Samstag, 11. März 2006
Eisfischen
wäre eine Alternative für die Fischer, die immer noch übers Wasser - nämlich über das gefrorene - zu ihren Booten gehen können. Während unterm Eis der Hering unbeirrt seine Saison beginnt, verkaufen die Fischer geräucherten Heilbutt, den sie selbst irgendwo eingekauft haben. Eingefroren. Wie sich das gehört. Eis also überall.



Allerdings wird das Eis immer dünner, selbst die Enten fühlen sich nur noch in der Mitte der Eisschollen halbwegs sicher. Aber dafür leben sie, die Enten.



Und sie suchen etwas Schutz in Hafennähe, während die Eisschollen im Strelasund durch den Sturm hin und her geschoben werden. Da treibt schon mal ein Schiff eingekeilt durch die Gegend und wartet auf den Schlepper. Der dann auch kommt. Ist ja schließlich nur der Strelasund, nicht die Nord-Ost-Passage.
Achja, nicht eine Kuh war zu sehen. Aber es ist ja auch grad ein Wetter, bei dem man keinen Hund vor die Tür gejagt kriegt, geschweige denn eine Kuh.

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Freitag, 10. März 2006
Wie bekommen wir die Kuh vom Eis?
Diese Frage stellen sich jeden Tag eine ganze Menge Leute. Finanzberater, Ehetherapeuten, Politiker – na gut, letztere wohl eher weniger.
Hier an der Ostseeküste hat man sich wochenlang eine andere Frage gestellt – Wie bekommen wir die Schwäne vom Eis?
Inzwischen taut das Eis so langsam (zu langsam, sagen die Heringsfischer). Die toten Schwäne verschwinden auch, auf die eine oder andere Weise. Aber selbst, wenn sie in einigen Tagen rein körperlich nicht mehr da sind, wirklich weg sind sie damit noch lange nicht. Doch die meisten Menschen hier oben sehen alles eher gelassen, zumindest die echten Einheimischen. Tote Schwäne gibt es jedes Jahr, Seuchenmatten auf der Straße sind auch nichts neues (öfter mal der Kühe wegen). Wozu Verschwörungstheorien, sagen die Leute, der Mensch ist eben wie er ist.
Also business as usual. Wobei die Leute hier nicht ‚Business’ sagen, sondern einfach nur ‚Lauf der Dinge’.
Wat mutt, dat mutt, sagen sie. "Eine tote Katze, am Virus gestorben? Schlimm, hoffentlich musste sie nicht so leiden. Unsere wurde vom Nachbarn vergiftet (auch wenn er es nicht zugibt). Wenn sie wenigstens überfahren worden wäre … Pandemie? Schlimm. Aber was genau ist das eigentlich? … Presseleute? Für jeden, der herkommt und Panik macht, bleiben Hundert Urlauber weg. Schlimm …"
Fatalismus oder Gelassenheit? Verdrängung oder Bodenständigkeit? Leichtsinn oder Lebensart? Ich bin mir da nicht so sicher. Von der Ferne aus würde auch ich einiges anders machen, einiges anders sehen. Aber wenn ich dann wieder hier bin, wenn ich am Strand des Strelasund stehe und die Wellen auf mich zu rollen sehe (zugegebenermaßen kleine Wellen, aber immerhin), ist alles anders.
Ich bin zu Hause. Wenigstens für ein paar Tage.

