Samstag, 27. Mai 2006
Opel fatal
Nachdem es tatsächlich ein paar Leute gegeben hat, die sich an der Abstimmung beteiligt haben (danke,:o)), hier nun eine kleine Geschichte, die das Thema der Opelblogger aufgreift.
Wer von dem Thema noch nix gehört hat, kann ja mal hier oder dort nachlesen. Und wer nicht weiß, wer Lisbeth und Gasoline sind, schaut einfach mal da oder da nach. :o)
Also dann. Viel Spaß! :o)

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Abgebloggt
Die Bremsen quietschten.
Der silberfarbene Opel Trillio bewegte sich trotzdem mit scheinbar unverminderter Geschwindigkeit auf das Hindernis zu. Und stieß mit ihm zusammen. Laut. Kreischend. Splitternd.
Von hinten schoss ein weiteres Fahrzeug heran. Eine silberne Cherbatta. Der Fahrer des kleinen italienischen Flitzers versuchte noch, der Unfallstelle auszuweichen, wurde aber von der Leitplanke mitten in das Geschehen zurückkatapultiert. Noch ein Splittern. Staub.
Und dann Ruhe.
Langsam öffnete sich die Fahrertür des Opels. Ein junger Mann schob sich aus dem Auto, vorsichtig, als traute er weder seinem Körper noch dem Zustand seines Autos. Langsam bewegte er sich zwei, drei Schritte von seinem Opel weg, um dann kraftlos zusammen zu sacken.
Auch der Fahrer der Cherbatta kam aus seinem Fahrzeug. Eher kriechend, aber offensichtlich weitgehend unverletzt.
Über der Unfallstelle kreiste ein Paar Bussarde. Mit ruhigen, kräftigen Flügelschlägen. Lauernd.
Der Cherbatta -Mann stand auf. Holte tief Luft und fasste sich an den Kopf. Dann drehte er sich um und suchte mit den Augen den Fahrer des Opels. Fand ihn. Ging mit schweren Schritten auf ihn zu.
Die Bussarde kreisten tiefer. Lautlos.
Der Opel-Fahrer kam langsam zu sich. Er setzte sich und versuchte, die Situation zu überblicken. Links neben sich sein ziemlich demoliertes Auto. Davor das Hindernis. Ein großes Tier. Wohl tot. Ansonsten Stille. Das Stück Autobahn war ja auch noch nicht freigegeben. So schnell würde auch keiner kommen. Außer dem kleinen Sportwagen, der ihn nun schon seit etwa 60 Kilometern verfolgte. Der immer näher gekommen war. Sich wieder zurückfallen ließ, nur um dann wieder heran zuschießen. Der an ihm hing, wie eine Klette.
Jetzt sah er auch das Wrack des kleinen Flitzers. Nicht weit von den Resten des Opels. Und dann sah er einen Schatten, der größer wurde, immer größer, als würde er auf ihn zukommen.

„Ist sie tot?“ Das kleine Kalb Fridolin stand unruhig am Elektrozaun und äugte zur Straße.
„Ich habe gesagt, ihr sollt weg vom Zaun!“ Lisbeth zischte das Kalb an. „Benehmt euch ganz unauffällig. So, als hättet ihr nichts mitgekriegt, nichts gehört. Und nein, sie ist nicht tot! Ich habe genau gesehen, wie sie vorher umfiel, die Hufe exakt in Richtung Auto haltend, wie ich es ihr gesagt hatte.“
„Aber vielleicht hätten wir jemanden anders schicken sollen, als ausgerechnet Gasoline. Sie ist vielleicht, ähm, nicht flexibel genug.“ Berta musste wie immer rumnörgeln.
„Egal. Sie muss ja kein Gedicht aufsagen, sondern sich nur tot stellen. Jetzt liegt sie da und wird das schon irgendwie hinbekommen. Und ihr zerfetzt euch gefälligst nicht die Mäuler. Also Augen auf den Boden und Gras gekaut.“ Lisbeth sah, wie die Herde folgte. Gut, sie hatte sie in Griff. Unauffällig sah sie wieder zur Straße.

