Sonntag, 24. April 2011
Gänslich weg
Liebe Ostergrüße an alle Ab-und-an-noch-Leser dieses Blogs! :o)
Und für alle, die noch wissen, wer Liesbeth und Silke sind, und denen der Name Karl Theodor irgendwie geläufig ist, ein paar Zeilen anbei ... :o)


Lisbeth hatte es gewusst, wenn einer schon Karl-Theodor heißt, dann kann er nur Probleme machen.
Dabei sah der junge Bulle echt gut aus! Als er in die Herde kam, wenn auch auf die andere Seite des Zaunes, verbreitete sich die Botschaft wie ein Lauffeuer. Selbst Silke, die Zicke, benahm sich plötzlich ganz sonderbar. Dauernd schaute sie in die große Pfütze, links neben dem Gatter. Und wenn sie mit ihrem Spiegelbild zufrieden war, tobte sie zurück zum Zaun, hinter dem die Bullen standen. Nur um dort herumzustänkern wie eh und je.
Die Milchrekordlerin der Herde, Adelheid, machte den Eindruck, als ginge sie das alles nichts an. Doch wenn man genauer hinsah, und Liesbeth konnte das, dann merkte man, dass Adelheid durchgehend unter Spannung stand. Aus den Augenwinkeln schien sie ständig im Blick zu haben, wo der junge Karl-Theodor sich aufhielt. Und ganz unauffällig drehte sie sich dann immer so, dass ihre prallen Euter aus der Gegenrichtung gut zu sehen waren. Liesbeth schüttelte mit dem Kopf. Was war bloß mit ihren Mädels los?
Auch die alte Bertha machte keine Ausnahme. Es wunderte zwar niemanden, dass sie als wandelndes Lexikon unter den Kühen auch Liebesgedichte in petto hatte. Aber dass sie sie nun dauernd rezitierte, begleitet von feurigen Blicken Richtung Bullenweide, das sah beinahe mitleiderweckend aus. Allerdings war Karl-Theodor galant genug, um über diese Peinlichkeiten hinweg zu sehen. Mehr als einmal sah Liesbeth, wie der junge Bulle die alte Bertha in ein Gespräch verwickelte. Die Nüstern erhoben, den Blick fest und offen auf Bertha gerichtet, dozierte er über was auch immer, während Bertha ihn verträumt lächelnd anstarrte. Karl-Theodor schien von allem eine Menge Ahnung zu haben, so wie Bertha ihn anhimmelt, denn schließlich war Bertha nicht Adelheid. Der Weg zu Berthas Herz führe quer durch alle Lexika, hieß es unter den Kühen. Als Liesbeth sie auf den jungen Bullen ansprach, bekam sie eine Antwort, die sie grad bei Bertha nicht erwartet hatte: „Ahnung? Nö, die hat Karli nicht, irgendwie von gar nichts ... Aber er ist sooooo süß!“

Liesbeth nahm sich vor, ihre Mädels im Auge zu behalten, aber solange der Zaun dazwischen war, konnte ein wenig Abwechslung nicht schaden.

Und dann war er weg. Auf einmal. Des Nachts hatte er sich durch den Zaun geschlichen. Nicht zu den Kühen, sondern in die entgegengesetzte Richtung. Auf Nimmerwiedersehen, wie die anderen Bullen sagten. Die Kühe allerdings waren überzeugt, dass er bald wiederkäme, denn schließlich hätten sie eine Menge zu bieten. Und wie sollte jemand wie Karl-Theodor überhaupt ohne seine Bewunderinnen auskommen? Aufgeregt spähten sie in der Gegend herum, und hofften, irgendwo am Horizont würde dieses schwarz-weiße Leuchten wieder auftauchen, und der junge Bulle wäre wieder da.
Nur Bertha stand ein wenig abseits von den anderen und blickte traurig auf die Lücke im Zaun. „Der kommt so schnell nicht wieder“, murmelte sie mit einem Seitenblick auf Liesbeth. „Und ich weiß auch warum: Die Gänse waren’s!“ „Die Gänse?“ Liesbeth schüttelte den Kopf. Klar, sie hatte gestern auch gesehen, dass Karl-Theodor ziemlich unruhig wurde, als plötzlich die Gänse des Bauern am Zaun aufgetaucht waren und aufgeregt in seine Richtung schnatterten. Aber kein Bulle hat Angst vor Gänsen, und jemand wie Karl-Theodor schon gar nicht. „Oh“, sagte Bertha, „die hat er schon. Denn da steckt eine sehr traurige Geschichte dahinter. Seitdem hat der arme Karli an einem schweren Trauma zu leiden.“
„Wegen irgendwelchen Gänsen?“
Bertha schloss die Augen. „Nein, nicht direkt, eher wegen, ähm, Gänsefüßchen ...“

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Montag, 24. Dezember 2007
Red Nose
Heiligabend. Wieder einmal kein Schnee. Der Blick geht fröstelnd zum Himmel, vielleicht auf der Suche nach ein wenig weihnachtlicher Romantik. Und richtig, mit ein bisschen Glück und herzoffenen Augen kann man ihn sehen, den Weihnachtsmann, wie er mit seiner Fuhre durch die Lüfte saust. Aber dann schaut man genauer hin und stutzt. Was ist das denn?? Das kann doch nicht wahr sein! …

Ein paar Wochen vorher: Weiterlesen

Allen Lesern wünsche ich mit dieser "kleinen" (Sorry, hatte keine Zeit zum Kürzen ...), heut entstandenen Geschichte ein wunderschönes und besinnliches Weihnachtsfest!
An die Freunde und Verwandten des Bären ganz liebe Grüße.
Grüße in den Norden nach Barth und Brandshagen, in den Süden nach Zella, Ilmenau und Chemnitz und in den noch südlicheren Süden. :o)
Wir lesen und sehen uns! :o)

Und jetzt geht der Bär erst mal feiern. :o)

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Dienstag, 11. September 2007
Roland: Kleiner Bulle, großer Ring
Die Plüschtiervariante von Stephen Kings „Dunklem Turm“ hat selbst in der Kurzfassung für viel Furore gesorgt. Und „Roland der Revolverbulle“ steht nach seinem kometenhaften Aufstieg in die erste Reihe der Kuhratoriumsdarsteller im Mittelpunkt des Medieninteresses.
Wir hatten die Gelegenheit, ihm privat ein paar Fragen zu stellen und wollen unseren geneigten Lesern die Antworten nicht vorenthalten.




