Freitag, 14. September 2007
Aufsteigende Hitze
Und wieder mal im Zug.
Aber etwas ist anders. Ich hatte das Grauen, das die Bahn jedes Jahr im Herbst/Winter-Angebot hat, schon fast vergessen. Das Zugpersonal jedoch hat offenbar auf den Tag, wahrscheinlicher sogar auf die Stunde gewartet, an dem es sich wieder in vollen Zügen an der Klimakatastrophe beteiligen kann.
„Heizung freigegeben!“ mag die Mehdornsche Anweisung lauten.
Und dann geht es los. Der Komplex aus Reise-Viren-Zucht und Sauna-Ersatzangebot wird gestartet, dem Schmelzpunkt der ersten Kunststoffe gefährlich nahe gekommen. Die Apfelschorle wird auf Kaffeetemperatur gebracht, der Notebooklüfter kühlt die Umgebung statt des durchaus heißen Rechners. Die gefühlte Dreistelligkeit der Raumtemperatur hat so nach und nach fatale Auswirkungen auf die eine oder andere Körperfunktion.
Und man wartet vergeblich auf die Durchsage: „Werte Fahrtgäste. Im Wagen 27 ist auf Grund eines technischen Defektes die Heizung ausgefallen. Wir bitten dies zu entschuldigen!“ ...
Apropos Körperfunktionen. Irgendwie funktioniert das Texten nicht mehr so richtig. Kurz vor der Gerinnungstemperatur meines kreativen Eiweißes fange ich zu meinem eigenen Entsetzen an, in Reimen zu schreiben, im Rhythmus der Zugfahrt, im Gleichklang zum Ticken des Thermostaten.
Thema? Na was schon ... :o)

Thermostatisch

Die Bahn fängt wieder an zu heizen
und in den Wagen wird es richtig warm.
Die Reiseviren legen los, den Halz zu reizen,
der Schweiß läuft über Hals und Arm.

Die Müdigkeit ist ständiger Begleiter,
die Luft ist trocken, staubig, schwer und heiß.
Die Augen schließen sich, mein Mund verzieht sich heiter:
Ich träum’ von einer großen Kuh – aus Eis.

Der Schaffner kommt und macht dezenten Krach.
Die Eiskuh wird zu einem kleinen See.
Die Augen gehen auf und ich bin richtig wach,
und durchgeweicht, vom Scheitel bis zum Zeh.

Der Schaffner schaut mich an und lächelt.
„Da hat der Regen aber zugeschlagen!“
Er sieht nicht meine Zunge, wie sie hechelt.
Und er geht: „Ich heize mal den Wagen!“ ...

Natürlich hab’ ich maßlos übertrieben.
Die Heizung ist noch ziemlich moderat.
Ich wär auch gerne noch im Zug geblieben.
Brauch’ nur ein Bier, ein kühles, und ein Bad ...

:o)



Hatten wir schon mal, passt aber grad so gut... :o)

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Sonntag, 26. August 2007
Urlaub in Schwarz
Berlin, den 20.08.2007
Da war der Bär doch tatsächlich in Urlaub gewesen. Bis heute. Weit weg. Dorthin, wo sich Lachs und Makrele Gute Nacht sagen. Zumindest diejenigen, die von den deutschen Angeltouristen noch im Wasser gelassen worden sind.
Sicher, zehn Tage Urlaub sind nicht die Welt. Aber wenn man weiß, wohin man muss, um richtig abzuschalten, sind es schon wieder eine ganze Menge.
Zumindest hat der Bär endlich mal wieder den Kopf frei bekommen, weit weg von der NEMO (die neue gibt’s grad in gewohnter Qualität am Zeitungskiosk...) und anderen Schreibtischstapeln.
Ein herrlicher Urlaub mit der Bärenurfamilie, also angeln, essen, schlafen, essen, Boot fahren, essen, Landschaft gucken, essen, von der Terrasse aus aufs Meer schauen, essen, träumen, essen, in Familie lachend Bretter vollspielen, essen, fotografieren, essen, lesen, essen.
Und wieder angeln.
Und essen natürlich.

