Sonntag, 26. August 2007
Teil 3: Tiefes Wasser
Acht Flaschen Bier. Eigentlich kein Problem für einen Revolvermann. Es brauchte schon eine Menge, um ihn wirklich abzufüllen. Aber da war er auch nie eine kleine Plüschkuh gewesen. Roland legte sich vorsichtig ins Bett und schloss die Augen. Immerhin war er jetzt schon in der Nähe seiner künftigen Gefährten. Morgen wird er sich dann mal Gedanken machen, wie er die beiden durchs Portal bekommt. Hauptsache er findet hier in der Nähe eines. Jetzt erst mal schlafen und den Kreisel im Kopf zur Ruhe kommen lassen...

„Guten Morgen Roland! Hey, aufstehen! Morgens ist die beste Zeit, um rauszufahren!“ Der Bär rüttelte den schwarzen Bullen an der Schulter, bis dieser die Augen öffnete.
„Damn’d... Rausfahren?“ Roland erhob sich mühsam und versuchte geradeaus zu gucken.
„Klar, wollten wir doch. Vergessen?“ Der Bär grinste.
Roland trat aus der Tür und blinzelte in die Morgensonne. Irritiert sah er dem Bären zu, wie dieser eine Menge Angeln und Kisten zum nahen Bootssteg schleppte. Dort stand schon die Kuh und winkte zu Roland herüber. „Los. Nicht rumtrödeln. Der halbe Tag ist schon vorbei.“
Am liebsten wäre Roland erst mal um die Ecke gegangen, dann in die Küche und dann wieder ins Bett. Dennoch trottete er brav zum Steg, er hatte so früh am Morgen noch keine Lust, sich mit der Kuh zu streiten.
Ein paar Minuten später bereute Roland schon, dem Befehl der Kuh gefolgt zu sein. Das Boot schaukelte, Rolands Innereien spielten verrückt, sein Kopf drohte zu platzen...
Arielle blickte ohne eine Spur von Mitgefühl auf den leidenden Bullen. Typisch Mann. Sich erst die Rübe vollhauen und dann morgens die Augen nicht aufbekommen.
Der Bär dagegen schaute schon etwas verständnisvoller. Behutsam steuerte er das Boot aus dem kleinen Hafenbecken hinaus auf die offene See.



Der Wind war nicht sehr stark, aber die Dünung ließ das Boot auf und nieder rollen. Roland schloss die Augen und versuchte an etwas Angenehmes zu denken. Dass ihm nichts einfiel, machte ihm dann genau so viel Sorgen, wie sein außer Kontrolle geratener Magen.
Wie durch Watte hörte er den Bär und die Kuh beim Angeln miteinander reden...
„Kannst du nicht weiter werfen, du Schwabbelgrizzly?“ „Halt die Klappe und hol lieber noch eine Angel, damit ich uns die Fische ranhole.“ „Ich hab was dran!“ „Klar, die Unterwasserfelsen.“ „Hilfe, der Fisch zieht mich ins Wasser!“ „Sobald er dich sieht, lässt er wieder los.“ „Wow, eine fette Makrele!“ „Und zehn Knoten in der Schnur, feingemacht, brave Kuh!“ „Hör auf zu stänkern, mach dich lieber nützlich und hole das Messer!“ „...Stahlvorfach...Paternoster...Echolot...Köderfisch...“ „Klugscheißer! Fang lieber Fische, so wie ich!“„Das ist pures Anfängerglück!“ „Ha, ich hab wieder einen. Streng dich mal an, Winnie-Puh!“...

„Rooooland!! Aufwachen! Es geht nach Hause!“
Roland öffnete die Augen. Die gestreifte Kuh saß vorn im Boot und winkte ihm zu. „Tja, die Fischeimer sind voll, hast alles verpennt. Wovon ernährst du dich eigentlich dort, wo du zuhause bist?“
Bei dem Stichwort Ernährung fasste sich Roland sofort an seinen angeschwollenen Bauch und stöhnte. Wieder spürte er das Schaukeln des Bootes. Er hielt sich an der Ankerleine fest und quälte sich ein Lächeln ab. „Yeah, ihr seid eben klasse! Und jetzt wär es sehr nett, wenn wir so schnell wie möglich wieder an Land kommen würden!“



„So schnell wie möglich? Kannste haben!“ Bevor der Bär eingreifen konnte, hatte Arielle einen der vielen Knöpfe auf dem Armaturenbrett gedrückt und aus dem leisen Tuckern des Motors wurde ein schnell anschwellendes Dröhnen.



Durch den Ruck kam der Ankerstein ins Rutschen und bewegte sich auf die Kante zu. Der Bär schrie noch etwas in Rolands Richtung, aber der war schon gar nicht mehr zu sehen.
Das Ankerseil surrte über die Bordwand und folgte dem Stein ins Wasser.
Und irgendwo dazwischen hing Roland, verknotet in der Ankerschnur, unterwegs auf den Meeresgrund...

Teil 4: Romantische Revolverkuh hier