Das Kuhratorium-Team bei einer Pausenbesprechung am Foto-Set: Kuhlumbusbär Tschaikowski (wie immer dezent im Hintergrund), Halb-See-Kuh Arielle, Revolverbulle Roland, Flugbegleiter und Waschmaschinentester Picasso (v.l.n.r.)

Hallo Roland! Der Revolvermann als kleines schwarzes Plüschtier – das liegt jenseits aller Vorstellungen von Stephen King, das klingt nach neuen Möglichkeiten, aber auch nach neuen Problemen. Was ist Ihr erstes Fazit in dieser neuen Rolle?

Oh, sorry, könnten Sie mich bitte etwas hochheben, damit ich Ihnen in die Augen schauen kann? ... Yeah, genau, thanks ...
Also ehrlich gesagt war ich ziemlich überrascht, in dieser Form aufzuwachen und meinen Job tun zu müssen. Das Gras ist eklig hoch und die Regenwürmer sind groß wie ausgewachsene Schlangen. Aber okay, Job ist Job, und meine, ähm, Zielpersonen waren ja auch nicht größer als ich.
Was Stephen angeht, da würde ich gar nichts ausschließen. Kuscheltiere waren ja schon einmal ein großes Thema bei ihm gewesen.

Roland der Revolvermann - eine Rolle, die vor allem auf Selbstvertrauen, auf besondere Fähigkeiten und auch auf ein gewisses Bedrohungspotenzial abzielt. Das ist aber sicher nicht zu hundert Prozent als Plüschkuh rüberzubringen, oder?

Oh, ich bin ja nicht wirklich eine Kuh sondern ein Bulle. Und das ist schon die halbe Miete, was das Bedrohungspotenzial angeht, yar ... Und die besonderen Fähigkeiten, na ja, es ist schon schwierig, ohne Finger mit den Revolvern zu jonglieren. Aber da ich die Knarren sowieso nicht dabei hatte, fiel das gar nicht auf. Also kein Grund, Selbstvertrauen zu verlieren. Das wär ja auch das Ende der Geschichte, wenn man so eine Zicke wie Arielle zum Altar, äh, zum Portal führen muss.

Es gibt das Gerücht, dass zwischen Ihnen und Arielle außerhalb Ihrer Rollen im „Dunklen Turm“ was Privates läuft. Man behauptet...

Fuckin’ Bullshit! Ähm, völlig daneben. Wir gehen uns total aus dem Weg. Ihr fehlt privat das, was sie in ihrer Rolle auch nicht hat. Weitsicht, Respekt, Romantik, also Intellekt, Gefühl, Erfahrung, und...

Das müssen wir jetzt nicht vertiefen, es war ja nur eine kurze Zwischenfrage. Ich wollte Ihnen da nicht zu nahe treten, Entschuldigung! Aber eines interessiert mich noch. Was bedeutet eigentlich der riesige Ring auf Ihrem Bauch?

Oh, das war ein Unfall. Normalerweise ist das mein Bauchpiercing. Aber bei der Verwandlumg in ein Plüschtier ist das blöde Teil einfach nicht kleiner geworden und hängt jetzt wie ein Gewicht aus Blei an meinem Nabel. Aber da ich in dieser Rolle keine Hemden oder sowas trage, geht das schon.

Was stört Sie an Ihrer Größe, oder besser gesagt an Ihrer Winzigkeit eigentlich am meisten?

Schwere Frage, ich will mich an diesen Zustand auch gar nicht erst gewöhnen. Wenn man sich als Plüschtier in der normalen Welt bewegt, gibt es schon ein paar Probleme, you know? Die Türdrücker sind einfach zu hoch und die Straßen zu breit, zum Beispiel. Aber ich kann mich auch sozial nicht so verhalten, wie ich es als Revolvermann in Originalgröße gewohnt bin. Nehmen Sie mal meine Frisur. Sieht doch scheußlich aus, oder? In meiner eigentlichen Welt hätte ich das geklärt. Aber als Plüschtier, na ja, da bin ich einfach zu klein dazu, meinen Frisör zu erschießen ...

Natürlich, das ist durchaus nachvollziehbar. Dann wünsche ich Ihnen für den Dreh der nächsten Folgen trotzdem alles Gute und bedanke mich für das Gespräch!