Ach so, zum Schreiben war natürlich auch etwas Zeit, seit langem endlich wieder etwas Nicht-Dienstliches. Mit Kühen und so. Hat ja letztes Jahr auch geklappt... :o)
(Um ein Haar wäre die Geschichte nicht rechtzeitig fertig geworden. Aber die Bahn muss wohl nachweisen, dass es auch ohne Streik der Lokführer funktioniert, in der Urlaubszeit massive Verspätungen zu erzeugen. Mit Sprüngen zwischen zwei Ansagen von 45 auf 60 Minuten Verspätung, und so. Einige Züge. Wie in alten Zeiten. Also sitze ich gerade auf dem Bahnsteig des Berliner Hauptbahnhofes und nutze die Rückfahrtverlängerung, um noch ein wenig auf der Tastatur herumzuhacken. Mal gucken, ob der Akku leer ist, bevor der Zug eintrifft. Da muss ich mir wohl einen frischeren Akku holen, wenn die Bahn so weiter macht.)
Entstanden ist ein kleiner Urlaubsbericht – ziemlich frei nach Motiven des großen Stephen King, genauer, seines Romanzyklus „Der dunkle Turm“. Immerhin wird mit King einer von des Bären Lieblingsautoren 60 Jahre alt. Und auch die Turm-Hörbücher bekommen in der NEMO eine richtig gute Bewertung. :o) Für den Bären damit Anlass genug, auch im Kuhratorium dem Meister zu huldigen. Natürlich in angemessener Kuhalität...
Also: Roland der Revolvermann in ganz spezieller Ausfertigung, auf der Suche nach neuen Gefährten. Und wo findet er sie dieses Mal? Natürlich in Norwegen...

Vorspiel: Schwarzer Kleiner hier
Teil 1: Erster Kontakt hier
Teil 2: Zweiter Anlauf hier
Teil 3: Tiefes Wasser hier
Teil 4: Romantische Revolverkuh hier
Teil 5: Verschlossene Türen hier
Teil 6: Giftige Blicke hier
Teil 7: Letzte Fähre hier
Nachtrag: Auszug aus einem Verhörprotokoll der norwegischen Polizei hier
Übrigens: Exklusiv-Interview mit Roland-Darsteller Roland hier

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Montag, 9. Juli 2007
Reise, Reise...
„Ich muss morgen in die Schweiz.“ So, wie der Bär es sagte, klang es wie: „Die sägen mir morgen ein Bein ab!“ Oder so.
Dass der Bär nicht gerne reiste, war den Kühen nicht neu. Trotzdem guckten sie misstrauisch. Denn immer, wenn der Bär seine Reisepläne mit den Kühen besprach, hieß das nichts Gutes.

Meistens war er dann ewig weg, und die Kühe konnten nur hoffen, dass seine Vertretung wenigstens halbwegs in der Lage war, für die Kühe zu sorgen. Nicht einfach, wenn immer wieder Neue kommen, die die Herde nicht kennen.
Das letzte Mal hat sich der junge Mann, der als Vertretung gearbeitet hatte, eine Zigarette angezündet - während er Gasoline freundschaftlich auf den Bauch klopfte. Drei Sekunden später stand er inmitten eines Feuerballs. Er hatte Glück im Unglück gehabt und büßte nur ein paar seiner Klamotten ein. Und seine blonden Locken.
Ein anderer hatte sich ein paar Minuten lang über Silkes Euter lustig gemacht, wahrscheinlich hatte er sich bis dahin nur um Hunde und Katzen gekümmert gehabt. Nachdem Liesbeth Silke die derbsten Sachen übersetzt hatte, begann auch für diesen jungen Mann ein Nachmittag, den er nicht so schnell wieder vergessen würde. Das letzte, was er noch mitbekam, war ein deftiger Stromschlag gewesen. Bevor es dunkel um ihn wurde, sah er ganz dicht über sich das hinterhältig grinsende Gesicht einer Kuh. Denn Rest musste er sich dann vom Arzt im Krankenhaus erzählen lassen.

Wie auch immer, die Kühe muhten, ein wenig unwillig, aber im Großen und Ganzen war es schon okay. Was sollten sie schon machen? Die Tage ohne den Bären würden schnell vorbeigehen, wie immer.
Der Bär nickte beruhigt und machte sich auf den Heimweg. Und mit ihm marschierte Arielle, auch wie immer, wenn der Bär in den Norden reiste. Und das wollte er diesmal auch, zumindest für ein paar Tage, wenn der Job in der Schweiz erledigt war.

Die Kühe schauten dem Bären hinterher, bis er nicht mehr zu sehen war. Dann hingen sie wieder ihren Gedanken nach: Während Bertha sich zu erinnern versuchte, wie die Löcher in den Schweizer Käse kamen, lächelte Silke hämisch vor sich hin. Sie hatte gehört, dass die Schweizer Kühe lila aussahen. Vielleicht färbt das ein wenig auf Arielle ab, und sie alle hätten dann nächste Woche was zu lachen. War ja sonst nix los hier, seit sich die Vertretungen des Bären nicht mehr auf die Weide trauten...

