Sonntag, 6. April 2008
"Belebt Geist und Körper"
Seitdem ich den Spam ein wenig konsequenter ausfiltere, erlaube ich mir den einen oder anderen gelasseneren Blick auf die Flut von Mails, in denen man sich um das Heil meiner Seele und meines Körpers kümmert. Mit Angeboten, die man eigentlich nicht ablehnen könnte, so nett, wie sie das eine oder andere Mal formuliert sind. Hat auch sein Gutes, dass die Übersetzungsprogramme noch nicht perfekt sind. :o)
Zum Beispiel…

„Wir konnen uns einschiffen Ihre Medikamente BEFREIEN uber Nacht“

Das klingt, als hätte man interkontinental die Lösung für Inkontinenz gefunden, in dem man die Sache einfach umdreht. Befreiung von der krampfhaften Trockenhaltung durch resolute BEFREIUNG vom Zwang, weitgehend auf dem Trockenen zu sitzen, oder zu liegen. Einschiffen als Protest gegen zunehmende körperliche Unzulänglichkeiten – vorausgesetzt, man hat die richtigen Medikamente.
Denn…

„Bewusst des Schwindels oder der schlechten Medikamente?“

Was also, wenn es nicht hilft, und man das befreiende Einschiffen nicht hinbekommt, also weder wirklich trocken noch tatsächlich entspannt ist?
Was Schönes träumen möglicherweise. Von einer jungen Frau aus Russland vielleicht. Die hat mich doch aus Millionen Alternativen ausgesucht, um mit mir das wahre Glück zu finden…

„Verwundere sich uber meinen Brief bitte nicht. …Ich denke dass du und ich konnen wir versuchen, die grosse Liebe zu schaffen. Moglich irrte ich mich auch diesen e-mail anderen den Mann. Wenn ich mich jenes irrte bitte ich, mich zu verstehen. Aber ich werde mich uber deine Antwort freuen. Moglich bist du ein guter Mann. …“

Bin ich schon. Aber vielleicht hätte die Mail ehrlicher geklungen, wenn da stünde: „Sie haben gewonnen! Sie sind jetzt – um 13.37 Uhr – der 999.999 Leser dieser Mail. Schicken Sie uns Ihre Adresse und Ihre persönlichen Daten, damit Sie sich Ihren Preis abholen können…“ So in etwa vielleicht. Aber so? Da nutzt es auch nix, wenn die Schreiberin versucht, den Job ihrer Eltern in ein interessantes Licht zu rücken:

„In diesem Moment lebe ich in Kanada. Meine Eltern sind abgereist, in Kanada das Jahr ruckwarts zu arbeiten.“

Na ja, nichts ist perfekt.
Außer manche Software vielleicht…

„Konnen die Produkte der Sofware gleichzeitig billig aber original und vollig sein? Ja, und Sie bekommen momentan die Programmen auf allen europaischen Sprachen uberlassen, die fur Windows und Macintosh vorherbestimmt sind. Einfach bezahlen und auslasten.“

Hätt ich vielleicht gemacht, wenn wenigstens ein gutes Übersetzungsprogramm dabei gewesen wäre… :o)

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Sonntag, 24. Februar 2008
Es ist ein Kreuz
…mit den lieben Liebenden.
Ich habe grad bei bona gelesen: „Die langweiligste Verbindung zwischen zwei Punkten ist eine Gerade.“
Das ist nicht nur kongeniale Lebensphilosophie sondern auch der Ausgangspunkt, von dem aus Tausende von Regisseuren und Produzenten ebenso viele Filme auf die Leinwand gebracht haben. Darüber, auf welchen verschlungenen Wegen solche Verbindungen letzten Endes zustande kommen. Oder auch nicht.
Angefangen von der „Schlangenlinie“ zwischen Adam und Eva hat es unendliche Variationen in jeder nur erdenklichen Form gegeben. In Spiralen, im Dreieck, im Zickzack, auf Nebenarmen von Fraktalen, oder eben auf Kreuzwegen und -zügen aufeinander geprallt – alles war schon irgendwann Thema in Literatur oder Film. Und trotz Verschlungenheit der Wege auch das eine oder andere Mal durchaus langweilig.