Der Schatten wurde immer größer. Der Opel-Fahrer blinzelte in das Licht. Noch bevor er erkannte, was oder wer sich auf ihn zu bewegte, hörte er eine Stimme. „Also auch du, Brutus!“ Irgendwie kam ihm die Stimme bekannt vor. Er hielt seine Hand über die Augen. Jetzt sah und erkannte er ihn, den Cherbatta-Fahrer. „Ah, Marchese, was machst du denn hier. Ich denke, du bist in Italien?“
Der Cherbatta-Fahrer blieb stehen. „Ihr fühlt Euch immer so sicher. Ihr habt es immer noch nicht begriffen, ich bin nur einen Schritt hinter Euch, egal was ihr tut.“
„Hinter uns? Ich versteh nicht. Und wieso Brutus? .. Ach so.“ Der Opel-Fahrer lachte. Er zeigte auf sein Auto, beziehungsweise auf das, was noch von ihm übrig war. „Deshalb also! Du irrst dich. Den Opel hier hab ich vor über zwei Jahren teuer erstanden. Eigentlich zu teuer. Mann, frag mich doch einfach, du hast doch meine Handynummer ...“
Auch der Marchese lachte, trotz der zunehmenden Kopfschmerzen. „Vergiss es. Ist schon in Ordnung. Ich wollte ja sowieso hier lang. Aber was ist eigentlich passiert. Das hat ja gewaltig geknallt. Wir hätten um ein Haar schon im Bloggerhimmel sein können.“ Er nestelte eine Packung Zigarillos aus seiner Hemdtasche. „Ha, eine gute Moods übersteht sogar so einen Crash wie den hier.“
Der Opel-Fahrer blickte sich um. „Irgend so ein großes Vieh stand plötzlich auf der Straße. Ich weiß gar nicht, wo es so schnell hergekommen war.“ Er stand langsam auf und streckte Arme und Beine aus. „Na ja, scheint ja noch alles dran zu sein.“ Er nahm ein Zigarillo, das ihm der Marchese angeboten hatte. “Danke! Lass uns doch mal nach dem Tier gucken. Muss ja ganz schön schwer sein. Ich glaube, es hat sich keinen Zentimeter bewegt, während der Opel sich dagegen komplett zusammengeschoben hat.“
Die beiden gingen nach vorne. Der Marchese suchte in seinen Taschen nach einem Feuerzeug. Der Opel-Fahrer sah staunend auf das umgefahrene Tier. „Eine Kuh! Das gibt’s doch nicht. Die springen doch nicht so einfach über die Straße! Hey Marchese, bis die Polizei kommt, sollten wir uns ein kleines Rinder-Steak gönnen ...“
Die Bussarde kreisten immer noch. Ziemlich tief. Aber irgendetwas schien sie zu beunruhigen.

Gasoline spürte, wie die beiden Menschen auf sie zu kamen. Oh, sie hatte ihren Job bis jetzt wirklich gut gemacht. Sie war genau im richtigen Moment auf die Straße gelaufen und hatte sich keine Sekunde zu spät fallen lassen. Die Hufe dem Auto entgegengestreckt, das in hohem Tempo auf sie zu raste. Es hatte schon ein wenig weh getan, als sie eine kurze Strecke über den Asphalt gerutscht war. Aber das war halb so schlimm. Lisbeth hatte gesagt, es wäre ganz wichtig, dass die beiden Autofahrer gestoppt würden. Dass sie gezwungen wären, hier in der Einöde stundenlang aufeinander zu hocken. Bei diesen Worten hatte das Kalb Fridolin verschämt gekichert, aber Lisbeth hatte es schnell zum Schweigen gebracht. Die beiden Menschen sollten einfach nur miteinander reden, oder sich anschreien, prügeln oder was auch immer. So lange bis der Arzt kommt. Und der kommt bei solchen Unfällen eigentlich immer.
Gasoline schielte durch ihre Augenlider in den Himmel. Bis eben waren noch zwei große Vögel am Himmel zu sehen gewesen. Jetzt waren sie nicht mehr da. Statt dessen war ein lauter werdendes Geräusch zu hören. Wie von einer großen Fliege. Aber sie hatte sich jetzt auf die beiden Menschen zu konzentrieren, die inzwischen direkt neben ihr standen. Sie musste sich komplett tot stellen. So schwer ist das nicht für eine Kuh, glücklicherweise. Wenn nur nicht die Aufregung wäre. Und die zunehmenden Bauchschmerzen.

„Ist sie tot?“ Der Marchese schaute auf die Kuh und reichte dem Opel-Fahrer das Feuerzeug.
„Scheint so. Ich hoffe nur, die Polizei wird mich jetzt nicht als Kuhmörder einsammeln.“
„Ist ne ziemlich große Kuh.“ Der Marchese beugte sich zum Opel-Fahrer. „Damit könnten wir ne ganze Bloggemeinschaft begrillen.“ Er lachte.
Ein lautes Geräusch ließ die beiden zusammenzucken. „Ach du lieber Himmel, die rülpst ja noch.“ Der Marchese guckte erschrocken zum Tier. „Und wie das stinkt! Was ist denn das für Zeugs, was die da in die Luft bläst?“
Der Opel-Fahrer winkte ab. „Das passiert sicher ab und an auch noch nach dem Exitus. Geht uns Menschen wohl ähnlich.“ Das Feuerzeug klickte. Nichts.
„Du musst es erst richtig schütteln. Ist ne Antiquität.“
„Ach so. Ah, jetzt ...“
Plötzlich schoss eine Stichflamme in den Himmel. Die beiden Männer rannten panisch weg von der liegenden Kuh, instinktiv in verschiedene Richtungen.
Trotz des gerade überstandenen Unfalls liefen die beiden sehr schnell. Aber es nützte nichts. Sie nahmen das Feuer mit, das sich unerbittlich durch ihre Kleider fraß ...

