Freitag, 10. März 2006
Kuhrage...
kuhlumbus, 00:16h
Auf dem Weg zur Straßenbahnhaltestelle kam mir heute morgen eine Frau mit einem riesigen schwarz-weiß gescheckten Regenschirm entgegen. Echt! Abgesehen davon, dass es ein Zeichen dafür war, wie nass der fallende Schnee inzwischen ist, hielt ich es auch für einen Beweis wachsender Kuhrage unter den Leuten. Man demonstriert ganz öffentlich seine Zuneigung zum Kuhratorium. Das find ich klasse!
Als die Frau näher kam, sah ich, dass alles ganz anders war. Das schwarz-weiße Muster war nichts anderes als ein Fußball, versehen mit einem dezenten Hinweis auf die Weltmeisterschaft im Sommer.
Jetzt könnte man vielleicht überlegen, wie viele Kuhhäute so eine Fußballweltmeisterschaft einschließlich des ganzen Merchandisings und Kickerbooms auf dem nicht vorhandenen Gewissen hat. Aber diese Rechnungen verschiebe ich lieber auf den Juni. Wenn die richtige Weltmeisterschaft anfängt. Die WM mit den Fußballern, und nicht mehr die, „Klinsmann gegen den Rest der Welt“, oder umgekehrt. (Es weiß ja keiner mehr, wer in diesem Falle eigentlich den Heimvorteil hat.)
Auch meine Heimatstadt Leipzig bereitet sich schon massiv auf die WM vor. Zum Beispiel baut man seit einigen Jahren (oder Jahrzehnten?) an dem Haltestellenkomplex vor dem Hauptbahnhof. Es ist zwar noch lange nicht fertig, trotzdem gibt es die ersten sportlichen Erfolge zu vermelden. Die Haltestellen werden nämlich nicht nur breiter, sondern auch länger, viel länger. (Vielleicht fahren zur WM extra-lange Straßenbahnen, wer weiß.)
Und das führt jetzt zu folgendem Phänomen: Man steht auf dem Bahnsteig und lauert auf seine Bahn. Wenn man rechtzeitig erkennt, in welchem Abschnitt der Haltestelle die Bahn hält, hat man gute Chancen mitzukommen. Allerdings ist das nicht ganz so einfach. Wegen der Abzweigungen und Weichen kann es passieren, dass die eigentlich vorne liegende Bahn auf den letzten Metern noch von einer anderen abgefangen wird.
Die cleveren Leute stehen deshalb ziemlich genau in der Mitte, und da Leipzig voller cleverer Leute ist, stehen ganz ganz viele Leute in der Mitte. Und wenn dann die Bahnen kommen, gibt es jedes Mal eine hübsch anzusehende Dynamik auf dem Bahnsteig. Ein sich vermischendes Hin und Her, ein kaum berechenbares Vor und Zurück - ein kleiner Hauch von sportlichem Wettkampf weht über die Haltestelle. Wer sich in die höheren Spielklassen kämpfen will, praktiziert das Ganze mit richtig viel Reisegepäck. Beziehungsweise Arm in Arm mit Freund, Freundin oder einem ähnlichen Handicap.
Neben den Chaostheoretikern der Uni könnten auch die Verantwortlichen der Fußball-WM an dieser Stelle ein paar wertvolle Erfahrungen sammeln. Über das Potenzial des Herdentriebes zum Beispiel, und über seine Grenzen. Oder über die Auswirkungen gezielter Desinformationen auf eine in Bewegung befindliche Menschenmasse. Oder so etwas in der Art. Vielleicht tun sie das auch bereits, die obligatorischen Überwachungskameras sind sicher schon installiert.
Ich selbst werde den Hauptbahnhof jetzt ein paar Tage nicht sehen. Ich bin unterwegs nach Norden, dorthin, wo ich eigentlich herkomme. Also sitze ich wieder im überheizten Zug, baue ein mentales Schutzschild gegen die umherschwirrenden Viren auf (habe das Spaghettisieb natürlich vergessen) und denke an Wasser, an schneebedeckte Strände, an tote Schwäne. Und ohne Frage auch an Kühe. Klar.
Als die Frau näher kam, sah ich, dass alles ganz anders war. Das schwarz-weiße Muster war nichts anderes als ein Fußball, versehen mit einem dezenten Hinweis auf die Weltmeisterschaft im Sommer.
Jetzt könnte man vielleicht überlegen, wie viele Kuhhäute so eine Fußballweltmeisterschaft einschließlich des ganzen Merchandisings und Kickerbooms auf dem nicht vorhandenen Gewissen hat. Aber diese Rechnungen verschiebe ich lieber auf den Juni. Wenn die richtige Weltmeisterschaft anfängt. Die WM mit den Fußballern, und nicht mehr die, „Klinsmann gegen den Rest der Welt“, oder umgekehrt. (Es weiß ja keiner mehr, wer in diesem Falle eigentlich den Heimvorteil hat.)
Auch meine Heimatstadt Leipzig bereitet sich schon massiv auf die WM vor. Zum Beispiel baut man seit einigen Jahren (oder Jahrzehnten?) an dem Haltestellenkomplex vor dem Hauptbahnhof. Es ist zwar noch lange nicht fertig, trotzdem gibt es die ersten sportlichen Erfolge zu vermelden. Die Haltestellen werden nämlich nicht nur breiter, sondern auch länger, viel länger. (Vielleicht fahren zur WM extra-lange Straßenbahnen, wer weiß.)