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Sonntag, 9. September 2007
Nachtrag: Auszug aus einem Verhörprotokoll der norwegischen Polizei
Kriminalassistent Olof Fredersen legte die Papiere auf den Stapel. „Ist schon eine seltsame Geschichte. Wie aus dem Nichts kommen Nebel und Sturm auf, in einem Gebiet, das nicht mal einen Quadratkilometer groß ist. Und der Kapitän hält wie ein Besessener darauf zu.“
Sein Kollege Ben Alderstadt schüttelte mit dem Kopf. „Hat er doch abgestritten, das war die Automatik, sagt er. Aber da sollen sich die Spezialisten drum kümmern, wir haben hier besseres zu tun. Du übrigens auch!“
„Ist ja schon gut. Aber es macht mir eben Angst, wenn wir hier vor der Haustür so etwas wie ein Bermuda-Dreieck haben. Bestimmt alles wegen der Klimakatastrophe!“
„Quatsch! Bermudadreieck! Es ist doch überhaupt nichts passiert! Das Schiff kam wegen Fehler in der Steuerung vom Kurs ab und in unruhige See. Ein paar Passagiere wurden hysterisch und der Kapitän brachte das Schiff zurück in den Fährhafen. Punkt. Und ein Bermuda-Dreieck gibt es nur im Kopf deiner komischen Zeugin.“ Alderstadt zeigte auf auf die Glastür, hinter der eine dicke Frau zu sehen war, die verstört auf einem Stuhl saß und vor sich hinstarrte.
„Ja, sie ist wohl ein bisschen Durcheinander. Vielleicht bekommt ihr die Seefahrt generell nicht so richtig.“
„Seefahrt generell? Ne generelle Macke hat sie!“ Alderstadt zog ein paar beschriebene Blätter aus dem Stapel. „Hier, warte mal..., aha, ich hab’s: ‚Als wir der Nebelbank näher kamen und ich mir sicherheitshalber eine der Spucktüten genommen hatte, guckte aus der Tüte plötzlich eine schwarze Plüschkuh raus und brüllte mich an.’“
Fredersen zuckte mit den Schultern. „Wenn sie so eine Angst vor dem Ertrinken hat, dann kann sie sich alles Mögliche einreden.“
„Eben. Und wir müssen diesen diesen Mist jetzt protokollieren. Wie das hier: ‚Die schwarze Kuh schrie, dass das Schiff untergehen werde und keiner würde überleben. Nur sie – also die Kuh - und ihre beiden Gefährten. Und dann wollte die Kuh unter Wasser mit den beiden anderen Figuren durch eine Tür in eine andere Welt gehen...’ Also ehrlich, damit sollte sich ein Arzt beschäftigen und nicht die Polizei.“
„Ja vielleicht. Aber sie hat uns angerufen, wegen eines terroristischen Anschlags. Und dann müssen wir reagieren, egal, was dann dahinter steckt.“
„Ja ja, und lachen dürfen wir auch nicht!“ Alderstadt grinste. „Wo sind eigentlich die Plüschtiere?“
„Ähm, Stefan macht grad Fotos, für die Kartei.“
„Fotos für die Kartei? Ja seid Ihr denn jetzt alle verrückt geworden?“
„Ich glaube, er macht’s eher aus Spaß, um die Frau zu beruhigen.“
„So ein Blödsinn! Vielleicht werden wir von der Frau nur vorgeführt und morgen steht in der Zeitung : Norwegische Polizei verhaftet Plüschkuh und Teddy wegen Verdachts auf Bombenanschlag! Oh Mann, euch darf man nicht einen Moment alleine lassen.“ Alderstadt erhob sich schwerfällig von seinem Stuhl. „Wir werden den Mist jetzt abschließen. Ich hole mal die ‚Verdächtigen’.“ Er lachte. „Erst zum Verhör, und dann stecken wir sie in eine Plastiktüte, wie bei der Mafia. Hehe...“
Als Alderstadt zur Tür hinaus war, stand die dicke Frau auf und kam mit zögernden Schritten ins Zimmer. „Ach Herr Kommissar, ich weiß nicht, ob es hilft, aber der kleine schwarze Bulle hat mir sogar seinen Namen genannt!“
„Kriminalassistent, nicht Kommissar. Ähm, kleiner schwarzer Bulle?“ Fredersen schaute die Frau irritiert an.
„Oh, Entschuldigung, na, ich meine dieses kleine Plüschtier. ‚Roland’ heißt er, hat er gesagt...“
„Roland? Ähm gut, ich schreibe es noch dazu.“
Die Frau nickte beruhigt, verließ aber erst das Zimmer, als Fredersen den Namen auf einem kleinen Zettel notiert und auf den Stapel Papier neben sich gelegt hatte. Auf den Bogen mit der Meldung vom Wetteramt, dass man sich die Wetteranomalie nicht erklären konnte. Ein Strudel mitten in der Nordsee, genau so schnell verschwunden, wie er gekommen war...

Roland fluchte. Natürlich nicht laut, denn es waren Menschen in der Nähe. Die einzige, die ihn gehört hatte, war die dicke Frau auf dem Schiff. Aber die war so durcheinander gewesen, dass sie es vielleicht schon vergessen hatte. Und wenn nicht, wer würde ihr schon glauben. Allerdings hätte sie ja auch nicht gleich rumschreien müssen, von einer Bombe und kleinen schwarzen Terroristen. Roland grinste, als er an die Gesichter der Polizisten dachte, nachdem die Frau ihn hochgehalten und als Bombenleger verdächtigt hatte.
Aber schlimm war, dass sie das Portal verpasst hatten. Aus irgendeinem Grund hatte das Schiff aufgehört, darauf zu zu steuern. Roland hatte nicht mehr viel mitbekommen, die Pilze vom Vorabend hatten ihm zu schaffen gemacht. Er hatte sich in seine Tüte verkrochen und hörte von dort den Lärm auf dem Deck. Die Passagiere schrien wild durcheinander und irgendwann war dann die Polizei an Bord gekommen und hatte sie eingesammelt. Ihn und die anderen beiden.
Aber zumindest waren der Bär und die gestreifte Kuh jetzt in seiner Nähe. Er müsste also nach einem neuen Portal suchen.
Und er würde es finden. Wenn sie denn hier wieder herauskämen...




ENDE

Exklusiv-Interview mit Roland-Darsteller Roland hier

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Freitag, 7. September 2007
Teil 7: Letzte Fähre
„Die Welt retten? Was soll der Scheiß?“ Arielle zerrte am Netz und drehte sich dann zum Bären um. „Der hat doch ne Schraube locker! Uns hier einzusperren! Ich habe gleich gewusst, dass er nur eines im Kopf hat. Dass er nur das eine will. Nämlich Mord!“



Roland verdrehte die Augen. Die Kuh brachte ihn noch um den Verstand, selbst hinter Gittern konnte sie einfach nicht ihre blöde Klappe halten.
„Jetzt ist aber Schluss. Wir werden die Welt retten, ob ihr wollt oder nicht. Ich bringe euch jetzt auf die Fähre. Und dann finden wir das Portal und gehen hindurch. Und dann wird eh alles anders...“ Roland grinste und schaute auf Arielle. „Ganz anders!“

Nur wenige Stunden später hatte Roland es geschafft, die beiden an Bord der Fähre zu bringen. Der letzten Fähre, die sie in dieser Welt benutzen würden...
Roland schaute aus dem Fenster am Oberdeck. Das Schiff verließ gerade den Hafen. Schnell hatte es das offene Meer erreicht und und pflügte schnurgerade durch die ruhige See. Keine Wolke war am Horizont zu sehen. Die Belehrungen durch das Bordpersonal, was man im Falle eines hohen Seeganges zu beachten hätte, schienen völlig überflüssig. Dementsprechend gelangweilt hörten die Passagiere zu oder taten nicht einmal das.



