Sonntag, 26. August 2007
Teil 2: Zweiter Anlauf
Nachdem Roland sich wieder aufgerappelt hatte, fluchte er leise vor sich hin. Das hatte er sich einfacher vorgestellt, und Stephen King bestimmt auch. Jetzt müsste er ein wenig taktieren, brauchte etwas Geduld. Erst mal muss er rauskriegen, was die beiden hier machen. Vielleicht kann er dann ihr Vertrauen gewinnen, oder gucken, wo ihre Schwächen liegen. Denn ewig Zeit hatte er nicht - das Böse verlor keine Zeit, die Welten zu zerstören, die der dunkle Turm gerade noch so zusammenhielt. Was zählte da schon die Zickigkeit einer einzelnen Kuh. Da musste er jetzt durch. Und die Kuh auch.

Der Kuhlumbusbär machte die Angeln fertig.
„Ihr Fleischfresser seid ganz schön arm dran!“ Arielle schaute kopfschüttelnd auf den Bären. „Egal wo ihr seid, immer müsst Ihr dem Fleisch hinterher jagen. Friss doch die Würmer, dann sparst du dir das Angeln...“
„Oh, wenn’s nur ums Fressen ginge, müsste ich mir keine Sorgen machen. Immerhin habe ich ne fette Kuh hier.“
„Blödmann.“ Arielle schnaufte beleidigt und ging ins Haus.
„Weiber!“ rief der Bär ihr nach. Keine Ahnung von gar nichts, aber eine große Klappe und immer schnell beleidigt. Na ja, zumindest hatte er jetzt die nächsten Stunden seine Ruhe vor Arielle.
Konzentriert fummelte er weiter am Angelgeschirr herum, als ein großer Schatten durch die Schuppentür fiel. Erst dachte der Bär, dass Arielle zurückgekommen wäre, um weiter zu streiten. Aber dann hörte er die Stimme, und es lief ihm kalt den Rücken herunter...
„Hey Bär! Schön, in dieser Wildnis jemanden zu treffen.“
Ohne sich umzudrehen wusste der Bär, dass es der schwarze Bulle von gestern war und sein Instinkt sagte ihm, dass jetzt der Ärger losgehe.
„Hallo!“ Langsam schaute er sich um und hatte Mühe, seine Angst zu verbergen.
Der Bulle streckte ihm die Hand hin. „Ich heiße Roland. Nice to meet you! Wie ich sehe, willst du Angeln gehen. Cool. Ich habe bei mir zu Hause auch viel geangelt.“
Der Bär horchte auf. „Ich heiße Kuhlumbus. Und du bist also ein Angler, was angelst du denn so?“
„Oh, vor allem Lachs! So richtig großen. Big fish. Man muss nur wissen, wo man ihn findet, und wie man ihn am besten angelt. Aber ich weiß es, yeah...“
Bei diesen Worten verlor der Bär seine Verklemmung. „Lachs? Echt?“
„Klar, yeah! Hier soll’s ja auch welchen geben. Vielleicht können wir zusammen ein paar Lachse aus dem Wasser holen. Okay?“
Dem Bär lief das Wasser im Mund zusammen. In Gedanken an den leckeren Fisch übersah er das hintergründige Funkeln in den Augen des schwarzen Bullen. Er holte zwei Flaschen Bier aus einer Kiste und hielt Roland eine Flasche hin. „Dann lass uns draußen mal nachsehen, ob wir in dem ganzen Angelkram das Richtige fürs Lachsangeln finden.“



Arielle hatte durchs Fenster gesehen, wie der schwarze Bulle sich an den Schuppen herangeschlichen hatte. Sie hatte es schon gestern gewusst, dass der Bulle was im Schilde führte. Und sie wusste auch, was. Sie war sich sicher, sie hatte es ganz genau in seinen Augen gesehen. Für das, wonach er aus war, gab es viele Worte. Aber es reicht eins, um es glasklar auszudrücken: Sex.

Teil 4: Tiefes Wasser hier