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Sonntag, 1. Juli 2007
Schleichfärbung...
Der Bär nimmt Arbeit mit nach Hause.
Sogar für Sonntags.
132 Seiten Selbstgemachtes.
Kein Wunder, dass Arielle meint, sie gehört aus dem Fenster geworfen, diese Arbeit. Montag früh kann der Bär sie ja wieder einsammeln...



Vorher nur noch schnell den coolen Bruce W. aus der NEMO ausschneiden und über das Kuhkörbchen hängen...
Hm, Weiber! :o)

Und wer genauer gucken will, womit der Bär jetzt auch noch sein Wochenende verbringt, bitte hier klicken:



Steckt ne Menge Herzblut drin, das des Bären und das der ganzen tollen Truppe.
Übrigens: Auf Seite 3 der Bär mit Schlübs! ;o)
Und trotz Stress und Risiko, es macht immer wieder Spaß, Kommerz hin oder her... :o)

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Versessen...
Ganz langsam begann es in der rechten Wade zu kribbeln. „Oh nein,“ dachte der Bär, „nicht jetzt!“ Er überlegte. Wenn er das rechte Bein weiter ausstreckte und erst dann das linke etwas anzog, dann wird der Verlust vielleicht nicht ganz so schlimm. Dann würden es nur ein paar Quadratzentimeter sein. Also schob er das Bein mit der zwickenden Wade langsam vorwärts, in eine Lücke, die erstaunlicherweise noch da war. Dann zog er das linke Bein an, und wie erwartet wurde der aufgegebene Raum sofort von einem anderen Bein in Beschlag genommen, von dem des neben ihm sitzenden Mannes. Der schien es gar nicht zu bemerken, wie sein Bein für ihn Raum gewann. Das machte das Bein wahrscheinlich schon ganz automatisch, ein Reflex. Der Bär schaute neidisch auf den jungen Mann, ganz sicher ein Profi in Sachen Sitzblockaden...

Nein nein. Der Bär war nicht bei den G8-Asphalt-Besetzern. Die oben beschriebene Szene spielte sich im Innenraum des Berliner Olympiastadions ab, während der Stunden, in denen der Bär und seine charmante Begleiterin auf den Beginn des Konzertes warteten. Dicht an den ersten Zaun herankommen, hieß eben rechtzeitig da zu sein. Und war man rechtzeitig da, hieß es, sich erst einmal hinzusetzen, so lange es noch den Platz dazu gab. Stehen würde man dann ja eh lange genug...

Ach so, es war übrigens ein Grönemeyer-Konzert. Herbert ist einer der ganz wenigen, die es schaffen, den Bären aus seiner Höhle heraus und auf ein Konzert zu locken. Die passende Begleitung natürlich vorausgesetzt. Und es war auch wieder richtig Klasse! Herbert machte Stimmung, der Bär rockte sich die Seele aus dem Leib und aus 64.000 Kehlen klangen die Texte mit.
"Und der Mensch heißt Mensch, weil er..." die Grönemeyer-Texte kennt, sie NICHT vergisst und NICHT verdrängt... :o)

Öhm, genau genommen waren es eigentlich nur 63.999 Kehlen. Denn der Bär muss sich hier mal als Textmuffel outen.
Aber Herbert wird es ihm verzeihen, ganz sicher... :o)




Plüschkuhlumbus und Plüschpicasso waren natürlich auch mit dabei, ganz ohne Ticket, deshalb zählen sie auch nicht in der Mitsingstatistik... :o)
Arielle wollte übrigens nicht mit. Wir sollen mal wieder fragen, wenn wir zu Evanescence gehen, sagt sie. Na ja...

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Dienstag, 12. Juni 2007
Aha...
Inzwischen findet man das Kuhratorium bei Google unter der einen oder anderen interessanten Frage.
Favoriten für heute:

Gedächtnisverlust bei Katzen?
und
Wie oft am Tag hat eine Kuh Stuhlgang?

Frag ich mich nur: Wenn Katzen ihr Gedächtnis verlieren, und glauben, sie wären eine Kuh, gehen sie dann trotzdem noch aufs Katzenklo?? Hm. Muss ich mal googlen... :o)

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Samstag, 9. Juni 2007
Geh Acht und so...
Da lag sie nun. Mitten auf der Wiese. Aus rotem und grünem Plastik. Eine Waffe, zweifellos. Silke ging vorsichtig um das Ding herum, bis der Lauf nicht mehr in ihre Richtung zeigte. Denn sie hatte gestern ganz genau gesehen, wie die komischen Menschen mit den großen roten Nasen aus diesem Plastikdings geschossen hatten…

