Donnerstag, 26. April 2007
Zwischenstopp 2 ...
Laut dröhnt die Musik aus den Boxen. Der lernfähige Internet-Musik-Kanal mit dem ganz speziellen Namen hat es geschafft, sich auf des Bären Mischstimmung einzuschießen. Mal powert es aus den Boxen, dass der Bär glaubt, er könne nun Sisyphos samt Stein im Laufschritt jeden Berg hochtragen. Dann aber füllt plötzlich Melancholie das Zimmer und stellt so viele Fragen, wie der Bär sie nicht auf einmal hören kann, hören will. Aber sie greifen nach des Bären Herz und drücken ganz fest zu...

Der Bär lehnt am stromlosen Koppelzaun und schaut auf die Kühe, die sich wie zufällig so nach und nach in seine Richtung begeben haben, stumm und scheinbar desinteressiert an allem vor sich hingrasend. Während Bertha in des Bären Blick die Melancholie erkennt und einen Seufzer unterdrückt, lauert Silke darauf, ob der Bär sich am Zaun einen Stromschlag holt. Falls nicht, so hätte sie sicher die eine oder andere Idee.
Der Bär selbst schaut gedankenschwer auf die Kühe, wie er sie hier an dieser Stelle erschaffen hat. Einfach so. Mit Worten und Bildern, mit dem Herzen, und mit den Lachfältchen aus des Bären Augenwinkeln. Inzwischen leben sie ihr eigenes Leben und schauen den Bären an, als wollten sie sagen: "Hey, wenn wir schreiben könnten, würden wir unsere Geschichten auch selber bloggen..."

Der Bär tritt einen Schritt zurück und schaltet mit einem Seitenblick auf Silke den Strom wieder ein. Noch sind die Kühe nicht entlassen, noch gehören sie in des Bären Welt. Noch brauchen sich Bär und Kühe gegenseitig.

Dann schlurft er so langsam nach Hause zurück. Kein Schweben wie auf dem Mond, kein motiviertes Gerenne bergauf. Langsam, nachdenklich. "Mal daran denken, dass es mehr gibt, als zu arbeiten..." hat grad jemand, nicht irgend jemand, zum Bären gesagt. Und der fragt sich jetzt, mit welchem Risiko das verbunden ist. Was das für Folgen hätte, für des Bären Seele, mal anzuhalten und zu schaun, wo er eigentlich steht. So überhaupt. Und so. Wie tief er fällt, wenn er sich nicht mehr an der Arbeit festhält, oder am Schreiben, oder an den Töchtern und Freunden. Also nur er selbst. Und eine Menge offener Fragen. Eine Menge Leere - oder auch Potenzial, wer weiß das schon. Eine Menge Vergangenheit. Aber welche Zukunft?

Die Musik wechselt die Richtung, immer noch melancholisch, aber nicht wirklich traurig. Der Bär liest auf dem Bildschirm Wörter, Sätze, versucht, Sinn hinein zu deuten, Stimmungen herauszulesen, Farben hinter den Zeichen zu erkennen.
Neben ihm sitzt auf dem Schreibtisch eine kleine Kuh, im grünen Kleid, mit Gießkanne und Blume auf dem Arm. Und wartet drauf, verpackt zu werden. Aber der Bär zögert. Er ist sich nicht mehr sicher, wo sie eigentlich ankommen würde.
Auf dem Bildschirm verdichten sich in einem kleinen Fenster die Worte einer Diskussion zu einem Gefühl aus der Veragngenheit, einem guten, vertrauten.
In einem anderen Fenster hängen dunkelschöne herzblutfarbene Worte in der Luft, die - selbst ungeschrieben - Fragen aufwerfen, eine wärmende innere Unruhe erzeugen, die schon lange nicht mehr da war.
Tja - Sackgassen, Hohlwege, Rückzüge, Umwege, Labyrinthe, Wege in den Nebel... Es wär ja auch langweilig, wenn es immer nur geradeaus gehen würde. Wo sollte denn die Weite der Seele herkommen, wenn alles immer so einfach wäre...

Die Musik wechselt wieder. Powersound. Gut. Also Schluss mit Kopfhängen lassen und dunklen Grübeleien. Jetzt wird Sisyphos den Berg hochgetragen. Zumindest auf Arbeit. Erst einmal... :o)

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