Freitag, 7. September 2007
Teil 6: Giftige Blicke
„Du spinnst wohl!“ Arielle stemmte die Hände in die Hüften. „Wir angeln uns hier die Finger wund und du willst Pilzsuppe zum Abendbrot machen?“
Mit offenem Mund starrte Roland auf die rumtobende Kuh. Er hatte in der Küche die gesammelten Fliegenpilze zu einer wohlriechenden Suppe verarbeitet und sie den beiden als Delikatesse angekündigt. Er selbst würde mit diesen Pilzen kaum Schwierigkeiten bekommen, der Bär und die Kuh würden allerdings in einen tiefen Schlaf fallen, so dass er sie leicht aufs Meer hinaus schaffen könnte. So jedenfalls war der Plan. Dass die gestreifte Kuh jetzt so ein Theater machte, damit hatte er nicht gerechnet.
Während Arielle sich weiter austobte, versuchte der Bär zu schlichten. „Tut mir leid Roland, aber ich esse sowieso keine Pilzsuppe, sorry. Trotzdem danke für deine Mühe. Und es ist überhaupt kein Problem, wenn du keinen Fisch magst. Iss ruhig deine Suppe, sie ist ja eh schon heiß, und sie riecht auch ganz gut.“
Arielle warf Roland einen großen Löffel zu. „Hier, und wehe du lässt was übrig.“
Wütend löffelte Roland die Pilzsuppe in sich rein, während die anderen beiden ihren Fisch aßen. Heute abend gebraten. Selbst die Kuh aß davon, und sie leckte sich ausgiebig das Fischfett von den Lippen, nicht ohne Roland einen hämischen Blick zu zu werfen.
Während Roland in Gedanken nach einem Ausweg suchte, hatte er die Suppe tatsächlich völlig aufgegessen. Voller Zorn und mit einem rumorenden Magen verließ Roland das Haus und stiefelte durch die Gegend. Er bräuchte also einen Plan B. Die beiden aufzuklären und zu überzeugen, käme wohl nicht in Frage. Die Kuh würde ihn wahrscheinlich nicht einmal ausreden lassen.
Also musste er eine Möglichkeit finden, die beiden gegen ihren Willen dorthin zu bringen, wo er das Portal vermutete. Nachdenklich stand er an der Kaimauer und blickte ins Wasser. Neben ihm lag ein Holzbrettchen auf dem etwas geschrieben stand. Roland machte die Augen zu und stellte sich vor, dort die Lösung zu finden. Den Hinweis, den er jetzt nötig hatte. Er öffnete die Augen und las.



Hm, irgendwas rührte sich in seinem Hinterkopf. Krabbe? Krabben!! Klar! Er hatte gestern hier etwas herumstehen sehen, was ihm jetzt helfen könnte. Wo war das Zeugs bloß... aha, da hinten. Jetzt müsste er nur noch die beiden dazu kriegen, zu tun, was er sagte. Er würde sich an den Bären halten, dann hatte er eine Chance...

„Hey, Ihr beiden, ich habe da was für euch! Das wird euch gefallen, yeah!“
„Was denn? Eine Schüssel Erdbeeren? Mit Sahne?“ Arielle grinste.
„Besser! Vielleicht sogar besser als euer Fisch von vorhin. Ein paar kleine Vorbereitungen, und Ihr habt ne echte Delikatesse auf dem Tisch. Für euch als Angler sollte das kein Problem sein...“ Roland schaute auf den Bär. „Du bist doch ein Profi, I’m sure...“
„Ja klar. Was ist es nun?“
Roland zeigte mit dem Kopf zur Tür. „Das Zeug steht da draußen. Ich zeig’s euch.“
Die drei gingen vor die Tür und folgten Roland zur Anlegestelle.
„Hier!“
Der Bär und die Kuh guckten ungläubig. „Was soll das denn? Wieso Delikatessen? Nun rück mal raus mit der Sprache!“
„Ich zeig euch, wie das funktioniert...“
Drei Minuten später hatte Roland gewonnen. Zufrieden schaute er auf das Bild, das sich ihm bot. Der Bär und die gestreifte Kuh waren zwar alles andere als kulinarische Delikatessen, aber das Gefängnis würde seinen Zweck erfüllen. Und das wütende Rumgezappel der beiden würde sich schon legen.
„Hört auf euch zu wehren, und sperrt mal eure Plüschohren auf!“...

Teil 7: Letzte Fähre hier