Ganz plötzlich waren sie gestern aufgetaucht. Mitten durch das Maisfeld waren sie gekommen, junge Leute in bunten Kleidern, mit bunten Fahnen, Lieder singend und lachend. Um sie herum sprangen die Leute mit den roten Nasen, in noch bunteren Klamotten als die anderen, und sie schwenkten die bunten Gewehre und beschossen sich. Mit Wasser, wie Bertha hinterher behauptete. Aber Bertha behauptet viel, wenn der Tag lang ist. Sicher, sie war die klügste Kuh in der Herde. Aber selbst sie war überrascht von den komischen bunten Menschen, die ohne Vorwarnung aus dem Feld brachen und laut singend in Richtung Kuhweide marschierten. Kurz vor dem Zaun machten sie Halt und legten eine Pause ein. Immer mehr Menschen strömten aus dem Feld und sammelten sich neben dem Zaun. Auch die Kühe waren unauffällig in Richtung Zaun getrappelt, um mitzubekommen, was da los war. Liesbeth musste immer wieder den anderen Kühen übersetzen, was die Menschen sich erzählten.

„Jetzt reden sie grad über unseren Zaun.“ Liesbeth hatte nach diesen Worten die volle Aufmerksamkeit ihrer Freundinnen. Vor allem, weil ein paar der bunten Leute anfingen, sich am Zaun zu schaffen zu machen.
„Was wollen die von uns?“ Heidemarie rückte ängstlich an Liesbeth heran. „Kommen die uns holen?“
„Quatsch!“ Silke prustete. „So sehen keine Leute aus, die Kühe zum Schlachter bringen.“ Sie schielte zu Heidemarie. „Zumindest war das bis heute so. Aber man kann ja nicht wissen…“
„Seid mal ruhig! Jetzt reden sie grad darüber, ob sie unseren Zaun aufmachen…“
„Oh ja!“ Das Kälbchen Fridolin begann aufgeregt hin- und herzutrippeln. „Lasst uns einen Ausflug machen. Zaun auf! Zaun auf!“
„Sei still. Die verstehen dich sowieso nicht.“ Liesbeth sah besorgt zu der Stelle des Zaunes, an der zwei, drei dieser Leute versuchten, auf die Weide zu kommen. Alles diese komischen Typen mit den großen roten Nasen. Und mit Gewehren. Als sie auf der anderen Seite des Zaunes ankamen, begannen sie, hektisch über die Weide zu laufen und zu schießen. Liesbeth hielt die Luft an. Auch den anderen Kühen schlug das Herz bis zum Hals. Aber die Bunten scherten sich nicht um die Kühe sondern beschossen sich selbst. Mit Wasser. Und sie lachten dabei. Und rannten hin und her, zwischen den Kühen durch, von der einen Seite der Weide zu anderen. Bis dann einer von ihnen auf Gasolines morgendlicher Hinterlassenschaft ausrutsche, in hohem Bogen durch die Luft flog und mit einem lauten, schmatzenden Geräusch in Gasolines Scheiße landete…

Gasoline blickte ihre Freundinnen schuldbewusst an. „Sorry Mädels, ich weiß, ist ziemlich viel gewesen für früh am Morgen. Aber ihr wisst doch, meine Verdauung ist momentan besonders…“
„Ruhe!!“ Liesbeth hob den Kopf. „Das gibt’s doch nicht! … Bullen!! Die Menschen sagen, die Bullen kommen! Und ganz viele!!“
Die Worte durchzuckten die Kühe wie ein elektrischer Schlag.
„Die Bullen!!!...“ Heidemarie sah verklärt zum Horizont, dorthin, wo jetzt auch die ganzen Menschen hin zeigten. Aus der Richtung waren jetzt deutlich Geräusche zu hören. Vor allem Geräusche, wie sie die großen Autos machten, die die Kühe ab und an durch die Landschaft fahren sahen.
„Typisch!“ Silke drängte sich an den Zaun, um einen besseren Blick auf den Weg zu bekommen. „Wir Kühe müssen immer zum Stall laufen, und die Bullen werden gefahren, als wären sie was Besseres.“
„Sind sie doch auch! Vor allem der Johannes, der neue große…“ Heidemarie sah mit sehnsüchtigen Augen in die Richtung, aus der der Krach kam. Und dann erblickten die Kühe eine seltsame Prozession den Weg entlang kommen. Viele grün gekleidete Menschen. Eigentlich sahen sie aus, wie die Förster, die ab und an mal an der Weide vorbeikamen. Aber die heute waren irgendwie dicker angezogen, hatten Stöcker in der Hand, redeten nicht miteinander und machten allesamt ziemlich verkniffene Gesichter. Ein Ausdruck irgendwo zwischen Angst und Wut, soweit die Kühe das jedenfalls einschätzen konnten. Sie kamen ziemlich langsam näher, die dicken Förster. Und mitten unter ihnen, beziehungsweise sie alle überragend, ein großes Auto mit einer Kanone.
Die Kühe schauten verwirrt. Wo waren die Bullen? Wer waren die Grünen? Was überhaupt ging hier vor? Und warum, verdammt nochmal, machte niemand den Zaun auf?
Die bunten Menschen hatten sich inzwischen wieder in Bewegung gesetzt. Bunte Fahnen schwenkend, singend, wenn auch nicht so laut wie noch vorhin, zogen sie weiter. Begleitet von den dicken Förstern und deren Auto. Das mit der Kanone.
Da komme nur Wasser raus, hatte Bertha behauptet. Aber Bertha behauptet viel, wenn der Tag lang ist…