Was man – so meine Meinung – von Till Schweigers „Keinohrhasen“ wirklich nicht sagen kann. Dabei ist es schon seltsam - das Sujet war nicht wirklich neu, die Handlung so ziemlich vorhersehbar, Klischees nicht zu übersehen. Trotzdem hat alles irgendwie gestimmt, hat der Film die Herzen erreicht, hatte das Lächeln der Zuschauer eine romantisierte Note, war das Lachen selbst beim Klamauk ein wenig leiser und wärmer als sonst.
Warum eigentlich?
Vielleicht weil Till und Co. es geschafft haben, die vielen bekannten Zutaten für dieses Genre im vorliegenden Fall präzise auf den Punkt hin zu mischen. Vielleicht weil Nora Tschirner ihre herzerwärmende (und überaus erotische…) Spröde gegenüber Filmmacho Till Schweiger verteidigen konnte, während letzterer seine dramaturgische Metamorphose in glaubhaftem Maße vollzog (wie erotisch das nun wirkte, kann ich eher weniger einschätzen…). Und sich und andere dabei auf eine sympathische Art und Weise auf die Schippe nimmt. Vielleicht stimmte die Mischung auch, weil die Filmkinder hier etwas ehrlicher und dennoch berührender agierten, als viele Disney-Kids – wie sie beispielsweise Schwarzenegger oder Diesel das Leben schwer gemacht haben.
Oder aber einfach nur, weil der Film meinen persönlichen Geschmack getroffen hat, meine Stimmung aufgefangen, mich bewegt. :o)
Egal. Ich kann „Keinohrhasen“ denen, die ihn noch nicht gesehen haben, nur empfehlen.
Empfehlen kann ich auch eine Tour zur kleinen Heilandskirche von Sacrow – das ist die, neben der Nora und Till so herrlich (nicht)kommuniziert haben. :o)
Ein Kleinod in einer schönen Parklandschaft an der Havel, auch wenn jetzt erst einmal nur zu erahnen war, wie der Park im Frühling aussehen wird.



Übrigens, als für den Film Plüschtiere gecastet wurden, hatten der Bär und Arielle keine Chance. Während Arielle nahe dran war, sich die Ohren dafür abschneiden zu lassen, um ein paar Minuten mit Till Schweiger spielen zu dürfen, hatte der Bär es rigoros abgelehnt.
Klar, einmal in den Händen von Nora Tschirner zu sein, ist eine durchaus motivierende Aussicht. Aber den perfekten Eindruck kann man auf sie schon mal gar nicht machen, so ganz ohne Ohren… :o)



Also Till und Nora, das nächste Mal bitte mit Ohren.
"Ein Braunbär kriegt schwarz-weiße Streifen" oder so... :o)

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Mittwoch, 20. Februar 2008
Bärenjagd...
Jetzt also auch ich.
Im Visier der Blog-Abmahner.
Vor einigen Tagen habe also auch ich meine erste Abmahnung erhalten. Ich hätte mit der Wortspielerei Unsinn/Sinn/Übersinn bei den Textlinks auf weitere private Blogs die Rechte der Markeninhaberin für die Marke "Übersinn" verletzt. Rechnung (vierstellig) und Unterlassungserklärung anbei.
Ich habe erst einmal widersprochen und überlege gemeinsam mit ein paar Fachleuten, was man da noch machen muss, machen sollte, machen könnte. Wenn sich das Ganze weiterentwickelt, gibt es an dieser Stelle vielleicht einiges zu lesen... :o)
Vorerst belasse ich es bei dieser kurzen Info. Auch die Kommentare dazu habe ich ausgestellt, bevor sich hier noch jemand um Kopf und Kragen redet...

Ach ja, den Textlink habe ich umbenannt. Natürlich aus rein persönlichen Gründen. "Edelsinn" passt irgendwie besser zu meiner Tochter... :o)

Update 01 (23.02.): Meinen Widerspruch hat der Rechtsanwalt offensichtlich erst einmal ignoriert und mir in freundlichen Worten eine nächste Frist für Zahlung und Unterlassungserklärung gesetzt. Schaun wir mal...

