Samstag, 5. August 2006
Romanze am Pool


Kuhlumbus nahm Arielle in den Arm. „Schau mal, das hier ist ein Pool, ein kleiner Swimming Pool. So ein ganz klein wenig kommen wir damit dem Meer schon näher.“
Arielle runzelte die Stirn. „Wieso, ich denke, wir fahren mit dem Auto?“
„So meine ich das auch nicht. Ich meine nur vom Gefühl her näher. Also Sonne, Baden, Schwimmen und so.“
„Schwimmen? Wir schwimmen nach Norwegen??“
Kuhlumbus blickte Arielle von der Seite an. „Blödsinn. Aber hör' mal in dich hinein. Du sagst doch immer, es zieht dich zum Wasser. Spürst du denn nichts, wenn du in den Pool schaust?“
„Jetzt spüre ich gerade deinen Arm auf meinem Rücken. Sei bitte vorsichtig, ich sitze nicht sehr sicher hier.“
„Himmel!“ Genervt rückte Kuhlumbus ein Stück von Arielle weg. „Musst du denn nicht ans Meer denken, wenn du den Pool hier siehst? Erst eine große Klappe, von wegen Strandromantik und so, und jetzt denkst du nur an deinen rutschigen Hintern?“
„Was fällt dir ein, über meinen Hintern zu lästern! Liesbeth hat gesagt, mit dir mitzufahren wäre eine große Ehre für mich. Und statt dessen werde ich hier jetzt sexuell belästigt!“
„Sexuell .. was??“ Kuhlumbus fehlten die Worte.
„Na ja, halb so schlimm, wir Kühe sind da ja einiges gewohnt. Aber zurück zu deiner Frage. Ich kann nur hoffen, dass am Meer alles anders ist als hier bei diesem komischen Pool.“
„Ähm, wie anders?“
„Zum Beispiel das Gras. Im Pool ist kein Gras. Wovon sollen die Seekühe denn leben? Oder guck dir mal den Rand an. Wenn das Meer auch solch einen Rand hat, kommt da doch niemals jemand raus. Keine Kuh, keine Seejungfrau.“
„Das Meer hat keinen Rand. Da gibt es einen Strand, und man kann ganz gemütlich rein und rausgehen, meistens jedenfalls.“
„Andererseits,“ Arielle zog die Stirn in Falten, “wenn es keinen Rand gibt, dann würde das Meer doch auslaufen, oder?“ Sie blickte skeptisch zum Kuhlumbusbären. „Hast du überhaupt schon mal das Meer gesehen?“
Kuhlumbus bezwang den Drang, Arielle einfach in den Pool zu stoßen. „Ja, natürlich habe ich das. Und glaub' mir. Wenn du erst einmal selbst am Strand stehst und bis zum Horizont nur Wasser siehst, dann wirst du das alles selber spüren können. Die ganze Romantik, die das Meer in sich birgt.“ Der Bär versank in Gedanken an den Geruch nach Teer und Tang, an das Geschrei der Möwen, das unermüdlich Rollen der Brandung. An den warmen Strandsand, in dem er neben seiner Lieblingsbärin gelegen hatte, damals ...

Arielle hatte keine Ahnung, was das für eine Romantik war, die da im Meer lauerte. Wie groß sie war. Wie gefährlich. Oder wie schmackhaft, je nachdem. Aber sie spürte, dass Kuhlumbus mit seinen Gedanken ganz woanders war und wollte ihn nicht weiter aufregen. So rückte sie wieder ein Stück an ihn heran und blickte still auf den Pool.
Sorgsam darauf bedacht, mit dem Hintern nicht vom Rand zu rutschen und hineinzufallen. In das graslose Wasser...

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