Und das führt jetzt zu folgendem Phänomen: Man steht auf dem Bahnsteig und lauert auf seine Bahn. Wenn man rechtzeitig erkennt, in welchem Abschnitt der Haltestelle die Bahn hält, hat man gute Chancen mitzukommen. Allerdings ist das nicht ganz so einfach. Wegen der Abzweigungen und Weichen kann es passieren, dass die eigentlich vorne liegende Bahn auf den letzten Metern noch von einer anderen abgefangen wird.
Die cleveren Leute stehen deshalb ziemlich genau in der Mitte, und da Leipzig voller cleverer Leute ist, stehen ganz ganz viele Leute in der Mitte. Und wenn dann die Bahnen kommen, gibt es jedes Mal eine hübsch anzusehende Dynamik auf dem Bahnsteig. Ein sich vermischendes Hin und Her, ein kaum berechenbares Vor und Zurück - ein kleiner Hauch von sportlichem Wettkampf weht über die Haltestelle. Wer sich in die höheren Spielklassen kämpfen will, praktiziert das Ganze mit richtig viel Reisegepäck. Beziehungsweise Arm in Arm mit Freund, Freundin oder einem ähnlichen Handicap.
Neben den Chaostheoretikern der Uni könnten auch die Verantwortlichen der Fußball-WM an dieser Stelle ein paar wertvolle Erfahrungen sammeln. Über das Potenzial des Herdentriebes zum Beispiel, und über seine Grenzen. Oder über die Auswirkungen gezielter Desinformationen auf eine in Bewegung befindliche Menschenmasse. Oder so etwas in der Art. Vielleicht tun sie das auch bereits, die obligatorischen Überwachungskameras sind sicher schon installiert.
Ich selbst werde den Hauptbahnhof jetzt ein paar Tage nicht sehen. Ich bin unterwegs nach Norden, dorthin, wo ich eigentlich herkomme. Also sitze ich wieder im überheizten Zug, baue ein mentales Schutzschild gegen die umherschwirrenden Viren auf (habe das Spaghettisieb natürlich vergessen) und denke an Wasser, an schneebedeckte Strände, an tote Schwäne. Und ohne Frage auch an Kühe. Klar.
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morgenstern,
Freitag, 10. März 2006, 00:18
Na dann mal kuhte Reise und erhol dich kuht...
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kuhlumbus,
Freitag, 10. März 2006, 00:50
Angekommen
bin ich schon, *hust*. Das mit der Besserung wird auch noch, danke. :o)
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,
Freitag, 10. März 2006, 17:43
kuhrage zeigen oder kuhfladen werfen?`
es stellt sich ja nicht nur die frage, wieviele kühe für fußbälle gemordet wurden, sondern auch unter welchen bedingungen diese produziert werden! die großen marken lassen dies natürlich wo es billig ist tun - z.b. in indien oder pakistan. und in ihrer armut und lanciertem unwissen nähen die freundlichen inder ihre heiligen tiere für 7 cent pro ball zusammen. ohne krankenversicherung, ohne kündigungsfristen falls der nachbar schneller näht oder ähnlichem. doch weil 7 cent für nike, adidas und freunde noch zu teuer ist geht es für die wm2006-bälle nach thailand. dort hat nämlich ein schlauer thai eine maschine gebaut, die kann das auch (weil sie kein "humankapital" benötigt) für die hälfte des geldes und in der hälfte der zeit. aber wem komme ich hier moral, ihr esst du eh alle selber kühe und schert euch sicher noch weniger um die inder, die sind ja soweit weg! außer die auf dem arbeitsamt und die können ja noch nichtmal unsere sprache. jetzt aber raus... aus dem moral-teil.
kommen wir zum angenehmen teil: dem paranoiden verschwörungsteil! die behnsteige vor dem leipziger hauptbahnhof sind nämlich nicht nur sinnlos lang und hässlich und tatsächlich seit unpassender zeit in bau (ein verkehrschaos ist das hier, dennoch hat keiner was gesagt als die fahrkartenpreise unverschämt "dolle" - wie man hier sagt - angehoben wurden [zur gleichen zeit wurde das kontrollpersonal verdoppelt!]), sondern sind auch noch ohne glas- oder andersartigen flächen versehen, sodass du dir beim kleinsten wind den übelsten schnupfen wegholst und permanent frierst [was hat das z.b. mit demonstrierenden ärztekamemrn zu tun?]. dazu kommt das man diese warte-"häuschen" mit einem solch schrecklichen licht ausgestattet hat, dass man schon beim vorbeigehen aggressiv wird [soetwas wissen die designer!]. vom drunter warten erhöht man sogar eventuell die statistik der amokläufer - auch so etwas wo unser dorf namens leipzig wieder am ende der rangliste steht, es sind nämlich nur 2 pro jahr. vom an der straßenbahnhaltestelle schlafen kann man ganz absehen, aber unsere obdachlosen mitbewohner wollen wir zur wm2006 ja sowieso nicht sehen...
puh... ich wünsche euch - glaubt es - ein schönes wochenende.
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kuhlumbus,
Samstag, 11. März 2006, 00:40
Vielleicht
sollte ich noch ein wenig an der Küste bleiben, bis an der Haltestelle ein angenehmeres Licht brennt...
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