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Sonntag, 17. Februar 2008
Bärlinale...
Keine Frage. Wenn es in Berlin um Bären geht, ist auch der Bär selber da. Dieses Mal zumindest.
Rote, im Wind flatternde Fahnen, rote Teppiche, rote Nasen. Letztere bei denen, die sich schon am frühen Morgen nach Karten für die gefragtesten Vorführungen anstellten.

Die Stones in Berlin, begeistert erwartet und dann sogar ausgepfiffen, weil sie ihre Fans links und rechts liegen ließen, kaum Autogramme, keine Herzlichkeit, kein gar nix. Na ja.
Ganz anders Jürgen Vogel. Der konnte kaum genug kriegen vom Bad in der Menge. Er legte auf dem roten Teppich eine Strecke zurück, auf der er wahrscheinlich bis nach Venedig gekommen wäre – wäre er nur geradeaus gegangen. Ist er aber nicht. Vor, zurück, links rüber, rechts rüber. Hier ein Mikro, da ein Autogramm. Und immer ein breites Lächeln. Vielleicht Werbung für seinen Zahnarzt, oder Begeisterung über die schöne Frau an seiner Seite, zu der er immer wieder strahlend hochschaute...

Apropos Venedig. Es hat tatsächlich Leute gegeben, die zweifelnd vor dem überall prangenden Berlinale-Bären standen. Und sich wunderten, warum der Löwe so komisch aussah. „Wird wohl eher eine Löwin sein.“ Wahrscheinlich eine Verdrängungsleistung als Folge der Berliner Knutomanie.
Arielle dagegen hatte keine Probleme, in den Signets immer gleich einen Bären zu erkennen. :o) Klar, das Privileg, quasi von einem Bären auf der Blogweide behütet zu werden, hat auch seine Vorteile...



Achso, im Kino war der Bär auch. „Ben X“, ein eher nachdenklich machender Film über einen autistischen Schüler, seine Probleme mit den Reizen der Welt um ihn herum, seinen Flucht- oder Identitätspunkt in einem Online-Game, den eskalierenden Konflikt mit seinen Mitschülern. Und mit einem Ende, das zumindest diskussionswürdig ist. Wie der ganze Film überhaupt seinen Finger in eine große Wunde legt. Mal schauen, wie das deutsche Publikum damit umgehen wird...

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Sonntag, 10. Februar 2008
Entsafter (ohne Jugendfreigabe)
Wieviel Liter Blut sind in einer Kuh? Die Schlachter und Metzger unter Ihnen mögen das wissen, den anderen sei gesagt, auf 1000 Kilo Kuh kommen etwa 70-80 Liter Blut. Bis zu einer viertel Stunde dauert es, bis eine Kuh nach dem Schlachten quasi blutleer ist. Bei Gasoline mag das anders sein, sie ist ja eher mit Methan gefüllt. Arielle mit Meerwasser und die intrigante Silke wahrscheinlich mit grüner Galle...
Aber ich schweife ab. Eigentlich will ich ein bissl was rüberschwappen lassen, vom kuhlumbianischen Büroschreibtisch. Blut nämlich. Genau das geht mir durch den Kopf, wenn ich mir so die gegenwärtige Unterhaltungslandschaft anschaue. Die schreit gerade danach, mal wieder ein wenig kolumniert zu werden.
Mach ich doch glatt! :o)

