Sonntag, 20. August 2006
Der Bär. Die Kuh. Und Norwegen. 2
Angeln oder geangelt werden, das ist hier die Frage ... :o)

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Angehakt
„Was? Die Menschen halten einen Stock ins Wasser, mit einem Faden dran, am Ende einen spitzen Haken, da drauf ein zappelnder ekliger Wurm, und die blöden Fische haben nichts besseres zu tun, als drauf herumzukauen?“
Arielle schüttelte den Kopf, während der Bär ihr von wilden Lachsflüssen und fischenden Bärengroßeltern erzählte.
Arielle dagegen stellte sich vor, sie wäre eine Seekuh und würde auf einer Unterwasserwiese grasen. Dann käme so ein Faden herunter. Vielleicht noch mit einem zappelndem Wurm dran. Um nichts in der Welt würde Arielle auch nur ihr Maul aufmachen, wenn das Zeugs in ihre Nähe käme.

Der Bär zeigte auf den Fjord. Gut, er sei nicht mit den reißenden Flüssen zu vergleichen, aber er wisse genau, dass eine Menge Fisch dort zu finden sei. Man müsse nur die Angel ins Wasser halten, um sie einen nach dem anderen herauszuholen. Bei diesen Worten blickte er Arielle aufmunternd an. „Na, wollen wir es nicht mal versuchen?“
Arielle zuckte mit den Schultern. „Warum sollten wir die Fische aus dem Wasser holen? Wenn ich ein Fisch wäre, würde ich doch lieber im Fjord bleiben, als in einer Badewanne zu landen, oder in einem Eimer.“
Der Bär guckte irritiert. „Badewanne? Wie kommst du da drauf? Der gehört in die Pfanne oder in den Räucherofen!“
„Vergiss es! Wie kann man nur andere Tiere fressen wollen! Kein Wunder, dass man bei uns die Bären ausgerottet hat, ihr habt's einfach nicht besser verdient.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und begann demonstrativ die Wiese vor dem Ferienhaus abzugrasen.

Der Bär zuckte mit den Schultern und ging in den Schuppen, um eine Angel zu holen. Mit geschultem Auge suchte er sich eine Stelle am Ufer, von der aus er die Angel richtig weit auf das Wasser hinaus werfen konnte.



Geduldig wartete er darauf, dass das vertraute Zappeln am anderen Ende der Angelsehne zu spüren war. Als Bär war das Wissen darüber, wie man dann zu reagieren hatte, quasi angeboren. Und so erwachten in diesem Moment seine Jagdinstinkte und er wurde ein anderer. Ein wilder Jäger, ein gerissener Fallensteller.
Aber eines wurde er nicht, nämlich schwerer. Und das wäre sehr hilfreich gewesen, bei der Größe des Fisches, den der Bär Minuten später am Haken hatte. Während der Bär noch überlegte, wo er sich am besten festhalten konnte, um den Fisch an Land zu ziehen, zog dieser unter Wasser mit dem Angelgeschirr los. Die Angelrute bewegte sich in hohem Tempo auf das Wasser zu und zog den Bären mit, der sich an der Rute verfangen hatte.

Arielle beobachtete aus den Augenwinkeln das Drama. Ha, dachte sie, da kann der Bär jetzt mal selber sehen, wie es ist, geangelt zu werden. Erst wollte sie zu ihm laufen, um zu helfen. Aber dann dachte sie, er hat ja sonst so eine große Klappe, da könne er sie ja wenigstens um Hilfe bitten.

Der Bär kam gar nicht mehr dazu, um Hilfe zu rufen. Immer schneller bewegte sich die Angel mit ihm auf das Wasser zu. Er dachte noch, dass es ein riesiger Fisch sein müsste, der ihn da in den Fjord zieht, als die Angelrolle sich auf dem Weg ins Wasser zwischen zwei Steinen verklemmte. Durch den plötzlichen Ruck löste sich die Bärentatze aus der Rolle. Aber der Bär hatte schon soviel Schwung, dass er nun in hohem Bogen über die Angel hinweg ins Wasser fiel. Das kalte Wasser umschlang den Bären. Es schien durch das Fell hindurch in den Bären zu dringen und füllte ihn im Innern mit der gleichen Dunkelheit, die er auch um sich herum wahrnahm. Er sank. Das Letzte, an das er dachte, bevor die Dunkelheit ihn ganz ausfüllte war, dass er im nächsten Leben nie mehr angeln würde. Und in diesem wohl auch nicht. Dann dachte er nichts mehr ...