Nach einer Stunde Fahrt erschien am Horizont etwas, das man für eine Nebelbank halten konnte, wenn man genauer hinsah – und fast unmerklich änderte das Schiff seinen Kurs. Roland hatte ein komisches Gefühl im Magen, nicht nur von den Pilzen gestern. Er war jetzt kurz davor, das Portal zu finden. Er wusste nicht warum, aber er war sich sicher, dass das Schiff genau darauf zusteuerte, als sei es seine Bestimmung.

Er müsste nachher nur zusehen, dass er rechtzeitig in die Nähe des Krabbenkäfigs kommt, in den er den Bären und die Kuh eingesperrt hatte. Er darf sie nachher, wenn es mit Sicherheit mehr als hektisch werden würde, nicht aus den Augen verlieren. Dass es unter Wasser den dreien möglich sein würde zu überleben, davon ging er aus. Dann machte es ja auch Sinn, als Plüschtier herumzupaddeln, während die Menschen ringsherum ertrinken würden. Mit dem Gedanken an die Ertrinkenden beschäftigte Roland sich nicht weiter, ein notwendiges Opfer, das ja ohnehin vom Schicksal bestimmt war, da hatte er gar keinen Einfluss drauf. Aus den Augenwinkeln sah er zu der dicken Frau hin, die auf dem Sitz neben ihm saß. In der Nähe von Menschen konnten Roland und die anderen beiden sich kaum bewegen und auch nicht sprechen. Und es war auch eine ganz schöne Schinderei gewesen, abseits vom menschlichen Trubel auf die Fähre zu kommen. Aber Roland war sich sicher, dass das anders werden würde, je näher sie dem Portal kämen. Denn dann gibt es nur noch sie drei. Und das Böse auf der Welt, und den schwarzen Turm...

Roland schaute wieder aus dem Fenster. Das Schiff begann stärker zu rollen, als bisher und irgendwie sah das Wasser anders aus, irgendwie unheimlich. Die ersten Passagiere nahmen die Veränderung des Wetters und der See wahr, aber keiner machte sich ernsthaft Gedanken.
Der Druck in Rolands Magen verstärkte sich. Gleich war es soweit. Die Nebelbank ließ jetzt aus der Nähe den einen oder anderen Blick durch die Nebelschwaden zu. Auf bedrohlich tosendes und schäumendes Wasser, mitten auf der offenen See...
Er holte tief Luft und schloss die Augen...

Nachtrag: Auszug aus einem Verhörprotokoll der norwegischen Polizei hier

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Teil 6: Giftige Blicke
„Du spinnst wohl!“ Arielle stemmte die Hände in die Hüften. „Wir angeln uns hier die Finger wund und du willst Pilzsuppe zum Abendbrot machen?“
Mit offenem Mund starrte Roland auf die rumtobende Kuh. Er hatte in der Küche die gesammelten Fliegenpilze zu einer wohlriechenden Suppe verarbeitet und sie den beiden als Delikatesse angekündigt. Er selbst würde mit diesen Pilzen kaum Schwierigkeiten bekommen, der Bär und die Kuh würden allerdings in einen tiefen Schlaf fallen, so dass er sie leicht aufs Meer hinaus schaffen könnte. So jedenfalls war der Plan. Dass die gestreifte Kuh jetzt so ein Theater machte, damit hatte er nicht gerechnet.
Während Arielle sich weiter austobte, versuchte der Bär zu schlichten. „Tut mir leid Roland, aber ich esse sowieso keine Pilzsuppe, sorry. Trotzdem danke für deine Mühe. Und es ist überhaupt kein Problem, wenn du keinen Fisch magst. Iss ruhig deine Suppe, sie ist ja eh schon heiß, und sie riecht auch ganz gut.“
Arielle warf Roland einen großen Löffel zu. „Hier, und wehe du lässt was übrig.“
Wütend löffelte Roland die Pilzsuppe in sich rein, während die anderen beiden ihren Fisch aßen. Heute abend gebraten. Selbst die Kuh aß davon, und sie leckte sich ausgiebig das Fischfett von den Lippen, nicht ohne Roland einen hämischen Blick zu zu werfen.
Während Roland in Gedanken nach einem Ausweg suchte, hatte er die Suppe tatsächlich völlig aufgegessen. Voller Zorn und mit einem rumorenden Magen verließ Roland das Haus und stiefelte durch die Gegend. Er bräuchte also einen Plan B. Die beiden aufzuklären und zu überzeugen, käme wohl nicht in Frage. Die Kuh würde ihn wahrscheinlich nicht einmal ausreden lassen.
Also musste er eine Möglichkeit finden, die beiden gegen ihren Willen dorthin zu bringen, wo er das Portal vermutete. Nachdenklich stand er an der Kaimauer und blickte ins Wasser. Neben ihm lag ein Holzbrettchen auf dem etwas geschrieben stand. Roland machte die Augen zu und stellte sich vor, dort die Lösung zu finden. Den Hinweis, den er jetzt nötig hatte. Er öffnete die Augen und las.