„There Will Be Blood!“

Und das ist keine leere Versprechung. Die diesjährige Oscar-Verleihung wirft ihre blutigen Schatten voraus.
Während die Hersteller von Computerspielen für den deutschen Markt das Blut grün färben oder Autorennen nur von Modellpuppen steuern lassen müssen, um ins Regal zu kommen, langt Hollywood mal wieder richtig zu.
Mit „Sweeney Todd“ beispielsweise. Der rasiermesserschwingende Barbier, gespielt von Johnny Depp, singt sich in diesem Film seine gequälte Seele aus dem Leib und zieht als blutiger Racheengel seinen Opfern die Klinge durch den Hals. Von dem, was danach passiert, mal ganz zu schweigen. Obwohl ich Helena Bonham Carter immer wieder gerne sehe, eigentlich.
Während die klassischen Verfilmungen etwa vom „Grafen von Monte Christo“ inzwischen ihren festen Platz im Sonntagnachmittag-Programm der Fernsehanstalten bekommen, dürfte dem Rächer Johnny Depp dieser Platz verwehrt bleiben. Trotz überraschend passabler Stimme. Wobei, wenn es mit dem Medienangebot so weitergeht, kann man sich selbst da nicht sicher sein. Immerhin darf man sich diesen Film in den deutschen Kinos schon ab 16 Jahren ansehen. Käme ein Spieleprogrammierer auf die Idee, so ziemlich das Gleiche den jugendlichen Computerspielern anzubieten, wäre die Diskussion um das Verbot gewalthaltiger Computer- und Videospiele schlagartig beendet. Mit einem Sieg für Bayern, wie im Fußball.
Auf der Bühne wiederum kann man dagegen etwas weitergehen, da ist es ja richtige Kunst. Und die Zuschauer dort sind – im Unterschied zum Computerspiel - eh zum passiven Zuschauen verdammt. Blutrünstige Zeitgenossen dürfen nicht so einfach auf die Bühne, empfindliche Feingeister dagegen nicht ohne weiteres aus dem Saal – es sei denn, man heißt Loriot und verdient damit sein Geld. Aber vielleicht sitzt man weit genug weg, seine Emotionen im Zaum zu halten. Denn das sollte man.
Immerhin fließt in der aktuell in Deutschland aufgeführten Bühnenfassung literweise Blut.
Kein Problem, meinte der Regisseur des Stückes gegenüber dem Unterhaltungsmagazin NEMO, „wo Blut fließen muss, da fließt es auch!“ Künstliches natürlich, denn schließlich ist es ja Kunst.

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Freitag, 8. Februar 2008
Überraschung
Wieder mal im Zug. Ich weiß, es fängt jedesmal so an. :o) Und geht auch immer ähnlich weiter. Heute zum Beispiel. Die üblichen Kettendurchsagen auf dem Berliner Hauptbahnhof: Wegen Wagentausches fährt die Regionalbahn X nicht durch, ein Ersatzzug steht bereit. Weil dieser bereit steht, kommt der für den betreffenden Bahnsteig geplante ICE einen Bahnsteig weiter an. Was nur deshalb geht, weil der dort eigentlich erwartete Zug Verspätung hat...

Während ich versuche, den Überblick zu behalten, beginnt zwei Stockwerke über mir auch auf dem Hauptbahnhof die Berlinale.
Na gut, Scorsese und Jagger sinds nicht, aber immerhin Thailand, Kunst, Musik und Feuerwerk. Meine eigenen Berlinale-Termine sind aber erst nächste Woche, also konzentriere ich mich auf die Logistik meines Heimweges nach Leipzig.

Mein Zug kommt pünktlich. Dafür gehen die Reservierungsschilder nicht. Das hat den Effekt, dass in dem gut besetzten Wagen die Kommunikation unter den Fahrgästen erheblich befördert wird, noch bevor sie es selber werden. So nach dem Motto: Eigentlich ist das mein Platz. - Nö, isses nicht, wenn nix dran steht, ist nicht reserviert. Aber setzen Sie sich doch da drüben hin, da ist noch frei. - Nein stimmt nicht, da sitze ich. Mit Platzkarte, eigentlich. Na ja.
Kurz nach der Abfahrt dann die Durchsage des Zugführers: Bedauerlicherweise seien die Leuchtschilder ausgefallen, wegen eines „komplexen Computerproblems, das leider erst heute Nacht in der Werkstatt behoben werden kann. Ich hoffe, wir werden gemeinsam damit fertig. Vielen Dank für Ihr Verständnis!“
Na gut. Ich sitze. Also habe ich es, das Verständnis. Ist ja auch eine Sache der Routine, Verständnis für die Ecken und Kanten einer Bahnfahrt zu entwickeln.