„Hau ruck! Hau ruck! Los du nasser Teddy, spuck gefälligst unser schönes Fjordwasser wieder aus!“
Der Kuhlumbusbär schlug die Augen auf. „Wo bin ich?“



Über seinem Gesicht erblickte er ein breites Grinsen in Schwarz-Weiß. Eine Seekuh? Eine Luftblase am Meeresgrund? Oder war es Methan? Vorsichtig schnuppernd zog er die Luft durch die Nase. Es roch nach Erde, nach Gras, und nach Kuh. Er war an Land.
Das breite Grinsen über ihm nahm so langsam Konturen an. „Ha, unser Teddy lebt!“ Das Grinsen wurde noch breiter.

Zwei Meter weiter stand Arielle und bestaunte das Schauspiel. Eine riesige Kuh kniete über dem Kuhlumbusbären und rüttelte ihn laut lachend an den Schultern.
Noch vor wenigen Minuten hatte Arielle starr vor eisigem Schrecken dem ins Wasser fliegenden Bären hinterher gesehen. Der Bär war sofort untergegangen. Keine Chance, ihn zu retten oder ihm wenigstens was Tröstendes hinterher zu rufen. Und was dann geschah, war beinahe ein Wunder gewesen. Wie aus dem Nichts war die weiße Motoryacht aufgetaucht. An Bord eine riesige Kuh, die ohne zu zögern eine gewaltige Angel ins Wasser gelassen hatte. Und die dann, als wäre es das Einfachste auf der Welt, den Bären aus dem Wasser kurbelte. Wieder an Land, pumpte sie mit einer Gymnastik, die eher nach einer nordischen Kampfsportart aussah, literweise Wasser aus dem Bären.

Kurze Zeit später saßen alle drei bei einem Kaffee auf der Terasse. Während Arielle und der Bär schweigend ihre Tassen in der Hand hielten, war der Redefluss der großen Kuh kaum zu stoppen. Die Rettung des Bären tat sie als Selbstverständlichkeit ab, keine Ursache, gern geschehen, und so. Außerdem käme sie aus dem Norden des Landes, da seien nicht nur die Boote größer, und die Kühe, sondern auch die Fische. Und die Bären. Sie zwinkerte Kuhlumbus zu. Aber nun müsse sie auch wieder los, den Makrelenschwärmen hinterher. Ein letztes Foto zu Dritt unter der Terassenlaterne, und weg war sie, die Makrelenkuh.



Kuhlumbus und Arielle schauten dem verschwindenden Boot hinterher und blieben noch eine ganze Weile am Ufer sitzen. Arm in Arm. Jeder seinen eigenen Gedanken nachhängend.
Der Bär dem Gedanken an den riesigen Fisch, der sicher für eine ganze Woche gereicht hätte. Wenn er ihn an Land bekommen hätte.
Arielle dagegen überlegte, ob sie dem Bären sagen sollte, dass an seinem Hintern jetzt ein Stück Fell fehlte. Das hatte die große Kuh nach dem Hochkurbeln einfach herausgerissen. Damit der Bär nicht sein Leben lang mit dem Angelhaken im Hintern herumlaufen und jedesmal beim Aufstehen Stühle und Kissen hinter sich herschleppen müsste, wie die Makrelenkuh grinsend meinte.
Jetzt sah das Hinterteil des Bären ziemlich komisch aus. Aber er sieht es ja nicht, dachte Arielle. Also halte ich den Mund. Bis zur Rückfahrt ist es vielleicht schon wieder ein wenig nachgewachsen.
Und so blieb sie still und sah gemeinsam mit dem Bären auf die Wellen, die ruhig und beruhigend an den Strand rollten.