Hm, irgendwas rührte sich in seinem Hinterkopf. Krabbe? Krabben!! Klar! Er hatte gestern hier etwas herumstehen sehen, was ihm jetzt helfen könnte. Wo war das Zeugs bloß... aha, da hinten. Jetzt müsste er nur noch die beiden dazu kriegen, zu tun, was er sagte. Er würde sich an den Bären halten, dann hatte er eine Chance...

„Hey, Ihr beiden, ich habe da was für euch! Das wird euch gefallen, yeah!“
„Was denn? Eine Schüssel Erdbeeren? Mit Sahne?“ Arielle grinste.
„Besser! Vielleicht sogar besser als euer Fisch von vorhin. Ein paar kleine Vorbereitungen, und Ihr habt ne echte Delikatesse auf dem Tisch. Für euch als Angler sollte das kein Problem sein...“ Roland schaute auf den Bär. „Du bist doch ein Profi, I’m sure...“
„Ja klar. Was ist es nun?“
Roland zeigte mit dem Kopf zur Tür. „Das Zeug steht da draußen. Ich zeig’s euch.“
Die drei gingen vor die Tür und folgten Roland zur Anlegestelle.
„Hier!“
Der Bär und die Kuh guckten ungläubig. „Was soll das denn? Wieso Delikatessen? Nun rück mal raus mit der Sprache!“
„Ich zeig euch, wie das funktioniert...“
Drei Minuten später hatte Roland gewonnen. Zufrieden schaute er auf das Bild, das sich ihm bot. Der Bär und die gestreifte Kuh waren zwar alles andere als kulinarische Delikatessen, aber das Gefängnis würde seinen Zweck erfüllen. Und das wütende Rumgezappel der beiden würde sich schon legen.
„Hört auf euch zu wehren, und sperrt mal eure Plüschohren auf!“...

Teil 7: Letzte Fähre hier

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Montag, 3. September 2007
Teil 5: Verschlossene Türen
Der schwarze Bulle stapfte durch die Gegend und fluchte vor sich hin. Er musste irgendwo ein Portal finden, durch das er die beiden neuen „Gefährten“ auf seine Reise durch die Welten und zum schwarzen Turm mitnehmen konnte. Bei dem Gedanken an die beiden „Gefährten“ lächelte er grimmig. Er freute sich auf den Moment, in dem er das Portal auf der anderen Seite verließ und wieder der echte Revolvermann wäre. Groß, breitschultrig, vielleicht auch eine Peitsche in Griffnähe, mit der er der blöden Kuh eins über ihren fetten... Er stutzte. Was, wenn die beiden auf der anderen Seite auch jemand anders wären? Er wischte den Gedanken weg, wie einen lästigen Gewitterwurm. Egal. Erst mal auf der anderen Seite ankommen, alles andere wird sich zeigen. Jetzt müsste er nur eine Tür finden, oder irgendwie mit dem schwarzen Mann sprechen können, der ihn auf seinen Weg geschickt hatte. Aber er hatte keine Ahnung, wie er ihn erreichen konnte, wo er vielleicht Spuren für den Revolvermann hinterlegt hatte.
Als Roland den Bären gefragt hatte, wie man in dieser Einöde eigentlich an die Neuigkeiten aus der ganzen Welt herankomme, hatte dieser zu einer riesigen Antenne gezeigt. Da käme alles an, und man könne es sich dann auf dem Fernseher ansehen.
Was der Bär dann noch von „Receivern“, „Verschlüsselung“, „Satellitenposition“ und so geredet hatte, interessierte ihn nicht mehr. Auch einen Fernseher brauchte Roland nicht, wenn der schwarze Mann irgendwo unterwegs gewesen war, würde er es spüren. Vielleicht hilft es, sich in die Nähe der Antenne zu setzen und sich auf den gewünschten Kontakt zu konzentrieren.
Also kletterte Roland den Berg zur Antenne herauf und setzte sich in die große Schüssel. Er blickte in den Himmel und versuchte sich zu konzentrieren. Er schloss die Augen – und schlief ein...



Ein lauter Schrei riss ihn aus seinen Träumen und ließ ihn erstarren. Roland blickte den Berg herunter und hoffte, dass keinem seiner beiden Gefährten etwas passiert war. Hinterher auspeitschen wäre ja in Ordnung, aber durchkriegen musste er sie schon. Der Schrei erwies sich dann als völlig harmlos. Es war nur der Jagdruf des Bären gewesen, der wie ein Verrückter um einen gerade gefangenen Hornfisch herumsprang. Roland war immer wieder verblüfft, wie stark die beiden auf das Fangen der Fische fixiert waren. Selbst die Kuh machte mit, ohne zu meckern.
Roland kletterte vorsichtig von der Antenne wieder herunter und begann, den Berg weiter hochzukraxeln. Er konnte sich nicht wirklich an das erinnern, was er eben geträumt hatte. Keine klare Ansage des Schwarzen Mannes. Aber irgendetwas hatte sich in ihm gerührt, eine Idee, ein Hinweis, ein Zeichen. Er bräuchte jetzt etwas, das ihm half, die Erinnerung an dieses Zeichen wieder zu finden. Und dann sah er es.



Es waren die Reste eines Portals, das spürte er, da war er sich sicher. Nicht mehr zu gebrauchen, quasi verschlossen, das schien klar. Auch schien es komplizierter konstruiert zu sein als eine einfache Tür. Vielmehr war es ein Fahrstuhl, ein Portal, das nicht nur vor und zurück, sondern auch hoch und runter führt. Es war völlig verrostet, so, als hätte es Ewigkeiten am Meeresgrund gelegen, oder eben gestanden. Und genau das war es! Am Meeresgrund! Roland hatte vorhin auf der Antenne wieder von dem Moment geträumt, in dem er kurz davor gewesen war zu ertrinken. Und er hatte es gesehen, das Portal. Unten am Meeresgrund. Roland war sich jetzt sicher. Er müsste nur mit seinen beiden neuen Gefährten irgendwie auf den Grund des Meeres kommen, dann würde es da sein, das Portal.
Dass er die beiden dazu bringen müsste, mit ihm ins Wasser zu gehen, schien ihm nunmehr nur ein kleines Problem zu sein. Es war nicht das erste Mal, dass er sich was einfallen lassen musste, und es hatte schließlich immer geklappt, mehr oder weniger. Als er stehen blieb und sich ein wenig in der Gegend umschaute, hatte er auch dieses Problem gelöst. Und die Lösung stand direkt vor ihm.
Rot mit weißen Punkten.