Heute erinnert nicht mehr viel an die Hektik von gestern. Außer dem Stück bunter Plastik, Plastik zum Schießen, mitten auf der Wiese. Silke schnupperte dran. Bertha hatte gemeint, der Wind der Geschichte sei über die Weide geweht, gestern. Aber alles was Silke roch, roch eher nach Gasoline. Vielleicht braucht‘s ein wenig Zeit, bis die Geschichte darunter zu riechen war. Sie würde es morgen noch einmal versuchen. Wär schade, wenn der Geschichtswind schon mal hier gewesen war, und man würde ihn verpassen, nur weil man Gasoline nicht riechen konnte…

Herzliche Grüße an die G8-Protestierkollegen, die auf ihrer Rückreise nach Österreich in unserer WG Pause machten. Und genauso herzliche und respektvolle G8-Grüße nach Barth… :o)

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Sonntag, 20. Mai 2007
Brownies in Angst...
„Ihr seid keine Kühe!“
Silke schaute böse durch den Zaun auf die Nachbarweide.
„Kühe sind Schwarz-weiß gefleckt. Das war schon immer so und wird sich auch nicht ändern!”

Die beiden braunen Kühe auf der anderen Seite des Zaunes schauten sich verwundert an.
„Was ist denn mit der da drüben los?“ Die große Braune schüttelte mit dem Kopf. „So früh am Morgen und schon so giftig.“
Die kleinere Kuh neben ihr schaute unruhig auf Silke.
„Aber wenn sie recht hat? Die da drüben sind doch auch alle schwarz-weiß. Vielleicht sind wir nicht wirklich Kühe?“
„So ein Quatsch! Natürlich sind wir das. Lass dir von der blöden Schwarz-Weißen bloß nichts einreden.“
„Aber wenn…“

Silke spürte, dass die Kleine ihr gegenüber schon die ersten Zweifel hatte und legte nach.
„Sowas wie ihr taugt doch nur noch, um als Fleisch für die Menschen zu enden. Ich weiß das, die braunen Kühe kamen immer erst hierher, bevor sie dann am nächsten Tag mit den großen Autos abgeholt worden sind.“
Die kleine Braune begann zu zittern. Die Große wurde wütend. Inzwischen waren auch ein paar andere Braune dazu gekommen und schauten neugierig durch den Zaun auf die schwarz-weiße Silke. Die redete unbeirrt weiter.
„Tja, da seid ihr nicht die ersten, und ihr werdet nicht die letzten sein, die…“
„Jetzt halte aber mal die Klappe!“ Die große Braune wurde laut. „Das ist alles Unsinn. Du willst uns nur Angst machen. Sieh zu, dass du zu deinen hässliche Schwarz-Weißen da hinten kommst und lass uns in Ruhe!“
„Angst? Oh, das mit dem Schlachten soll ganz schnell gehen. Davor braucht ihr keine Angst zu haben. Schlimmer wird’s, wenn der Bauer glaubt, ihr habt unter euren komischen braunen Haut noch die echte, die schwarz-weiße. Dann geht’s nämlich erst richtig los! Dann wird man euch in einer ekligen Prozedur das Fell über die Ohren ziehen, sozusagen…“
Jetzt wurden auch die anderen Braunen unruhig.
„Hm. Wenn sie Recht hat, dann sollten wir was unternehmen…“
„Ist doch alles Unsinn!“
„Ich will weg hier!!!“


Silke sah den braunen Kühen zu, wie sie untereinander diskutierten und dabei immer lauter wurden. Sie begannen unruhig hin und her zu trampeln und bewegten sich langsam auf das große Gatter zu, das von der Nachbarweide auf die Straße führte.
Silke lächelte zufrieden, drehte sich um und schlenderte zu ihren Freundinnen zurück.
Liesbeth schaute ihr misstrauisch entgegen.
„Was hast du denn so lange mit unseren Nachbarn geredet?“
„Och, ich hab versucht mich mit ihnen anzufreunden. Aber ich habe so das Gefühl“, sie blickte lächelnd zurück, “sie werden nicht mehr lange unsere Nachbarn bleiben.“