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Freitag, 10. März 2006
Kuhrage...
Auf dem Weg zur Straßenbahnhaltestelle kam mir heute morgen eine Frau mit einem riesigen schwarz-weiß gescheckten Regenschirm entgegen. Echt! Abgesehen davon, dass es ein Zeichen dafür war, wie nass der fallende Schnee inzwischen ist, hielt ich es auch für einen Beweis wachsender Kuhrage unter den Leuten. Man demonstriert ganz öffentlich seine Zuneigung zum Kuhratorium. Das find ich klasse!
Als die Frau näher kam, sah ich, dass alles ganz anders war. Das schwarz-weiße Muster war nichts anderes als ein Fußball, versehen mit einem dezenten Hinweis auf die Weltmeisterschaft im Sommer.
Jetzt könnte man vielleicht überlegen, wie viele Kuhhäute so eine Fußballweltmeisterschaft einschließlich des ganzen Merchandisings und Kickerbooms auf dem nicht vorhandenen Gewissen hat. Aber diese Rechnungen verschiebe ich lieber auf den Juni. Wenn die richtige Weltmeisterschaft anfängt. Die WM mit den Fußballern, und nicht mehr die, „Klinsmann gegen den Rest der Welt“, oder umgekehrt. (Es weiß ja keiner mehr, wer in diesem Falle eigentlich den Heimvorteil hat.)

Auch meine Heimatstadt Leipzig bereitet sich schon massiv auf die WM vor. Zum Beispiel baut man seit einigen Jahren (oder Jahrzehnten?) an dem Haltestellenkomplex vor dem Hauptbahnhof. Es ist zwar noch lange nicht fertig, trotzdem gibt es die ersten sportlichen Erfolge zu vermelden. Die Haltestellen werden nämlich nicht nur breiter, sondern auch länger, viel länger. (Vielleicht fahren zur WM extra-lange Straßenbahnen, wer weiß.)
Und das führt jetzt zu folgendem Phänomen: Man steht auf dem Bahnsteig und lauert auf seine Bahn. Wenn man rechtzeitig erkennt, in welchem Abschnitt der Haltestelle die Bahn hält, hat man gute Chancen mitzukommen. Allerdings ist das nicht ganz so einfach. Wegen der Abzweigungen und Weichen kann es passieren, dass die eigentlich vorne liegende Bahn auf den letzten Metern noch von einer anderen abgefangen wird.
Die cleveren Leute stehen deshalb ziemlich genau in der Mitte, und da Leipzig voller cleverer Leute ist, stehen ganz ganz viele Leute in der Mitte. Und wenn dann die Bahnen kommen, gibt es jedes Mal eine hübsch anzusehende Dynamik auf dem Bahnsteig. Ein sich vermischendes Hin und Her, ein kaum berechenbares Vor und Zurück - ein kleiner Hauch von sportlichem Wettkampf weht über die Haltestelle. Wer sich in die höheren Spielklassen kämpfen will, praktiziert das Ganze mit richtig viel Reisegepäck. Beziehungsweise Arm in Arm mit Freund, Freundin oder einem ähnlichen Handicap.

Neben den Chaostheoretikern der Uni könnten auch die Verantwortlichen der Fußball-WM an dieser Stelle ein paar wertvolle Erfahrungen sammeln. Über das Potenzial des Herdentriebes zum Beispiel, und über seine Grenzen. Oder über die Auswirkungen gezielter Desinformationen auf eine in Bewegung befindliche Menschenmasse. Oder so etwas in der Art. Vielleicht tun sie das auch bereits, die obligatorischen Überwachungskameras sind sicher schon installiert.

Ich selbst werde den Hauptbahnhof jetzt ein paar Tage nicht sehen. Ich bin unterwegs nach Norden, dorthin, wo ich eigentlich herkomme. Also sitze ich wieder im überheizten Zug, baue ein mentales Schutzschild gegen die umherschwirrenden Viren auf (habe das Spaghettisieb natürlich vergessen) und denke an Wasser, an schneebedeckte Strände, an tote Schwäne. Und ohne Frage auch an Kühe. Klar.

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Sonntag, 5. März 2006
Kuhhaut...
Draußen schneit’s. Nicht ganz so viel wie im tiefen Süden des Landes, aber genug, um noch nach Winter auszusehen. Ich sitze vor dem Monitor und sortiere Fernsehbilder im Kopf. Kommissar Brunetti, Venedig. Denke dran, wie schwer es wäre, mit einer Kuh quer durch Venedig zu reisen. Die schmalen Gondeln fallen schon mal als Transportmittel aus. Und dann die vielen Brücken... Naja, ist ja nicht sooo wichtig. Im Moment hab ich nicht unbedingt vor, eine Kuh durch Venedig zu treiben.