...

„Habt ihr gehört, was mit den beiden Männern von der Unfallstelle ist? Hat man sie wieder halbwegs hingekriegt?“ Der Hubschrauberpilot sah fragend in die Runde. Der Diensthabende in der Leitstelle schüttelte mit dem Kopf. „War ziemlich spät dran, der Rettungswagen. Die beiden liegen auf der Intensivstation. Schwerste Verbrennungen. Dabei ist alles noch ziemlich rätselhaft. Die sehen aus, als hätten sie sich mit Flammenwerfern beschossen. Aber keine Waffe weit und breit. Auch die Unfallursache ist noch nicht klar. Es weiß keiner, warum der vordere Wagen so plötzlich gebremst hat.“
„Wieso? Da lag doch was auf der Straße!“ Der Pilot dachte nach. „Irgend ein großes Tier. Ein Hirsch oder so.“
Der Diensthabende sah ihn erstaunt an. „Da war gar nichts. Nicht mal ein Plakat am Straßenrand, das ihn hätte ablenken können. Zum Beispiel mit einer Halbnackten drauf, und Bikini-Werbung.“ Er lachte anzüglich.
Dann lehnte er sich zurück und überlegte. „Das einzige, was da in der Nähe war, war eine Herde Kühe. Sonst nichts. Gar nichts.“

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hahaha, herrlich

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haha - köstlich!!
"Das Schweigen der Kälber" wäre auch ein passender Titel...

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und...
...was ist das geheimnis um die beiden herren? warum diese kuhaktion??? oder muss man da blogger.de-verschwörer sein? bitte mal lüften!

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genial. *lol*

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@otiz
na ja, erst mal auf die beiden Links gehen. Wie gesagt, ist ja schon ein paar Tage her.
Und dann, ähm, ist es wohl so, dass die Kühe sich so nach und nach irgendwie verselbständigen. Hier jedenfalls. Der Opel nur noch als Medieum, als Vehikel, im schreiberischen Sinne. Die beiden Herren fast als zu vernachlässigende Größen. (Selbst das wäre ja schon beinahe eine Message ...)
Muss mal den Blogpsycholgen fragen, wo das denn nun herkommt. Und wo das enden soll. :o))

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Extra Prima!

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*Mafiöse Kühe*
Ich hoffe auf einen Teil 2 - vielleicht dann mit Blues Brothers Sonnenbrillen und Nachtschwärzen Anzügen.. ;-)

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Oh, da ist schon eine Menge
virtuell geplottet. :o)
Was jetzt ein Opel war, kann das nächste Mal ein Milchtransporter sein. Oder ein Eiswagen. Der ist allerdings schon von den fiesen Pinguinen ausgeräumt worden. Dramatisches Shotout, schwarz-weiß gegen schwarz-weiß. Natürlich alles in Farbe ... :o)

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In Farbe? Schön!
Das Eis, meine ich natürlich: Rosa Himbeereis, dunkelbraunes Schokoladeneis und wollweisses Vanilleeis

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Einfach herrlich!
Ich hab mir nen Krampf gegrinst *immernochgrins*

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Die Kühe
sind ein wenig misstrauisch, was Farben angeht ... :o)

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hm
du solltest ein buch rausbringen....
mit deinen kurzgeschichten... genial...echt genial!

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Die Verlagschefin,
der ich ein entsprechendes Manuskript in die Hand gedrückt hatte, sah ziemlich unglücklich aus, als ich ihre erklären wollte, was ein Weblog ist.
Andere Geschichten sind auf dem Wege. Hin zu einer Ausschreibung. Und wieder zurück zu mir. Meistens.
Zum Glück muss ich nicht davon leben ... :o)
Und danke fürs Feedback! :o)

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bittschön! :o)
nicht aufgeben...
nimm dir ein beispiel an der mika kuh!

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Oh, ich kann
ganz schön stur sein! :o)
Die Lesung eben war auch wieder sehr schön. Es motiviert, wenn die eigenen Texte gut ankommen. Also geht der gelesene Text gleich in die nächste Ausschreibungsrunde ... :o)

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