Es würde heute Abend Pilzsuppe geben...

Teil 6: Giftige Blicke hier

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Teil 4: Romantische Revolverkuh
„Zu dumm, um trocken zu bleiben!“
Roland musste nicht einmal die Augen öffnen, um die Stimme zu erkennen. Es war die gestreifte Kuh, die Zicke. Dann war er wohl noch nicht tot.
„Ha, der Bulle blinzelt wieder, also alles halb so schlimm!“ Arielle beugte sich über den Geretteten. „Los, Roland, auf die Beine, hopp hopp! Der Fisch muss sauber gemacht werden!“
„Halt dich zurück. Roland lag eben noch auf dem Meeresgrund und du willst ihn schon wieder herumkommandieren.“ Der Bär schüttelte mit dem Kopf. Aber Arielle winkte nur ab.
„Pah, Männer! Ein bisschen Wasser schlucken und schon macht Ihr euren Frieden mit dem lieben Gott und verabschiedet euch von der Welt. Na ja, dann muss die Vegetarierin wieder ran, für euch den Fisch sauber machen.“ Arielle verschwand.
„Hey, sorry, wenn ich euch Arbeit gemacht habe.“ Roland hob den Kopf. „Normalerweise bin ich derjenige, der Leben rettet. Aber heute ist wohl nicht mein Tag.“
„Kein Problem. Ging mir letztes Jahr genau so. Das war ein ganz schönes Theater. Und dann das komische Gefühl, von einer Kuh gerettet zu werden.“ Der Bär grinste verschwörerisch.
„Yeah, das kann ich jetzt ja nachfühlen.“

Nachdem der Bär ihn allein gelassen hatte, lag Roland noch eine Weile in seinem Bett und dachte nach. Er hatte in seinem Leben viel erlebt, war in vielen Welten unterwegs gewesen. Eigentlich hatte er sich keine Gedanken darüber gemacht, was nach seinem Tod von ihm übrig bleiben würde. Heute war es anders gewesen. Kurz bevor ihm die Sinne schwanden, tief unten im dunklen kalten Wasser, durchzuckte ihn für einen kurzen Moment eine unendliche Traurigkeit. Was würde von ihm bleiben, wenn er jetzt für immer ging? Mal davon abgesehen, dass es dann auch diese Welt nicht mehr lange geben würde. Aber trotzdem, eine kleine Kuh, ein kleiner Bulle, von ihm gezeugt, von ihm mit den wertvollsten seiner Weisheiten und Erfahrungen ausgestattet - das wäre etwas, was ihm viel bedeuten würde. In diesem Moment störte es ihn auch nicht, dass er selber hier nur ein kleiner schwarzer Bulle war. ‚Auf die inneren Werte kommt es an!’ – eine Floskel, für die er sich in seiner momentanen Lage direkt erwärmen könnte. Er grinste. Dann stand er auf und ging ans Fenster. Unten saß die gestreifte Kuh in der Sonne und schaute aufs Meer. Bei ihrem Anblick wurde Roland zu seiner eigenen Überraschung richtig warm ums Herz, ein Gefühl, dass er nach der ersten Verwirrung zu genießen begann. Ohne lange zu überlegen verließ er sein Zimmer, ging zu Arielle und setzte sich neben sie.
„Hey, kleine Lady, ich wollte mich noch einmal bedanken, für die Rettung vorhin!“
„Schon gut, das war ein Reflex. Nicht der Rede wert.“
„Das sehe ich anders. Ich habe erst heute gemerkt, wie sehr ich an meinem Leben hänge. Und was ich alles noch gerne tun würde, bevor es dann soweit ist...“
Arielle blinzelte argwöhnisch zur Seite. Der Bulle war grad dem Tod von der Schippe gehoppst und hatte jetzt nichts Besseres zu tun, als seine Rettung für eine plumpe Anmache zu nutzen. Kerle! Obwohl, schlecht sah er ja nicht aus. Und er hatte das gewisse Etwas, das nur Bullen haben. Sie legte ihren Arm um Roland.



„Ja. Manchmal fallen einem die naheliegendsten Dinge erst ein, nachdem es zu spät ist - oder fast zu spät.“ Arielle rückte noch etwas enger an Roland heran.
„Genau. Yeah. Und man merkt, mit wie viel bedeutungslosen Dingen man seine Zeit verschwendet hat.“ Roland seufzte.
„Aber man darf den Zeitpunkt nicht verpassen, das noch zu ändern!“ Arielles Atem wurde schneller, sie spürte das Kribbeln im Bauch, das schon so lange ausgeblieben war.
Roland blickte blinzelnd in die untergehende Sonne. „Eben. Und ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss. Auch wenn viele Männer viel zu spät begreifen, was das eigentlich ist.“ Roland dachte voller Wärme an kleine Kälbchen, wie sie um ihn herumsprangen und ‚Papa’ riefen. Er schloss die Augen und lächelte. „Und du? Fühlst du ähnlich unter deinem gestreiften Badeanzug?“
Arielle konnte kaum noch sitzen. Jetzt zog sie der Bulle schon in Gedanken aus. Die Gelegenheit musste man beim Schopfe packen. „Hey, komm mit, ich zeige dir mal etwas!“
Im Haus legte sie sich auf den Boden und holte aus ihrem Täschchen ein kleines Dragee heraus, das Silke ihr mitgegeben hatte. Viagra für Kühe, hatte Silke gesagt, egal, wer von beiden es nimmt – lang anhaltender Spaß sei garantiert. Dass das Dragee die Form einer kleinen Kuh hatte, sei eine Vorsichtsmaßnahme der Hersteller - nicht dass zum Beispiel ein Bär auf die Idee käme, es könne auch ihm helfen.