Dann passiert das Unerwartete.
Der Kellner aus dem Speisewagen läuft an unseren Zweite-Klasse-Sitzen vorbei und bietet an, uns am Platz zu bedienen. Ich teste das und bestelle mir ein Hefeweizen. Tatsächlich. Es klappt. Klar, bezahlt werden muss es trotzdem, ganz soweit ist die Bahn dann doch noch nicht. Aber immerhin, es tut gut, nach dem Fingerfood meines Berlin-Termins jetzt wohltemperierte Kohlensäure hinterher zu schütten. Außerdem hab ich so doch gleich wieder was zu bloggen. Prost! :o)

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Montag, 24. Dezember 2007
Red Nose
Heiligabend. Wieder einmal kein Schnee. Der Blick geht fröstelnd zum Himmel, vielleicht auf der Suche nach ein wenig weihnachtlicher Romantik. Und richtig, mit ein bisschen Glück und herzoffenen Augen kann man ihn sehen, den Weihnachtsmann, wie er mit seiner Fuhre durch die Lüfte saust. Aber dann schaut man genauer hin und stutzt. Was ist das denn?? Das kann doch nicht wahr sein! …

Ein paar Wochen vorher: Weiterlesen

Allen Lesern wünsche ich mit dieser "kleinen" (Sorry, hatte keine Zeit zum Kürzen ...), heut entstandenen Geschichte ein wunderschönes und besinnliches Weihnachtsfest!
An die Freunde und Verwandten des Bären ganz liebe Grüße.
Grüße in den Norden nach Barth und Brandshagen, in den Süden nach Zella, Ilmenau und Chemnitz und in den noch südlicheren Süden. :o)
Wir lesen und sehen uns! :o)

Und jetzt geht der Bär erst mal feiern. :o)

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Dienstag, 4. Dezember 2007
Melancholisch-Metaphorisches
Tagebucheintrag:
„Das Licht brennt. Und es treibt an, macht Lächeln und Glauben. Denn es ist nicht einfach nur irgendein Licht, es ist ein Feuer. Ein Feuer, das all das erleuchtet, was es erreicht, und all das verbrennt, was ihm zu nahe kommt. Aber wo ist die Grenze? Wo ist der Punkt, an dem man zwar glaubt, es sei schön hell und schön warm. Und man erkennt viel zu spät, dass man schon Feuer gefangen hat. Nicht mehr nur im übertragenen, romantisch-euphorischen Sinn. Sondern im wortwörtlichen Sinn. Denn was brennt, verbrennt auch. Löst sich auf. Ist nicht mehr.
Und wenn da nichts ist, was durch das Feuer neu geboren wird, bleibt nur dieses graue Zeugs, bleiben nur diese indifferenten kleinen leichten Krümel, die Asche …“

Morgens.
Sich mühsam durch das Wintersturmdunkel kämpfendes Morgenlicht.
Er nimmt den ausnahmsweise mal wieder gefüllten Aschenbecher und schüttet ihn in den kalten Dezemberwind. Dann geht er ins Bad, sich für den neuen Tag zurecht duschen, das Gestern abspülen, die Reste der Glut mit kaltem Wasser auslöschen.
Und er lächelt.
Aber anders, als noch gestern Abend …

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Donnerstag, 8. November 2007
Herbst auf der Insel - 2: Weiß
(So liebe Kinder. Bevor ihr mir jetzt wieder dauernd dazwischenquatscht, machen wir es dieses Mal anders! Holt eure Diktathefte raus und schreibt mit! Nein Lisa, das ist keine Schikane, das wird auch deine Mutter mir glauben! Also Ruhe jetzt und konzentriert euch gefälligst!)

Das größte Stück Kreide, das der kleine Picasso in seinem Leben je gesehen hatte, ist eigentlich gar keins. Sondern ein großer Felsen, ein Kreidefelsen.


"Hey, haufenweiße Weißheit hinter mir! He he ..."

Aber egal - was dem Revolvermann seine schwarze Kohle auf der Lokomotive, ist für Picasso die weiße Kreide. Hier kennt er sich aus, hier passt er hin und hier kommt er her, irgendwie.


"Tja, aus so einem weißen Kreide-Ei bin ich mal geschlüpft. Fast so klein, wie dein oller Keks. Und fast genau so hart."