Apropos Kuh.
Heute Mittag begann die Schneedecke auf dem großen Parkplatz unter meinem Fenster wegzutauen, fleckenweise. Für einen kurzen Moment kam mir der Gedanke, dass eine schwarz-weiß gescheckte Kuh richtig schwer zu erkennen gewesen wäre. Zumindest für ein paar Minuten.

So wie es jetzt aussieht, wird morgen früh wieder alles ganz weiß sein. Dann sehe ich die Kühe auf dem Parkplatz ganz genau.
Wenn welche da sind.
Schlechter ist es da schon mit kleinen weißen Hunden, wie mit dem da auf dem Bild. Aber das scheint ihm selbst nichts auszumachen, im Gegenteil. Er weiß genau, dass wir einige Mühe haben, ihn im Schnee immer gleich wieder zu finden.
Bei einer Kuh wär das kein Problem, oder?

In diesem Sinne kuhte Nacht

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Freitag, 3. März 2006
Kein Heim für Kühe...
"Da steht ein Pferd auf dem Flur!" - Wer kennt ihn nicht, den berüchtigten Gassenhauer. Aber wie wär's denn mal mit ner Kuh im Bad? Vor allem, wenn man nur so eine Art "Sanitärschlauch" hat, wie unsere WG. So ohne weiteres würde man eine Kuh da gar nicht reinkriegen. Abgesehen davon, dass die Kuh Mühe hätte, die scharfe Kurve durch unsere Küche zu kriegen, wär sie mit Sicherheit zu breit fürs Bad. Es sei denn, man teilt sie in zwei Teile, ziemlich genau in der Mitte, und längs natürlich. Das aber ginge wohl nur mit einem Laserschwert aus StarWars oder ähnlich schwer zu kriegendem Werkzeug. Dann beide Teile quasi hintereinanderstellen und voila, die Kuh passt!

Obwohl sie zugegebenermaßen in der Länge nur deshalb passen würde, weil unsere Dusche gerade rausgerissen wurde, fachmännisch, wegen des vielen Wassers - dort, wo es nicht hingehört. In der Wand zum Beispiel, in den Dielen, sogar draußen auf dem Flur, wo eigentlich das Pferd stehen sollte. Das soll sich aber ändern, das mit dem Wasser, bald. Dann gibt's ne neue Dusche, sozusagen wasserdicht, und neue Fliesen für die Wände.
Was allerdings den Sanitärschlauch noch schmaler machen würde. Jedenfalls würde ich dann meine Hand nicht mehr dafür ins Feuer legen, dass eine halbe Kuh noch reinpassen würde. Ins Feuer geht auch nicht, die Hand, dauernd verschwinden hier die Feuerzeuge, und unsere Streichholzsammlungen sind alle schwarzbeköpft, weil schon benutzt.
Naja, was solls, es gibt ja eh keine Laserschwerter...

In diesem Sinne eine kuhte Nacht

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Eisige Reserven...
Wer auf dem Weg von der Apotheke nach Hause - die Beutel voller Tamiflu - bemerkt haben sollte, dass die Winterattacken immer kürzer werden, mag dem mancherorts letzten Schnee hinterhertrauern.
Andere haben aber rechtzeitig geschaltet und sich einen kleinen Vorrat an Schneemännern angelegt, ohne dass sie von ihrer Lieblingszeitung dazu aufgefordert werden mussten...
Eine kuhle Idee...
(Den Schneemann hatte ich dorthin verschenkt, wo er sich am wohlsten fühlt. Für den Blog habe ich ihn - den goodwill der Beschenkten mutig antizipiert - mal kurz ausgeborgt. Danke!)

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