich bringe euch jetzt auf die Fähre. Und dann finden wir das Portal und gehen hindurch. Und dann wird eh alles anders...“ Roland grinste und schaute auf Arielle. „Ganz anders!“

Nur wenige Stunden später hatte Roland es geschafft, die beiden an Bord der Fähre zu bringen. Der letzten Fähre, die sie in dieser Welt benutzen würden...
Roland schaute aus dem Fenster am Oberdeck. Das Schiff verließ gerade den Hafen. Schnell hatte es das offene Meer erreicht und und pflügte schnurgerade durch die ruhige See. Keine Wolke war am Horizont zu sehen. Die Belehrungen durch das Bordpersonal, was man im Falle eines hohen Seeganges zu beachten hätte, schienen völlig überflüssig. Dementsprechend gelangweilt hörten die Passagiere zu oder taten nicht einmal das.



Nach einer Stunde Fahrt erschien am Horizont etwas, das man für eine Nebelbank halten konnte, wenn man genauer hinsah – und fast unmerklich änderte das Schiff seinen Kurs. Roland hatte ein komisches Gefühl im Magen, nicht nur von den Pilzen gestern. Er war jetzt kurz davor, das Portal zu finden. Er wusste nicht warum, aber er war sich sicher, dass das Schiff genau darauf zusteuerte, als sei es seine Bestimmung.

Er müsste nachher nur zusehen, dass er rechtzeitig in die Nähe des Krabbenkäfigs kommt, in den er den Bären und die Kuh eingesperrt hatte. Er darf sie nachher, wenn es mit Sicherheit mehr als hektisch werden würde, nicht aus den Augen verlieren. Dass es unter Wasser den dreien möglich sein würde zu überleben, davon ging er aus. Dann machte es ja auch Sinn, als Plüschtier herumzupaddeln, während die Menschen ringsherum ertrinken würden. Mit dem Gedanken an die Ertrinkenden beschäftigte Roland sich nicht weiter, ein notwendiges Opfer, das ja ohnehin vom Schicksal bestimmt war, da hatte er gar keinen Einfluss drauf. Aus den Augenwinkeln sah er zu der dicken Frau hin, die auf dem Sitz neben ihm saß. In der Nähe von Menschen konnten Roland und die anderen beiden sich kaum bewegen und auch nicht sprechen. Und es war auch eine ganz schöne Schinderei gewesen, abseits vom menschlichen Trubel auf die Fähre zu kommen. Aber Roland war sich sicher, dass das anders werden würde, je näher sie dem Portal kämen. Denn dann gibt es nur noch sie drei. Und das Böse auf der Welt, und den schwarzen Turm...

Roland schaute wieder aus dem Fenster. Das Schiff begann stärker zu rollen, als bisher und irgendwie sah das Wasser anders aus, irgendwie unheimlich. Die ersten Passagiere nahmen die Veränderung des Wetters und der See wahr, aber keiner machte sich ernsthaft Gedanken.
Der Druck in Rolands Magen verstärkte sich. Gleich war es soweit. Die Nebelbank ließ jetzt aus der Nähe den einen oder anderen Blick durch die Nebelschwaden zu. Auf bedrohlich tosendes und schäumendes Wasser, mitten auf der offenen See...
Er holte tief Luft und schloss die Augen...

Nachtrag: Auszug aus einem Verhörprotokoll der norwegischen Polizei hier