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So schön!
Der fliegende Bär und die punkige Kuh in ihrem Wasserflitzer gäben auch einen hinreissenden Film ab, das würde sicher ein Top-Äktschnklassiker. ;-)

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Das
Boot war schon Klasse! Vom fliegenden Bären hat natürlich keiner ein Foto gemacht, wie immer, wenn der Bär sich zu unerreichten Höhen aufschwingt, oder aufschwingen lässt ... :o)

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Jaja
Das ist immer so. Nur nach der Bauch-Landung sind sie plötzlich alle da mit ihren schlauen Sprüchen und Fotoapparaten. ;-)

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Und
mit Sicherheit wird bald der erste Paparazzi das in das Fell gerissene Loch an des Bären südlicher Rückseite entdecken. Und in Großformat veröffentlichen! Fragwürdiger Ruhm. Na ja.

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;-)
Dafür würde ich mir glatt die Gala kaufen.

OT: Haben Sie mein Mail bekommen?

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Die Gala?
Oh, was habe ich da nur angerichtet ... :o)
Vielleicht sollte ich den Bären zu einer ethnischen Minderheit machen, oder lancieren, dass er früher kurzzeitig an der Bienenbetäubungswunderwaffe mitgearbeitet hatte. Unfreiwillig rekrutiert natürlich.
Dann muss man keine Gala kaufen. Dann steht's auch in ZEIT und SPIEGEL. :o)

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Und schwuppdiwupp
sind 150.000 Exemplare seiner Memoiren verkauft und die Maschinen laufen heiss für den Nachdruck.

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Wenn
ich dazu jetzt aber auf einen Schlag auch 80 Jahre alt sein müsste, würde ich's mir aber noch einmal überlegen... :o)

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Kuhgrüße aus Indien
wie schön, die friedlichen Geschichten vom Bären, der Kuh und Norwegen zu lesen, während ich hier inmitten von Straßenlärm, Dreck und Gestank versuche, den riesigen Kuhfladen auszuweichen, die sich wie ein Teppich über die nicht vorhandenen Gehwege ziehen...
Nein, so schlimm ist es gar nicht... ;-)) Viele liebe Grüße jedenfalls von Fussel und Picasso aus dem Land der heiligen Kühe, speziell aus Bangalore in Südindien an den angelnden Bären samt Anhang!!!
:-)

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Hey,
liebe Grüße zurück! Und ich drücke dir die Daumen. Alle. Für alles. :o)
Auch Tschaikowski lässt grüßen. Er sei ganz schön im Stress, sagt er. Die Rolle als Kuhlumbus füllt ihn voll aus, zumal er ja noch ohne Stuntman auskommen muss. :o)

Ansonsten hat mich mein Schreibtisch wieder, aber alles überschaubar und motivierend.
Die Tage geht's dann auf die GC, Spuren vergangener Jahre suchen und neue hinterlassen ...
Und dann zur IFA, dito. :o)

Bis denne
(PS: Mail mal bitte deinen Status in der Firma, wg. möglicher Fettnäpfchen... :o))

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tierisches allerlei nett verpackt.

lebt der bär überhaupt noch?

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Angeln..eindeutig - um mal schnell die Frage zu beantworten ;-) ..obwohl? Geangelt werden hat ja auch was..ach ne..lieber selber angeln..hach..ich verhasple mich hier..dabei wollt ich doch eigentlich sagen:

Schöne Geschichte!! :-))

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Ob
angeln oder geangelt - immer ist ein Haken dabei. :o)

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*lach* Japp, das ist wohl so.. aber es gibt ja schließlich auch kleinere Haken ohne Widerhaken

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Na ja,
aber wie lange soll das halten? Bei so geringem Risiko beißt doch Krehti und Plehti an und man zieht eine Menge Ballast aus dem Wasser. Oder? :o)

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Auch wieder wahr, als Fisch der geangelt wurde gleitet man ja dann mit der Zeit ganz schnell wieder vom Haken runter..so ganz ohne Widerhaken und springt fröhlich die See zurück..