In der Gesellschaft von kleinen weißen Geistern mit kreidebleichen Gesichtern und kreideweichen Stimmen. Kreide, die Geschichte leichter geschrieben hat, als der Steinmeißel. Und auch Märchen - Kreide als notwendige Vorspeise zu leckerem Ziegenfleisch,
zum Beispiel.
Hier auf der Insel reicht das Picasso-Weiß vom Boden bis in den Himmel. Fast jedenfalls. Fast bis in den Himmel. Und auch nur fast weiß. Denn irgendwie machten die Kreidefelsen einen nicht ganz so leuchtend weißen Eindruck, wie die Kreidestücke, mit denen die Kinder die Häuserwände bemalen können.
Bis sie dann im Graffity-Alter sind,
die Kinder.
Und da man die Felsen ja nicht in die Waschmaschine stecken kann, wie Picasso – das sieht immer so cool aus, wenn er am Bullauge der Waschmaschine so vor sich hinkreiselt – müsste man etwas anderes machen. Sie mit weißer Kreide bemalen, die Kreidefelsen, möglicherweise.


"Ein typischer Bungee-Jumping-Baum."

Auf alten Bildern sahen die Felsen noch ein wenig weißer aus, bei Caspar David Friedrich vor allem. Allerdings mag das daran gelegen haben, dass er nicht mit Kreide gemalt hat, sondern mit vielen schönen Farben. Und einem tollen Weiß. Mag auch sein, dass die Felsen nun schon wieder ein ziemliches Stück älter geworden sind und sich deshalb alles ganz langsam in ein ehrwürdiges Grau verwandelt.
Nicht einmal wenn es regnet, wird es hier wirklich sauber. Sondern dann wird das alles auch noch ziemlich glitschig - schmierig wie ein Brillenglas, das in die Sahnesoße gefallen ist, oder so. Und dann kann das Klettern ziemlich gefährlich sein. Nicht wegen der beschmierten Brille, sondern wegen der glitschigen Kreide. Die wird dann zu einer Art Knete. Was zumindest den Finanzminister freuen wird – es klingt immerhin besser, von der Knete förmlich verschüttet zu werden, als tief in der Kreide zu stecken. Na ja.


"Was guckt Ihr denn so komisch? Los, kommt klettern!"

Die Kreide wird bei Nässe auch ganz schön klebrig. Allerdings bleibt immer nur soviel an einem kleben, dass man hinterher Mühe hat, es wieder abzubekommen. Um einen kompletten Menschen am Felsen zu halten, reicht es aber nicht aus. Jedenfalls ließ Picasso das Klettern bleiben und hat sich statt dessen die tausende Stufen zum Strand herunter tragen lassen.
Am Strand tobte der ewige Kampf zwischen Meer und Land. In diesem Fall wird er langfristig gesehen wohl eher zugunsten des Meeres ausfallen. Schade um die Kreide.


"Ha, ich bin unsichtbar!"

Aber zumindest war noch genug von der gelbgrauen Schmiere da, mit der Picasso sich so richtig einsauen konnte. So ist das eben, wenn man sich den Dreck selbst ankreidet. Da heißt es dann: ab in die Waschmaschine Picasso!

(So, fertig werden! Lisa sammelt jetzt die Hefte ein. Nein, auch das ist keine Schikane. Halt jetzt einfach die Klappe!)

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Dienstag, 30. Oktober 2007
Herbst auf der Insel - 1: Schwarz
Und wieder ein paar Tage weit weg, dorthin, wo der Kuhlumbusbär seine Wurzeln hat. Wo alles was er tut seinen Maßstab findet. Und er seine Ruhe, ein paar Tage wenigstens...
Im Gepäck waren die Helden dieses Blogs. So gibt es - wenn schon keine tiefschürfenden Philosophien - wenigstens ein paar geblogte Impressionen. Kurz und schmerzlos. Und kinderfreundlich (wir testen das mal), weil viele schöne Plüschtierbilder.
Heute Teil 1, in Schwarz, also ein bissl was von Roland, der Revolverkuh, oh, sorry, dem Revolverbullen, yeah ... :o).


...
„Hey, hier gibt es nur einen schwarzen Roland. Und das bist nicht du!“ Das Pferd schüttelte noch einmal wiehernd seinen Kopf und trabte in den Schatten.


"Yeah, lass uns echt dreckige Fotos machen! ... Sollte bei dem Schmutz auf der Linse kein Problem sein."

Roland drehte sich um. „Hör zu, du Mutantenpferd!