So geschehen im kuhlumbianischen Vorpommern, dokumentiert von der neuen Elite der deutschen Pressefotografie, jetzt endlich ergänzt durch die Aufdeckung der ganzen Wahrheit, hier im Kuhratorium…
:o)

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Donnerstag, 10. Mai 2007
Sudokuh
Die Kühe stecken ihre Köpfe zusammen. Leises Lachen, eifriges Tuscheln, ab und an ein vorsichtiger Seitenblick zum anderen Ende der Koppel, wo Arielle in der Ecke stand und gedankenverloren vor sich hinstarrte.
„Habt ihr das mitbekommen, wie oft Arielle jetzt auf dem Klo hockt.“ Silke blickt verschwörerisch in die Runde. „Und wie lange das jedes Mal dauert?“
„Vielleich hat es sie jetzt auch erwischt!“ Gasoline rülpste. „Tschuldigung. Aber wär doch möglich! Wenn das so ist, dann tut es mir leid um die arme Arielle. So ein Methanproblem sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Ich kann euch sagen, das geht ganz schön ab, wenn ihr dann...“
„Schluss jetzt! Wir sind Kühe und gehen nicht aufs Klo.“ Liesbeth schaute zu Gasoline. „Du bist eine Ausnahme, unseretwegen, damit du uns nicht den Tag verdirbst. Und so lange du nicht anfängst, auf dem Klo zu rauchen, geht das auch in Ordnung. Mit Arielle muss ich mal sprechen. Das geht eh nicht lange gut. Schließlich ist das das Bärenklo, da kriegen wir nur Ärger mit Kuhlumbus, wenn wir da jetzt alle...“
„Ich Idiot!“ Arielle sprang in ihrer Ecke aufgeregt hin und her. „Ich Idiot! Sieben!!! Na klar, Sieben muss da hin.“ Im Kuhgalopp sprintete sie zum Klo und verschwand hinter der Tür.
Die anderen Kühe sahen sich ratlos an. „Das klingt nach mehr als nur nach einer Verdauungsstörung.“ Berta schüttelte mit dem Kopf. „Arielle hat bestimmt ein größeres Problem. Da kommt wohl noch einiges auf uns zu.“
„Worauf du wetten kannst. Zum Beispiel der dicke Kuhlumbusbär!“ Silke deutete auf eine Gestalt, die in schnellen Schritten näher kam, eine Zeitung unter dem Arm, zielstrebig auf das Klo zusteuernd. „Ratet mal, wo der jetzt hinwill!“ Sie grinste.
„Ach du Scheiße!“
„Das kannst du laut sagen.“ Silke machte ein Gesicht, als würde sie sich vor Schadenfreude die Hände reiben wollen, wenn sie denn welche gehabt hätte...

Tja, was treibt Arielle aufs Klo, was treibt sie auf ihm? Was passiert, wenn der Bär dazu kommt?



Arielle die Sudokuh beim "Rollenspiel"... :o)



Bär und Kuh beim gemeinsamen Zahlenkästeln...

Es ist wie mit so vielem. Erst ist es ein Geheimtipp. Modeerscheinung, Accessoire von Intellektuellen. Dann Massenware, Auftritte in allen Medien, in allen Formen zu kaufen. Und zu guter Letzt landet es dort, wo sich Kuh und Bär Gute Nacht sagen. Aufm Klo... :o)

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Sonntag, 6. Mai 2007
Fusseliger Bär
Einfach so und doch aus gegebenem Anlass schickt der Bär ein paar ganz liebe Grüße an die wichtigste Fussel in des Bären Leben. :o)
Die einzige Fussel, die der Bär gerne im Fell hat, und immer wieder, und ewig. Ohne die der Bär nicht komplett wäre, ohne die er weite Teile seines Weges gar nicht hätte zurücklegen können. Wege durch Sumpf und Dunkelheit, Wege in die Sonne, Wege am Wasser, Wege durch den goldenen Raps...



