Freitag, 10. März 2006
Wie bekommen wir die Kuh vom Eis?
Diese Frage stellen sich jeden Tag eine ganze Menge Leute. Finanzberater, Ehetherapeuten, Politiker – na gut, letztere wohl eher weniger.
Hier an der Ostseeküste hat man sich wochenlang eine andere Frage gestellt – Wie bekommen wir die Schwäne vom Eis?
Inzwischen taut das Eis so langsam (zu langsam, sagen die Heringsfischer). Die toten Schwäne verschwinden auch, auf die eine oder andere Weise. Aber selbst, wenn sie in einigen Tagen rein körperlich nicht mehr da sind, wirklich weg sind sie damit noch lange nicht. Doch die meisten Menschen hier oben sehen alles eher gelassen, zumindest die echten Einheimischen. Tote Schwäne gibt es jedes Jahr, Seuchenmatten auf der Straße sind auch nichts neues (öfter mal der Kühe wegen). Wozu Verschwörungstheorien, sagen die Leute, der Mensch ist eben wie er ist.
Also business as usual. Wobei die Leute hier nicht ‚Business’ sagen, sondern einfach nur ‚Lauf der Dinge’.
Wat mutt, dat mutt, sagen sie. "Eine tote Katze, am Virus gestorben? Schlimm, hoffentlich musste sie nicht so leiden. Unsere wurde vom Nachbarn vergiftet (auch wenn er es nicht zugibt). Wenn sie wenigstens überfahren worden wäre … Pandemie? Schlimm. Aber was genau ist das eigentlich? … Presseleute? Für jeden, der herkommt und Panik macht, bleiben Hundert Urlauber weg. Schlimm …"
Fatalismus oder Gelassenheit? Verdrängung oder Bodenständigkeit? Leichtsinn oder Lebensart? Ich bin mir da nicht so sicher. Von der Ferne aus würde auch ich einiges anders machen, einiges anders sehen. Aber wenn ich dann wieder hier bin, wenn ich am Strand des Strelasund stehe und die Wellen auf mich zu rollen sehe (zugegebenermaßen kleine Wellen, aber immerhin), ist alles anders.
Ich bin zu Hause. Wenigstens für ein paar Tage.

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