(Liebe Kinder! So etwas sagt man zwar nicht, nicht mal zu Pferden, aber da es eine Anspielung auf die Geschichte von Stephen King ist, lassen wir das jetzt hier stehen.)

Ich war schon Roland, als deine Eltern und Großeltern noch gar nicht auf der Welt waren! Ich habe in meinem Leben schon mehr Pferde geritten, als du Strohhalme gekaut! Yeah…“
Mißmutig sprang er vom Zaun und ging durch das Gras zum kleinen Häuschen, das dicht an den Gleisen stand.

(Ja, Kinder, ihr habt recht. Roland ist ein Rasenlatscher. So etwas macht man nicht. Aber Roland darf das schon mal, er ist ja schließlich eine Kuh. … Ähm, richtig, Grit, ein Bulle. Was? Welcher Unterschied? Ähm, das tut jetzt hier nichts zur Sache. Pssst, hört einfach nur zu!)

Roland trat durch die Tür in die Wartehalle und sah sich um. Der Zementfußboden war dunkelgrau und staubig, aber ansonsten machte alles einen aufgeräumten Eindruck. An den Wänden hingen verschiedene Plakate, ein wenig vergilbt, aber noch nicht abgerissen. Ungewöhnlich für die Welt, in der er sich grad befand. So, als sei das alles hier nur eine Kulisse, wofür auch immer …

(Nein, Annekatrin, Kulisse ohne „h“. Das hat was mit dem Theater zu tun, dem mit der Bühne und so. Ja. Pssst jetzt!)

Und dann sah Roland den Kasten mit dem Fahrplan. Deutlich sichtbar stand über den Ankunfts- und Abfahrtzeiten „Rasender Roland“.


"Rasend? Nach genauem Zeitplan? Oh, very deutsch..."

Ha, hatte das blöde Pferd doch recht gehabt! Es gab einen Zug, der Roland hieß! Aber mit Zügen war das so eine Sache. Seit der Begegnung mit dem bösen Blaine, dem Monorail, hatte sich bei Roland ein gewisses Misstrauen gegenüber den Schienenfahrzeugen entwickelt. Aber wenn ein Zug jetzt „Roland“ hieß, dann war das ein Zeichen. Er konnte nicht einfach hier weggehen, ohne diesen Zug gesehen zu haben. Er schaute noch einmal auf den Fahrplan. Das traf sich gut, genau zur Mittagsstunde sollte der Zug kommen, nicht mehr lange hin. Roland trat auf den Bahnsteig und setzte sich neben das Gleis.


"Ist das kalt an meinem Hintern! Ein Foto noch, und dann ist gut..."

Er blinzelte in die Sonne. Golden und doch kalt strahlte sie auf den Herbsttag herunter. Keine Wolke schob sich davor, als ob die Sonne nichts von dem verpassen sollte, was da unten geschah.

(Nein Lisa, die Sonne ist nicht wirklich kalt, ich weiß. Aber manchmal ist es auch frostig, obwohl sie scheint. Und alle frieren. … Ja, gut, du nicht, aber wenn du deinen Mantel ausziehst frierst du auch. Na gut, auch deinen Pullover. Und die Handschuhe. Und die Mütze. .. Wieso fies? Ich hab doch nur gesagt, WENN. Nein, das würde ich nie tun, ... ähm, wieso deiner Mutter erzählen? Ich hab doch hier nur …, also, rein theoretisch… Jetzt ist aber gut! Hört einfach weiter zu!)

Während Roland die kalte Herbstluft einsog, schaute er zum Horizont. So weit er sehen konnte, bewegte sich nicht viel. Und schon gar kein Zug. Ihm kamen Zweifel – was wenn die Zeit auch hier aus den Fugen geraten war und er jetzt vergeblich auf den Zug warten würde?

(Was? Wieso Streik? Nein, das kommt in der Geschichte nicht vor. Was? Ähm, Roland wechselt zwar zwischen den Welten hin und her, er ist aber kein Pendler, das ist was anderes. Und nein, hier wird nicht gestreikt! In der Geschichte meine ich. Hier auch nicht! In der Schule meine ich. ... Schulstreik? Davon habe ich jetzt nichts gesagt. Was?? Deiner Mutter erzählen?? Lisa halt jetzt einfach deine Klappe! Okay?)