Und mit der er auch weitere Wege entdecken und genießen wird. Vor allem auf unser beider Insel. Dort, wo des Bären Seele am weitesten aufgeht. Dort wo der Duft nach geräuchertem Fisch Teil der Lebensphilosophie wird, dort wo das Rauschen der Wellen einem in Sekunden mehr erzählt, als tonnenweise bedrucktes und jahrelang studiertes Papier... :o)



So. Das musste mal gesagt werden. Und bevor des Bären Job ihn jetzt auch am Sonntag einholt, nimmt er sich einen Moment Zeit, um noch einmal träumend in die Sonne zu schauen, die im selben Augenblick auch auf das Fusselchen herabscheint.
In der Hoffnung, sie spürt gerade in dieser Sekunde das Verlangen, auch den Kopf zu heben, das Gesicht in die wärmende Sonne zu halten, die Augen zu schließen und zu lächeln... :o)

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Samstag, 5. Mai 2007
Herzlichen Glückwunsch in den Süden!
Südtiroler Blaskapellen machen seit heute früh einen feierlichen Lärm, der bis hinauf zum Mond zu hören ist. Das Blümchen stellt die eigene Musik etwas leiser und winkt artig zum Fenster raus. Aber die Bläser lassen nicht locker. Heut ist ein schöner Tag, die Mugge ist gut bezahlt, und das Blümchen natürlich eine Wunschkundin... :o)

Der Bär schließt sich den Glückwünschen an und winkt ganz herzlich Richtung Süden! Er wünscht dem Blümchen all das, was sich von den vielen Wünschen der letzten sieben Jahre noch nicht so ganz erfüllt hat. Und dann natürlich noch viel mehr obendrauf!
Zum Geburtstag gratuliert auch eine Kuh, eine ganz besondere! Grün, mit Blümchen und Gießkanne, als wäre sie aus des Bären Geschichte entsprungen, um dem Blümchen eine Freude zu machen...



Allerdings hat sich die Kuh geweigert, in irgendwelches Packpapier eingewickelt zu werden. Sie hat sich vorgenommen, den weiten Weg zu Fuß zu gehen, irgendwann. Bis dahin wird sie dem Bären Gesellschaft leisten, gemeinsam mit ihm in den Mond schauen und nach Blümchenspuren suchen. Und Kaffeetrinken üben. Weil der Bär gesagt hat, das könnte dann einmal ganz nützlich werden. :o)
Der Bär hofft, dass das Blümchen auf dem Weg zur Rettung der Welt vor Farblos, Dunkel, Kalt und Böse einen großen Schritt vorangekommen ist.
Und jetzt bleiben der Bär und die grüne Kuh solange auf dem Dach liegen, bis der Mann im Mond eine Antwort funkt... :o)



Der Bär wollte mit diesen Fotos ausnahmsweise mal Farbe bekennen, damit das Grün richtig rüber- und ankommt... :o)

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Donnerstag, 26. April 2007
Zwischenstopp 2 ...
Laut dröhnt die Musik aus den Boxen. Der lernfähige Internet-Musik-Kanal mit dem ganz speziellen Namen hat es geschafft, sich auf des Bären Mischstimmung einzuschießen. Mal powert es aus den Boxen, dass der Bär glaubt, er könne nun Sisyphos samt Stein im Laufschritt jeden Berg hochtragen. Dann aber füllt plötzlich Melancholie das Zimmer und stellt so viele Fragen, wie der Bär sie nicht auf einmal hören kann, hören will. Aber sie greifen nach des Bären Herz und drücken ganz fest zu...

Der Bär lehnt am stromlosen Koppelzaun und schaut auf die Kühe, die sich wie zufällig so nach und nach in seine Richtung begeben haben, stumm und scheinbar desinteressiert an allem vor sich hingrasend. Während Bertha in des Bären Blick die Melancholie erkennt und einen Seufzer unterdrückt, lauert Silke darauf, ob der Bär sich am Zaun einen Stromschlag holt. Falls nicht, so hätte sie sicher die eine oder andere Idee.
Der Bär selbst schaut gedankenschwer auf die Kühe, wie er sie hier an dieser Stelle erschaffen hat. Einfach so. Mit Worten und Bildern, mit dem Herzen, und mit den Lachfältchen aus des Bären Augenwinkeln. Inzwischen leben sie ihr eigenes Leben und schauen den Bären an, als wollten sie sagen: "Hey, wenn wir schreiben könnten, würden wir unsere Geschichten auch selber bloggen..."

Der Bär tritt einen Schritt zurück und schaltet mit einem Seitenblick auf Silke den Strom wieder ein. Noch sind die Kühe nicht entlassen, noch gehören sie in des Bären Welt. Noch brauchen sich Bär und Kühe gegenseitig.