Und als Angler will man auch nicht jeden Fisch angeln, sondern einen ganz besonderen..der sich wunderbar zum Abendessen grillen lässt ;-)

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Ach,
ohne jetzt brutal zu werden, lässt sich metaphorisch/allegorisch trefflich darüber diskutieren, an welcher Stelle der Haken sich verbeißen und wie unwiderruflich fest er sitzen sollte.
Und welches Besteck die Anglerin in der Regel oder im Ausnahmefall zur Hand hat, um den Haken zu lösen, wenn sie meint, den Fisch sicher im Boot zu haben... :o)

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Also die Sache mit dem Besteck..die finde ich ja gar nicht so uninteressant ;-)

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Ja,
hab da in Norwegen einiges mit angesehen. Zum Glück gibts keine Bilder davon. :o)
Aber so ein Hakenlöser sollte immer Bestandteil des weiblichen Sezierbestecks sein. Sonst gibt es so manche Sauerei unromantische Aktion.

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*notierend auf dem Einkaufszettel*..Hakenlöser...

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Aber
einen, der in die Handtasche passt. Nicht so ein Teil, wie die Fischer ihn auf dem Boot haben. Das könnte Verdacht erregen, im großen Teich.

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Oh *grosse Augen* was man da nicht alles beachten muss..

Und was noch? Ich denke da an einen besonderns hübschen schillernden Köder oder die lange Angelschnur..?

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"Große Augen"
war schon ganz richtig, quasi als Echolot, zum Abtasten der Fischgründe ...
Und für tiefe Wasser tatsächlich eine lange Schnur und ein großes schweres Blei. Wobei wir schon wieder bei Puccini wären ... ;o)

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Dann braucht es aber bestimmt "Grosse leuchtende Augen" für den Echolot-Effekt..

und bei der wahl der Köder ist es bestimmt auch wichtig zu wissen, was für einen Fisch man gerne angeln würde..oder gibt es da allround-Köder, falls man sich jetzt noch auf keine Sorte festlegen mag?

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Die
Augen müssen nicht unbedingt leuchten. Das fiele schon fast unter "Köder". Apropos Köder, in dem Fall ist es ja möglich, den Köder auch am hinteren Ende der Angel zu platzieren. Das macht die Angel für die ausgesuchten Opfer nicht selten völlig unsichtbar. Sehr praktisch.

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Und wie schafft es das Opfer dann anzubeissen? Ich meine wenn der Köder nicht im Wasser schwimmt?

..oder es müsste ein fliegender Fisch sein - ja, so ginge es vielleicht ;-)

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Nun,
bei allen männlichen Problemen mit dem Multitasking kriegen die Männer es schon hin, an einer anderen Stelle anzubeißen, als dort, wo das Auge hinschaut.
Vorteile der Steuerung durch das Kleinhirn, tja ...

Und für einen fliegenden, ähm, Fisch, könnte man ja eigentlich in dem Fall ganz auf die Angel verzichten. :o)

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Das beruhigt mich jetzt sehr, dass sich die Männer..ääh..Fische nicht nur auf den schillernden Köder konzentrieren sondern auch auf die anderen Stellen der Angel..die tiefergehenden sozusagen :-)

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Tiefergehend?
Nun ja, kommt ganz auf die Perspektive an. Selbst hinter der Angel gibt es noch die eine oder andere schöne Oberflächlichkeit, an der der männliche Blick hängenbleibt. Und mit ihm der Mann, und Fisch.

Außerdem, tiefergehend aus Kleinhirnsicht sollter eher "herunterwandernd" heißen...

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Das nenne ich eine typische AngelFrau/FischMann Fehlkommunikation ;-)

Die Angel..also, die Frau..ääh..wie auch immer..denkt an die tiefergehenden Werte und der Fisch..Mann..lässt die Blick tiefer schweifen

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