Roland legte sich neben Arielle und schaute auf die winzige Kuh. In Gedanken korrigierte er sein Bild von Arielle. Hatte er sie bis jetzt für eine unromantische Zicke gehalten, so hatte sie jetzt aber ohne Worte seine Sehnsucht verstanden.
Er griff behutsam, beinahe zärtlich, nach der Minikuh und dachte in Gedanken daran, wie er später seinem Sohn von seinen Weltenreisen erzählen würde. Stephen würde er seinen Sohn nennen. Keine Ahnung warum, aber es klang gut. ‚Stephen...’
„Du oder ich?“ Arielle hauchte die Frage in Rolands Ohr.
„Ich?“ Roland guckte verständnislos zu Arielle.
„Gut, dann eben ich, Ihr Männer habt es ja wohl nicht so mit dem Schlucken!“ Sie schaute Roland voller Lust in seine schwarzen Augen, nahm die kleine Schaumzuckerkuh in den Mund und begann, sie langsam und genüsslich zu zerkauen, ohne Roland dabei aus den Augen zu lassen. Dann ließ sie ihre große Zunge über die Lippen streichen. „Hey, und jetzt kann uns nichts mehr aufhalten. Komm her!“
Roland sprang auf. „Fuckin’ Bullshit, du bist wohl nicht mehr ganz dicht! Du kannst doch nicht einfach Stephen, ähm, ich meine, ähm, was soll das Ganze jetzt? Eben war noch so eine schöne Stimmung, und du machst sie kaputt!“
„Was? Ich mache was kaputt? Du blöder Kerl! Erst mich arme Kuh anheizen und jetzt den Schwanz einziehen! Ich habe gleich gewusst, dass du ein Großmaul bist. Und nur ein Großmaul!“ Arielle war bei diesen Worten ebenfalls aufgesprungen und verließ jetzt wutschnaubend das Zimmer. Rolands Mine verdüsterte sich...

Der Bär hatte Roland und Arielle Hand in Hand ins Haus verschwinden sehen. Roland mit einem romantischen Lächeln, Arielle mit lüsternem Blick. Er wusste, dass das nicht gut gehen konnte, in fünf Minuten würde einer von beiden aus dem Haus stürmen. Und genau so war es dann, Arielle stiefelte wütend an ihm vorbei. Der Bär grinste und schwang weiter den Besen.



Roland schaute aus dem Fenster auf die beiden, deretwegen er in diese Welt geschickt wurde. In einem Anflug melancholischer Rührseligkeit hatte er beinahe vergessen, warum er eigentlich hier war. Aber der kurze Moment der Verwirrung war vorbei. Jetzt war es an der Zeit zu handeln.
Ohne Kompromisse und falsche Sentimentalitäten.

Teil 5: Verschlossene Türen hier

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Sonntag, 26. August 2007
Teil 3: Tiefes Wasser
Acht Flaschen Bier. Eigentlich kein Problem für einen Revolvermann. Es brauchte schon eine Menge, um ihn wirklich abzufüllen. Aber da war er auch nie eine kleine Plüschkuh gewesen. Roland legte sich vorsichtig ins Bett und schloss die Augen. Immerhin war er jetzt schon in der Nähe seiner künftigen Gefährten. Morgen wird er sich dann mal Gedanken machen, wie er die beiden durchs Portal bekommt. Hauptsache er findet hier in der Nähe eines. Jetzt erst mal schlafen und den Kreisel im Kopf zur Ruhe kommen lassen...

„Guten Morgen Roland! Hey, aufstehen! Morgens ist die beste Zeit, um rauszufahren!“ Der Bär rüttelte den schwarzen Bullen an der Schulter, bis dieser die Augen öffnete.
„Damn’d... Rausfahren?“ Roland erhob sich mühsam und versuchte geradeaus zu gucken.
„Klar, wollten wir doch. Vergessen?“ Der Bär grinste.
Roland trat aus der Tür und blinzelte in die Morgensonne. Irritiert sah er dem Bären zu, wie dieser eine Menge Angeln und Kisten zum nahen Bootssteg schleppte. Dort stand schon die Kuh und winkte zu Roland herüber. „Los. Nicht rumtrödeln. Der halbe Tag ist schon vorbei.“
Am liebsten wäre Roland erst mal um die Ecke gegangen, dann in die Küche und dann wieder ins Bett. Dennoch trottete er brav zum Steg, er hatte so früh am Morgen noch keine Lust, sich mit der Kuh zu streiten.
Ein paar Minuten später bereute Roland schon, dem Befehl der Kuh gefolgt zu sein. Das Boot schaukelte, Rolands Innereien spielten verrückt, sein Kopf drohte zu platzen...
Arielle blickte ohne eine Spur von Mitgefühl auf den leidenden Bullen. Typisch Mann. Sich erst die Rübe vollhauen und dann morgens die Augen nicht aufbekommen.
Der Bär dagegen schaute schon etwas verständnisvoller. Behutsam steuerte er das Boot aus dem kleinen Hafenbecken hinaus auf die offene See.



Der Wind war nicht sehr stark, aber die Dünung ließ das Boot auf und nieder rollen. Roland schloss die Augen und versuchte an etwas Angenehmes zu denken. Dass ihm nichts einfiel, machte ihm dann genau so viel Sorgen, wie sein außer Kontrolle geratener Magen.
Wie durch Watte hörte er den Bär und die Kuh beim Angeln miteinander reden...
„Kannst du nicht weiter werfen, du Schwabbelgrizzly?“ „Halt die Klappe und hol lieber noch eine Angel, damit ich uns die Fische ranhole.“ „Ich hab was dran!“ „Klar, die Unterwasserfelsen.“ „Hilfe, der Fisch zieht mich ins Wasser!“ „Sobald er dich sieht, lässt er wieder los.“ „Wow, eine fette Makrele!“ „Und zehn Knoten in der Schnur, feingemacht, brave Kuh!“ „Hör auf zu stänkern, mach dich lieber nützlich und hole das Messer!“ „...Stahlvorfach...Paternoster...Echolot...Köderfisch...“ „Klugscheißer! Fang lieber Fische, so wie ich!“„Das ist pures Anfängerglück!“ „Ha, ich hab wieder einen. Streng dich mal an, Winnie-Puh!“...