Roland trat zum Gleis. Er legte sich lang hin und hielt sein Ohr auf die Schiene, so, wie er es in alten Zeiten immer getan hatte, um die Mittweltbahn zu hören – lange bevor seine Freunde sie dann am Horizont auftauchen sahen.


"Wenn ich die Rostflecken aus dem Ohr nicht mehr rauskriege, könnt ihr was erleben, yeah ..."

Und auch dieses Mal hörte er etwas, ein leichtes, rhythmisches Summen, das immer näher zu kommen schien.

(Richtig Kinder, das macht man nicht. Ähm, nein, nicht weil es zu schmutzig ist! Es ist zu gefährlich! Was? Nein, wenn Roland hier beim Hören herunterfällt, ist es kein Hörsturz, Annekatrin, ein Hörsturz ist etwas anderes. … Ja, später, jetzt lasst mich einfach zu Ende erzählen. Bitte!)

Irgendetwas an diesem Summen kam Roland vertraut vor und klang doch fremd und unheimlich. Während sich Roland mit geschlossenen Augen auf das Geräusch konzentrierte, wurde es rings um ihn herum zunehmend dunkler. Da war tatsächlich eine Wolke aufgetaucht, dachte Roland noch, als urplötzlich ein riesiger schwarzer Schatten auf ihn fiel und das Summen in ein ohrenbetäubendes Zischen und Quietschen überging …


"Wow, schön laut. Und schön schwarz! Yar ..."

( Hey, Holger, wie kannst du Detlef nur so erschrecken! Da kann doch sonst was bei passieren! Setz dich gefälligst wieder hin! Lisa hör jetzt auf zu quängeln. Wie, ich schreie hier nur rum?? Deiner Mutter erzählen?? Pah, dann mach es doch! Und ich geh jetzt in die Pause…. Ob sich Roland gerettet hat? Weiß ich doch nicht! Dann müsst ihr das nächste Mal einfach nur zuhören und wir schaffen es auch mal bis zum Schluss der Geschichte. Und jetzt raus auf den Schulhof!!)

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Donnerstag, 4. Oktober 2007
Liebe Kinder!
Da hat doch jemand von Euch voller Hoffnung bei Google eingegeben:
"Arielle 2 jetzt gucken" >> hier
Und was passiert? Schon beim zweiten Link in der Liste landet ihr hier, im Kuhratorium. Nix mit Fernsehen oder DVD. Dabei hättet Ihr eigentlich gewarnt sein müssen. Denn schon Google zitiert unter dem Link weiter:
"Habt ihr das mitbekommen, wie oft Arielle jetzt auf dem Klo hockt."
(Da gings um kreativitätsförderndes Klopapier!)
Das klingt doch wirklich nicht nach eurer Seejungfrau, oder? :o)
Na ja, wie auch immer. Viel Spaß beim Weitersuchen. Und lasst euch nicht wieder, ähm, linken... ;o)

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Donnerstag, 27. September 2007
(Über)Fallende Nebel
Eben noch schien die Sonne. Etwas kälter zwar, als die letzten Wochen, aber immerhin Sonne.
Jetzt sieht alles anders aus. Als hätte - wie auf einer Drehbühne - jemand die komplette Kulisse gewechselt. Der Wind treibt einen aufdringlichen Nieselregen durch die Straßen. Natürlich ins Gesicht des durch die abgedunkelte Stadt stampfenden Bären. So, als könnte der Wind an jeder Straßenecke neu disponieren...
Über dem Stadtfluss liegt ein unruhiger, nasser Nebel. Wenn man genauer hinschaut, dann kann man in diesem grauen Wabern einzelne Formen erkennen. Nebelwesen, die wohl nur darauf warten, dass es noch dunkler wird, dass eine der Straßenlampen wie zufällig erlischt. Oder dass man zu lange in diesen unheimlichen Nebel starrt - und damit beginnt, selbst ein Teil des Nebels zu werden...

Momente, in denen der Bär Zweierlei denkt.
Es wird Herbst.
Und.
Manchmal wäre es gar nicht so verkehrt, eine Fledermaus zu sein... Jawoll!

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