Dann schlurft er so langsam nach Hause zurück. Kein Schweben wie auf dem Mond, kein motiviertes Gerenne bergauf. Langsam, nachdenklich. "Mal daran denken, dass es mehr gibt, als zu arbeiten..." hat grad jemand, nicht irgend jemand, zum Bären gesagt. Und der fragt sich jetzt, mit welchem Risiko das verbunden ist. Was das für Folgen hätte, für des Bären Seele, mal anzuhalten und zu schaun, wo er eigentlich steht. So überhaupt. Und so. Wie tief er fällt, wenn er sich nicht mehr an der Arbeit festhält, oder am Schreiben, oder an den Töchtern und Freunden. Also nur er selbst. Und eine Menge offener Fragen. Eine Menge Leere - oder auch Potenzial, wer weiß das schon. Eine Menge Vergangenheit. Aber welche Zukunft?

Die Musik wechselt die Richtung, immer noch melancholisch, aber nicht wirklich traurig. Der Bär liest auf dem Bildschirm Wörter, Sätze, versucht, Sinn hinein zu deuten, Stimmungen herauszulesen, Farben hinter den Zeichen zu erkennen.
Neben ihm sitzt auf dem Schreibtisch eine kleine Kuh, im grünen Kleid, mit Gießkanne und Blume auf dem Arm. Und wartet drauf, verpackt zu werden. Aber der Bär zögert. Er ist sich nicht mehr sicher, wo sie eigentlich ankommen würde.
Auf dem Bildschirm verdichten sich in einem kleinen Fenster die Worte einer Diskussion zu einem Gefühl aus der Veragngenheit, einem guten, vertrauten.
In einem anderen Fenster hängen dunkelschöne herzblutfarbene Worte in der Luft, die - selbst ungeschrieben - Fragen aufwerfen, eine wärmende innere Unruhe erzeugen, die schon lange nicht mehr da war.
Tja - Sackgassen, Hohlwege, Rückzüge, Umwege, Labyrinthe, Wege in den Nebel... Es wär ja auch langweilig, wenn es immer nur geradeaus gehen würde. Wo sollte denn die Weite der Seele herkommen, wenn alles immer so einfach wäre...

Die Musik wechselt wieder. Powersound. Gut. Also Schluss mit Kopfhängen lassen und dunklen Grübeleien. Jetzt wird Sisyphos den Berg hochgetragen. Zumindest auf Arbeit. Erst einmal... :o)

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Mittwoch, 11. April 2007
Zwischenstopp...
Was bleibt übrig, wenn der Stress von einem abfällt?
Die bleierne Müdigkeit ist nahe dran, einem zu suggerieren, man sei nur noch eine leere Hülle.
Fast glaubt man’s, da mischt sich in diese Müdigkeit etwas anderes. Eine ungeahnte Leichtigkeit, ein Lächeln, das keinen Mund und keine Augen braucht, eine Melodie, die altbekannt und trotzdem ewig ersehnt klingt, eine Wärme, die von ganz ganz tief innen kommt und sich mit keinem Thermometer messen lässt…
Man selbst ist ein einziges, wenn auch müdes Lächeln. Und man fällt mit solcher Macht und Wonne in den imaginären Strandsand, dass die J*ever-Werbung dagegen hölzern und kalt wirkt.
Hey, denkt man sich, gibt es da wirklich noch etwas, was man noch nicht kannte, was man nicht erhoffte, was unerwarteter kommt, als die Lottogesellschaft?
Die Sonne gräbt sich durch die geschlossenen Augenlider und schiebt ihre herzliche Wärme durch Ärmel, Hosenbeine, Knopflöcher. Der Himmel scheint weit und unendlich wie nichts anderes, und doch so nah, dass man Angst hat, zu schnell wieder aufzustehen, um sich nicht den Kopf zu stoßen.
Was um alles in der Welt ist das?
Und dann öffnet man die Augen und weiß, endlich, endlich ist es Frühling.
Endlich kann man ihn fühlen, ihn riechen, ihn durch die Hände rieseln lassen. Man hat die Muße, selbst Teil des Frühlings zu werden…

Und genau das werde ich die nächsten Tage auch tun. Es ist wieder etwas geschafft im Bärenleben, es ist wieder etwas dazugekommen, was sich nicht mehr streichen lässt aus des Bären Geschichte. Dinge, Erfahrungen, vor allem aber auch Menschen.
Und es ist ein wenig Zeit, die eigene Seele zu pflegen, die ihrerseits auch gerade wieder ein Stück größer wird. Zeit zum Luft holen. Frühlingsluft. Zeit zum Herumschauen. Frühlingsfarben. Viel Hoffnungsgrün. Und selbst das Schwarz erscheint in einem überraschend neuen Licht… :o)
Der Bär fühlt sich wohl!
Und die Kühe sind voller Hoffnung, bald ein neues Abenteuer erleben zu können. Es muss ja nicht wieder der Mond sein… :o)

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