Sonntag, 27. Dezember 2009
Verko(r)kst
Jeder hat es schon einmal gesehen. Eine Linie weißen Pulvers, säuberlich auf einen kleinen Spiegel gezogen. Eine 100-Dollar-Note wird zusammengerollt, ein Ende in die Nase gesteckt, das andere Ende über die Linie aus Schnee gehalten. Dann wird richtig eingeatmet, und schwupps, ist der Spiegel wieder sauber. Und wenn man alles richtig gemacht hat, dann legen sich im Hirn einige Kontakte um und man fliegt, schwebt, fällt, schwimmt, taucht – was auch immer. Wenn man es richtig macht.

Und genau damit hat jemand offensichtlich ein Problem. Nämlich die Bahn. Genauer, die ICE-Züge der Bahn.
Wer Weihnachten die Bahn nutzen wollte, musste sich erst einmal durch Ersatzfahrpläne durcharbeiten, um schließlich festzustellen, dass sein Lieblingszug gestrichen wurde. Also umdisponieren und hoffen, dass nicht halb Deutschland dann genau den noch verbliebenen ICE nehmen wird. Die Bahn hat ein wenig herumgedruckst, den Ausfall im Detail zu begründen. Aber letzten Endes rückte man mit der wirklichen Erklärung heraus. Nicht die Kälte an sich hätte dazu geführt, dass die ICEs reihenweise in den Lokschuppen eingeliefert werden mussten. (Schlimm genug, dass man bei der Konstruktion der ICEs den Klimawandel missverstanden und außerdem schon etwas vorgezogen hatte. So schaun die Bahnbeamten jetzt ratlos auf das Thermometer und wundern sich, wieso es im Winter friert. Mitten in Deutschland.) Nein, das wirkliche Problem war diffiziler. Im Wortlaut der Bahnleute hört es sich so an: Die Züge zögen sich durch ihre Lüftungsschlitze soviel Pulverschnee rein, dass dies schließlich zu Störungen an der Bordelektronik geführt hätte.
Na? Klingelt’s? Genau. Hier will einer und kann nicht. Hier sind die Lines zu lang gezogen, der Schnee ist von der falschen Sorte, er wird zu gierig durch die Lüftungsschlitze eingesogen oder was auch immer. Jedenfalls scheinen sich dann die falschen Kontakte umzulegen, und statt zu gleiten oder zu fliegen bleiben die verschnupften ICEs einfach stehen.

Man darf gespannt sein, wie die Bahn dieses Problem lösen wird. Der Spezialist für ein mögliches Mehtadorn-Programm ist ja gegangen. Auch an den Dealer ist sehr schwer heranzukommen, seit Kopenhagen offensichtlich noch ein bissl schwerer. So wird der Bahn nichts weiter übrigbleiben, als die betroffenen Züge wieder auf die Straße, also auf die Schiene zu schicken - in der Hoffnung, dass nur gesunde und legale Dinge in die Lüftungsschlitze geraten. Das Bordpersonal kriegt einen Streetworker-, ähm, Railworker-Crashkurs und die Schneeräumer der Bahn werden von den einschlägigen Spezialisten der Polizei unterstützt.
Aber vielleicht kriegen die ICEs auch bald das Gefühl für die richtige Dosis, und statt stehen zu bleiben, wird abgehoben. Eine völlig neue Perspektive für die Bahn, schwere Zeiten für die Lufthansa.
Schaun wir mal.

Bis dahin schöne Feiertage und einen guten Rutsch an alle Blogger, Blogleser und an eine sehr spezielle Blogleserin (ich weiß, das ist jetzt ein ganz hinterhältiger Test :o)).

Und natürlich schön viel Schnee für alle! :o)

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