„Rooooland!! Aufwachen! Es geht nach Hause!“
Roland öffnete die Augen. Die gestreifte Kuh saß vorn im Boot und winkte ihm zu. „Tja, die Fischeimer sind voll, hast alles verpennt. Wovon ernährst du dich eigentlich dort, wo du zuhause bist?“
Bei dem Stichwort Ernährung fasste sich Roland sofort an seinen angeschwollenen Bauch und stöhnte. Wieder spürte er das Schaukeln des Bootes. Er hielt sich an der Ankerleine fest und quälte sich ein Lächeln ab. „Yeah, ihr seid eben klasse! Und jetzt wär es sehr nett, wenn wir so schnell wie möglich wieder an Land kommen würden!“



„So schnell wie möglich? Kannste haben!“ Bevor der Bär eingreifen konnte, hatte Arielle einen der vielen Knöpfe auf dem Armaturenbrett gedrückt und aus dem leisen Tuckern des Motors wurde ein schnell anschwellendes Dröhnen.



Durch den Ruck kam der Ankerstein ins Rutschen und bewegte sich auf die Kante zu. Der Bär schrie noch etwas in Rolands Richtung, aber der war schon gar nicht mehr zu sehen.
Das Ankerseil surrte über die Bordwand und folgte dem Stein ins Wasser.
Und irgendwo dazwischen hing Roland, verknotet in der Ankerschnur, unterwegs auf den Meeresgrund...

Teil 4: Romantische Revolverkuh hier

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Teil 2: Zweiter Anlauf
Nachdem Roland sich wieder aufgerappelt hatte, fluchte er leise vor sich hin. Das hatte er sich einfacher vorgestellt, und Stephen King bestimmt auch. Jetzt müsste er ein wenig taktieren, brauchte etwas Geduld. Erst mal muss er rauskriegen, was die beiden hier machen. Vielleicht kann er dann ihr Vertrauen gewinnen, oder gucken, wo ihre Schwächen liegen. Denn ewig Zeit hatte er nicht - das Böse verlor keine Zeit, die Welten zu zerstören, die der dunkle Turm gerade noch so zusammenhielt. Was zählte da schon die Zickigkeit einer einzelnen Kuh. Da musste er jetzt durch. Und die Kuh auch.

Der Kuhlumbusbär machte die Angeln fertig.
„Ihr Fleischfresser seid ganz schön arm dran!“ Arielle schaute kopfschüttelnd auf den Bären. „Egal wo ihr seid, immer müsst Ihr dem Fleisch hinterher jagen. Friss doch die Würmer, dann sparst du dir das Angeln...“
„Oh, wenn’s nur ums Fressen ginge, müsste ich mir keine Sorgen machen. Immerhin habe ich ne fette Kuh hier.“
„Blödmann.“ Arielle schnaufte beleidigt und ging ins Haus.
„Weiber!“ rief der Bär ihr nach. Keine Ahnung von gar nichts, aber eine große Klappe und immer schnell beleidigt. Na ja, zumindest hatte er jetzt die nächsten Stunden seine Ruhe vor Arielle.
Konzentriert fummelte er weiter am Angelgeschirr herum, als ein großer Schatten durch die Schuppentür fiel. Erst dachte der Bär, dass Arielle zurückgekommen wäre, um weiter zu streiten. Aber dann hörte er die Stimme, und es lief ihm kalt den Rücken herunter...
„Hey Bär! Schön, in dieser Wildnis jemanden zu treffen.“
Ohne sich umzudrehen wusste der Bär, dass es der schwarze Bulle von gestern war und sein Instinkt sagte ihm, dass jetzt der Ärger losgehe.
„Hallo!“ Langsam schaute er sich um und hatte Mühe, seine Angst zu verbergen.
Der Bulle streckte ihm die Hand hin. „Ich heiße Roland. Nice to meet you! Wie ich sehe, willst du Angeln gehen. Cool. Ich habe bei mir zu Hause auch viel geangelt.“
Der Bär horchte auf. „Ich heiße Kuhlumbus. Und du bist also ein Angler, was angelst du denn so?“
„Oh, vor allem Lachs! So richtig großen. Big fish. Man muss nur wissen, wo man ihn findet, und wie man ihn am besten angelt. Aber ich weiß es, yeah...“
Bei diesen Worten verlor der Bär seine Verklemmung. „Lachs? Echt?“
„Klar, yeah! Hier soll’s ja auch welchen geben. Vielleicht können wir zusammen ein paar Lachse aus dem Wasser holen. Okay?“
Dem Bär lief das Wasser im Mund zusammen. In Gedanken an den leckeren Fisch übersah er das hintergründige Funkeln in den Augen des schwarzen Bullen. Er holte zwei Flaschen Bier aus einer Kiste und hielt Roland eine Flasche hin. „Dann lass uns draußen mal nachsehen, ob wir in dem ganzen Angelkram das Richtige fürs Lachsangeln finden.“



Arielle hatte durchs Fenster gesehen, wie der schwarze Bulle sich an den Schuppen herangeschlichen hatte. Sie hatte es schon gestern gewusst, dass der Bulle was im Schilde führte. Und sie wusste auch, was. Sie war sich sicher, sie hatte es ganz genau in seinen Augen gesehen. Für das, wonach er aus war, gab es viele Worte. Aber es reicht eins, um es glasklar auszudrücken: Sex.

Teil 4: Tiefes Wasser hier

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